So etwa Tom Peacock, Virologe am Imperial College in London. Der Ausbruch auf der spanischen Pelzfarm sei "unglaublich besorgniserregend", schreibt er in einem Beitrag des Fachblatts Science. Es handle sich um einen "klaren Mechanismus, wie eine H5-Pandemie starten“ könnte.
"Die derzeitige Situation verdeutlicht das Risiko, dass sich das Vogelgrippevirus H5N1 besser an Säugetiere anpassen und auf Menschen und andere Tiere übergreifen könnte", sagt auch die WOAH. Darüber hinaus können einige Säugetiere, wie z. B. Nerze, als Überträger verschiedener Influenzaviren fungieren, was zur Entstehung neuer Stämme und Subtypen führen kann, die für Tiere und/oder Menschen schädlicher sein könnten.
"Das Virus verbreitet sich wie nie zuvor und verbessert sich zunehmend in Vögeln, es handelt sich um eine Panzootie", sagt Martin Beer, Leiter des Institut für Virusdiagnostik am Friedrich-Loeffler-Institut. Eine Panzootie ist ähnlich wie eine Pandemie, die Ausbreitung einer Krankheit über Länder- und Kontinentgrenzen hinweg. Die Panzootie ist jedoch auf Infektionskrankheiten bei Tieren beschränkt. Das Virus ändere sich sehr schnell, sagt Beer, was es schwierig mache, es einzuschätzen. Die Situation müsse weiter verfolgt werden. Auch laut der Weltgesundheitsorganisation WHO müsse die Vogelgrippe bei Säugetieren "genau beobachtet werden".
Das Risiko für den Menschen sei derzeit gering, aber "wir müssen vorbereitet sein". Was aber soll gegen die Vogelgrippe getan werden?
Angepasster Impfstoff
Laut dem österreichischen Virologen Florian Krammer sie der wichtigste Schritt, Impfstoffe herzustellen, die speziell auf den aktuell zirkulierenden Stamm H5N1 angepasst sind, "was wahrscheinlich schon seit einiger Zeit im Gange ist", wie er auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schreibt.
Zudem müsse geprüft werden, ob die Vogelgrippeviren auf die Grippemitteln, die aktuell zur Verfügung stehen, ansprechen. "Meines Wissens ist das bereits geschehen, und es sieht gut aus", so der Virologe. Vermutlich gebe es für den Menschen auch eine signifikante Immunität gegen das N1-Eiweiß auf der Hülle des Virus.
Zudem müssten Medizinerinnen und Mediziner sensibilisiert werden, dass es sich bei einer atypischen Influenza, die sie diagnostizieren, um H5N1 handeln könnte. Wichtig sei auch, die Menschen zu informieren, "dass sie keine toten oder sich seltsam verhaltenden Vögel oder Säugetiere anfassen sollten".
Geflügel impfen
Auch eine Diskussion über die Impfung von Geflügel gegen die Vogelgrippe möchte Krammer anstoßen. "Aus verschiedenen Gründen wird dies in den USA nicht durchgeführt. Wir können uns über das Für und Wider streiten, aber in China hat es mit dem zoonotischen H7N9 gut funktioniert", sagt er.
"Und wir müssen generell über sichere Haltungsmethoden diskutieren", so der Experte - und entwarnt: "Die einzigen, die jetzt wegen der Vogelgrippe in Panik geraten sollten, sind die Vögel."
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