Vegetarische Ernährung bei Kindern: "Ich mag kein Fleisch mehr"

Viele Kinder verzichten auf Fleisch, weil es ihnen nicht schmeckt, oder weil sie keine Tiere essen möchten.
Gestern noch Würstel, heute kein Fleisch mehr – manche Kinder verweigern es, sobald sie erfahren, wie der Speck auf dem Teller hergestellt wird. Andere mögen den Geschmack von klein auf nicht. Kann man Kinder gut vegetarisch ernähren, ohne dass es zu Mangelerscheinungen kommt? Ja, sagt Tilman Kühn, Ernährungswissenschafter an der Universität Wien sowie an der Medizinischen Universität Wien. Es sei aber aufwändiger, da man mehr auf die Nährstoffversorgung achten muss. „Viele Nährstoffe aus Fleisch oder Fisch sind auch in pflanzlichen Lebensmitteln. Sowohl bei Mischkost als auch bei vegetarischer Kost ist aber die Vielfalt wichtig“, sagt Kühn.
Milchprodukte, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und heimische Superfoods wie Nüsse und Kürbiskerne sind gute Lieferanten für Nährstoffe, die sonst über Fleisch aufgenommen werden. Eisen und Zink lassen sich etwa gut über vegetarische Quellen wie Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide zuführen. Wichtig ist aber, etwas Säurehaltiges dazu zu geben, etwa einen Fruchtsaft, um die Nährstoffe besser aufzunehmen.
Studienlage
Eine dreijährige kanadische Studie zeigte, dass vegetarische Kinder gleich groß, gleich schwer sind wie fleischessende Kinder und gut mit Nährstoffen versorgt. Auch deutsche Studien zeigen eine gute Nährstoffversorgung bei vegetarischen Kindern.
Empfehlung
Die Nationale Ernährungskommission sowie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung befürworten vegetarische Ernährung bei Kindern, von veganer Ernährung raten sie derzeit ab.
Mängel
Kommt es zu Symptomen wie rasche Ermüdbarkeit, Blässe, Appetitlosigkeit oder Kopfschmerzen könnte ein Nährstoffmangel dahinterstecken, der ärztlich abgeklärt werden sollte.
Pflanzenöle statt Fisch
Omega-3-Fettsäuren lassen sich etwa über Öle wie Raps- oder Leinöl zuführen. „Omega-3-Fettsäuren sind in fettreichen Fischen enthalten. Die wenigsten essen davon ausreichende Mengen. Die Versorgung ist dennoch relativ gut, weil es gute pflanzliche Quellen gibt“, betont Kühn. Damit Kinder nicht zu Puddingvegetariern werden, also vor allem ungesunde, vegetarische Speisen essen, brauche es ein vielfältiges Angebot. Das gelte genauso für fleischessende Kinder. „Jede Ernährungsform sollte dem Kind von Anfang ermöglichen, Vorlieben zu entwickeln. Kommen gesündere Lebensmittel vorübergehend nicht gut an, muss man sich keine Sorgen machen, solange aus den großen Nahrungsmittelgruppen, also etwa Obst und Gemüse, etwas dabei ist“, rät Kühn.
Unterstützen könne eine Ernährungsberatung. Auch Babys können vegetarisch ernährt werden. Mittlerweile gibt es auch Breigläschen mit Ersatzprodukten wie Erbsenprotein oder Soja. Beim Kauf empfiehlt der Ernährungsexperte aber auf die Zusammensetzung zu achten. „Salz und gesättigte Fette, die bei tierischen Produkten nicht gesund sind, sowie hoch verarbeitete Lebensmittel sind auch bei vegetarischen Ersatzprodukten ungesund.“ Etwas schwieriger sei die vegane Ernährung von Kindern. „Theoretisch können alle Nährstoffe abgedeckt werden, man muss sich aber sehr gut auskennen. Eine Empfehlung von den Fachgesellschaften gibt es dazu bisher nicht, da Daten noch fehlen“, sagt Kühn. Erste Studien laufen aber.
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