Herzrhythmus: Warum es wichtig ist, öfters den Puls zu kontrollieren
Zwei oder drei Finger an das Handgelenk an der Innenseite des Daumens legen. Und dann beobachten, ob der Pulsschlag regelmäßig ist, oder ob Unregelmäßigkeiten auftreten. „#takeyourpulse“ – fühle deinen Puls – nennt sich eine neue Initiative der Herzrhythmusgesellschaften aus Europa, Südamerika, Asien und den USA.
„Die Bedeutung des Pulses ist zu wenig im Bewusstsein“, sagt Martin Martinek, Leiter der Abteilung „Innere Medizin 2 – Kardiologie“ am Ordensklinikum Linz Elisabethinen. Völlig zu unrecht:
„Einer von drei Erwachsenen bekommt einmal im Leben ein relevantes Herz-Rhythmus-Problem, meist durch Vorhofflimmern, die häufigste Rhythmusstörung überhaupt“, sagt Martinek. Deshalb wurde heuer erstmals der 1. März – 01/03 – als internationaler „Welt-Pulstag“ begangen.
Gleichzeitig ist auch bei einem von drei Schlaganfällen unbehandeltes Vorhofflimmern die Ursache. Der Ablauf der elektrischen Erregung in den Herzvorhöfen ist gestört, das Blut kann nicht mehr richtig weitergepumpt werden, Blutgerinnsel können sich bilden und ins Gehirn gelangen. Ein Drittel der Betroffenen merkt die Herzrhythmusstörung nicht, sie verläuft ohne Symptome.
Frequenz über 100
„Bei der regelmäßigen Selbstmessung des Pulses kann Vorhofflimmern rechtzeitig entdeckt werden“, betont Martinek: „Der Puls ist komplett unregelmäßig. Es gibt kurze und lange Abstände, die Pulsfrequenz in Ruhe liegt typischerweise über 100 Schläge pro Minute.“ Blutdruckmessgeräte zeigen den Puls als dritten Wert an – „viele notieren sich aber nur die Blutdruckwerte und achten gar nicht auf den Puls“.
Pulsfrequenz
Bei gesunden Erwachsenen liegt der Ruhepuls meistens zwischen 60 und 80 Schlägen pro Minute. Regelmäßig deutlich höhere und niedrigere Werte sollten ärztlich abgeklärt werden.
Blutdruck
Optimal sind Werte unter 120/80 mmHg
Normale Werte liegen zwischen 120-129/80-84 mmHg
Hochnormale Werte zwischen 130-139/85-89 mmHg
Bluthochdruck beginnt bei 140/90 mmHg
Als niedriger Blutdruck gelten Werte unter 90/60 mmHg
Im Optimalfall liegt ein normaler Puls in Ruhe zwischen 60 und 80 Schlägen. „Werte zwischen 80 und 100 Herzschlägen pro Minute sind ein Graubereich“, betont Martinek. „Um von jungen Erwachsenen bis zu alten Menschen alle abzudecken, gilt auch dieser Bereich laut Definition noch als normal. Aber für mich ist es schon auffällig, wenn ein 65-Jähriger ohne Risikofaktoren ständig einen Puls von 95 hat.“
Ein durchtrainierter Mensch kann einen Ruhepuls unter 60 haben, ohne dass dies bedenklich ist. Das Herz ist dann so gut trainiert, dass es mit einem Schlag mehr Blut in die Hauptschlagader pumpen kann. „Auch Medikamente wie Betablocker können die Ursache für einen künstlich erniedrigten Ruhepuls sein“, betont Martinek. Sinkt aber bei einem durchschnittlichem Trainingszustand der Ruhepuls unter 50, so sei auch das auffällig.
Die regelmäßige Selbstmessung des Pulses rät Martinek allen Menschen ab 65 Jahren – ab diesem Alter steigt das Risiko für Herzrhythmusstörungen deutlich an. Bei Jüngeren sind es Menschen mit Risikofaktoren, die besonders auf ihren Puls achten sollten: Personen mit Bluthochdruck, Diabetes, bekannten Herzgefäßerkrankungen, nach Herzinfarkten und Schlaganfällen.
Bei symptomatischen Rhythmusstörungen spüren die Betroffenen einen unregelmäßigen Puls, ein Stolpern in der Brust, Atemnot bei Belastung, aber auch einen Leistungsverlust sowie ein Unruhegefühl.
Bei auffälligen Pulswerten kann der Hausarzt als Erstes ein EKG durchführen. Bei einem Kardiologen ist eine weitere Abklärung mittels Herzultraschall, Langzeit-EKG oder Eventrecorder (zeichnet die nur gelegentlich auftretende Herzrhythmusstörungen auf) möglich. Martinek: „Die rechtzeitige Gabe von Blutverdünnungsmitteln kann Schlaganfälle verhindern.“
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