Wenn die Augen zu kurz kommen
Trocken, müde, juckend – so lässt sich der Zustand unserer Augen nach zwei Jahren Pandemie beschreiben. Schuld ist die stark gestiegene Bildschirm-Zeit in Verbindung mit der stark eingeschränkten Zeit, die wir bei Tageslicht im Freien verbracht haben.
Beim Starren auf Tablets oder Smartphones blinzelt man bis zu fünf Mal weniger, wodurch die Hornhaut weniger befeuchtet wird. Zudem entsteht Kurzsichtigkeit, wenn das Auge kontinuierlich auf etwas fokussiert, das sich nahe am Gesicht befindet. Augenärzte warnen vor einem starken Anstieg von Myopie bei Kindern – ein Effekt, der sich in einer Studie mit chinesischen Schülern bereits gezeigt hat.
Verspannungen: Schwierig, Haltung zu bewahren
Nur die wenigsten verrichten ihre Heim-Arbeit im ergonomisch korrekten Homeoffice. Manche kauern mit Laptop auf dem Sofa, andere sitzen seit Monaten gekrümmt am Küchentisch. Vor den Folgen dieser Entwicklung warnen Physiotherapeuten und Orthopäden eindringlich: Die neuen Problemzonen heißen Handydaumen, Laptopnacken und Mausarm.
Und auch die Füße haben gelitten, berichtet Hans-Jörg Trnka vom Fußzentrum Wien. „Im ersten Lockdown gab es mehr Achillessehnenentzündungen und Fersenspornproblematiken, weil die Leute plötzlich Sport gemacht haben. Auch das viele Barfußgehen zu Hause belastet die Achillesferse.“
Zähne: Bitte nicht lächeln
Aus Angst vor einer Infektion verzichteten viele auf die jährliche Mundhygiene. Auch das regelmäßige Zähneputzen wurde durch den veränderten Tagesablauf in vielen Haushalten vernachlässigt. In den USA meldeten 70 Prozent der Zahnärzte zudem einen Anstieg von Bruxismus, also stressbedingtem nächtlichem Zähneknirschen. Daraus ergaben sich häufig Kiefergelenkprobleme sowie abgebrochene oder abgekaute Zähne.
Eine deutsche Studie zeigte jedoch auch positive Effekte: Nicht jeder wurde im Lockdown zum Zahnputzmuffel, manche putzten sogar wieder öfter – motiviert durch den Mundgeruch unter der Maske.
Fitness: Corona-Kilos versus Heimtraining
Was ist nach fast zwei Jahren Corona geblieben? Bei vielen ein paar extra Kilo. Genau gesagt: 13,6 Millionen Kilo auf ganz Österreich gerechnet, so eine Studie der Arbeitsgemeinschaft für Sport und Kultur (Askö) aus dem Frühjahr 2021. Bei Schönheitschirurgen wurden plötzlich Fettabsaugungen deutlich häufiger nachgefragt.
Doch es gibt auch Positives zu berichten: Noch nie stand das Thema Gesundheit gesellschaftlich so im Fokus. 13 Prozent der von der Askö Befragten hat abgenommen. Digitale Workout-Angebote für daheim, wie z.B. Pilates, haben vielen gezeigt, dass sie auch ohne Gym gesund und fit bleiben – oder werden können.
Teint: Haut verdeckt im Mittelpunkt
Die Zahlen sind wenig überraschend: Das Interesse an Make-up sank laut dem Marktforschungsinstitut GfK im ersten Pandemiejahr deutlich. Dafür erlebte der Hautpflegebereich einen Boom – der auch 2021 anhielt: Mehr Zeit daheim bedeutete auch mehr Zeit, die Haut mit Pflegemasken und Gesichtsmassagen zu verwöhnen.
Letztere spielen laut Psychologen eine weitere wichtige Rolle: Für viele ersetzte die Beautyroutine zumindest ein wenig die fehlenden Berührungen. Effektive Kosmetik rückte außerdem aufgrund zunehmender Hautprobleme in den Fokus – FFP2-Masken sorgen nach wie vor vermehrt für Pickel und Ekzeme.
Frisuren: Mut zu grauen Haaren
2021 war das Jahr der grauen Haare, titelte die Vogue. Nachdem 2020 von Schockzuständen („Was tun ohne Friseur?“) und Eigenregie-Desastern („Das muss doch auch daheim klappen“) geprägt war, hat das zweite Jahr vor allem eines mit sich gebracht: Die Einstellung der Frauen hat sich entspannt. Immer mehr nützen die Isolation, um die grauen Haare herauswachsen zu lassen.
Andere wären froh, wenn überhaupt etwas wachsen würde: Laut einer britischen Studie berichteten fast 80 Prozent der Genesenen von „Post-Covid-Haarverlust“. Dies könnte mit verringertem Appetit zu tun haben – und auch mentaler Stress und Sorgen begünstigen Haarausfall.
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