Wann Indoor-Sport das Infektionsrisiko für Covid-19 stark erhöht
Sportliche Aktivität ist gesund und beugt Krankheiten vor, wie zahlreiche Untersuchungen zeigen. Doch wie sieht es in Zeiten der Pandemie mit Indoor-Sport aus? Muss man hier von einem höheren Ansteckungsrisiko ausgehen?
Die Autoren einer neuen Studie der Technischen Universität München haben nun herausgefunden, dass intensiver Indoor-Sport das Ansteckungsrisiko für Infektionskrankheiten wie Covid-19 signifikant erhöht. Grund dafür ist der exponenziell ansteigende Aerosol-Ausstoß bei hoher körperlicher Belastung.
Angesichts möglicher weiterer schwerer Infektionswellen, wollte das Forschungsteam um Henning Wackerhage und Christian Kähler untersuchen, wie sich unterschiedliche Belastungsintensitäten beim Sport in Innenräumen auf das Ansteckungsrisiko für Infektionskrankheiten wie Covid-19 auswirken. Dabei stand die jeweilige Konzentration von Aerosolpartikeln in der Atemluft im Fokus.
Neue Messmethode gibt Aufschlüsse
Mithilfe einer neuen Messmethode war es dem Forschungsteam erstmals möglich zu untersuchen, wie viele Aerosolpartikel pro Minute von einer Person bei unterschiedlichen Belastungsintensitäten ausgestoßen werden.
Teilnehmer des Experiments waren 16 gesunde Männer und Frauen im Alter von 18 bis 40 Jahren.
Während eines Belastungstests auf dem Ergometer mussten diese über eine spezielle Mund-Nasen-Maske gereinigte Luft einatmen. Die Intensität der Belastung wurde stufenweise angehoben, bis hin zur körperlichen Erschöpfung. Die pro Minute ausgeatmeten Aerosolpartikel wurden anschließend gemessen und konnten unmittelbar mit der aktuellen Leistung der Probanden abgeglichen werden.
Bei mittlerer Trainingsintensität moderate Emission
Das Ergebnis: Bis zu einer Belastung von etwa zwei Watt pro Kilogramm Körpergewicht steigt die Aerosolemission bei den Trainierenden zunächst nur moderat, darüber jedoch exponenziell. Heißt konkret: Bei einem Körpergewicht von 75 Kilogramm wird diese Grenze bei rund 150 Watt auf dem Ergometer erreicht. Dies entspricht einer mittelschweren Anstrengung bei Hobbysportlern, vergleichbar der Belastung bei moderatem Joggen.
Aufgrund ihres signifikant größeren Atemvolumens pro Minute, war der Aersolausstoß bei gut trainierten Sportlerinnen und Sportlern bei maximaler Anstrengung im Vergleich mit Untrainierten wesentlich höher. Zwischen den Geschlechtern gab es keinen signifikanten Unterschied, was die Partikelemission betrifft.
Schutzmaßnahmen bei hoch-intensivem Training
Auch wenn die Ergebnisse der Aerosol-Studie nur indirekt auf die Intensität der Virenemission schließen lassen, liefert die Studie Hinweise für notwendige Schutzmaßnahmen bei Sport in Innenräumen. Solange wesentliche Anteile der Bevölkerung nicht ausreichend immunisiert sind, sehen die Autoren der Studie hier Bedarf an Schutzmaßnahmen.
Studienleiter Henning Wackerhage angesichts der Ergebnisse: "Im Idealfall wird ein derartiges (hoch-intensives) Training nach draußen verlegt."
Ist dies nicht möglich, dann plädiert er für Tests, um sicherzugehen, dass keine infizierten Personen am Indoor-Training teilnehmen. Die Trainierenden sollten zudem Abstand voneinander halten.
"Fitte, jüngere Sportler könnten auch mit Mund-Nasenschutz trainieren", so der Experte. Den Betreibern von Indoor-Sportstätten rät er, Klimaanlagen mit hohem Luftumsatz einzusetzen.
Weiters gibt Wackerhage zu bedenken, dass eine geringere Intensität und kürzere Trainingsdauer das Infektionsrisiko reduziert. Bei moderater Belastung, also leichtem bis mittel-intensivem Ausdauertraining sei laut dem Forscher weniger Schutz notwendig. Hier könne das Ansteckungsrisiko durch Abstand und Klimaanlagen minimiert werden.
Die Studie wurde 2022 im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Science publiziert.
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