OP-Termine und Medikamenten-Vorrat im Blick haben
Wer gerade eine Herz-OP hinter sich gebracht hat, sollte mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin abklären, inwieweit eine Reise schon möglich ist. Die Herzstiftung informiert hier über die empfohlenen Zeitintervalle.
Bei Flugreisen gehören Krankenunterlagen und ausreichend Medikamente ins Handgepäck. Wer einen Herzschrittmacher oder Defibrillator in seiner Brust trägt, der sollte den Ausweis für das Gerät bei Sicherheitskontrollen am Flughafen vorzeigen. Durch die Kontrollschranken (jene, die aussehen wie Türrahmen) kann man guten Gewissens gehen, eine Untersuchung mit einem händischen Metalldetektor direkt über den Brustbereich ist eher ungünstig.
Langes Sitzen bei Langstreckenflügen bringt die Gefahr einer Thrombose mit sich, die zur Lungenembolie führen kann. Mit dem Arzt sollte je nach Risiko besprochen werden, ob Thrombosestrümpfe und Heparinspritzen ratsam sind.
Herzinsuffizienz und Hitze: Auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr achten
Bei der Wahl der Urlaubsdestination sollten herzkranke Menschen die klimatischen Bedingungen vor Ort bedenken. Sehr hohe Temperaturen von etwa 30 Grad und mehr können ohne Vorsichtsmaßnahmen gerade bei älteren und chronisch kranken Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzschwäche und koronarer Herzkrankheit (KHK) beispielsweise einen Kreislaufkollaps oder Herzrhythmusstörungen auslösen. Aber auch Patienten mit Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus, Lungenerkrankungen oder einer Demenz sind durch Hitze gefährdet.
Besonders in der Kombination aus Herzerkrankung, Hitzeperiode über 30 Grad und medikamentöser Therapie sieht der Kardiologe Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, eine „gewisse Gefährdung“: Speziell bei Patientinnen und Patienten mit Herzschwäche, die wassertreibende Medikamente, sprich Diuretika, einnehmen und bei denen die Trinkmenge ohnehin eingeschränkt ist, könne es zu einer ungünstigen Kombination des Wasserverlustes kommen. „Der Körper kompensiert die Hitze durch Schwitzen und verliert zusätzlich an Flüssigkeit durch die Diuretika“, präzisiert Voigtländer. Um einen Flüssigkeitsverlust zu vermeiden, sollten Betroffene auf eine ausreichende Trinkmenge achten. „Aber sie sollten auch nicht zu viel trinken, denn eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr kann bei Herzkranken zur Verschlechterung ihrer Herzleistung führen.“ Durch tägliches Wiegen morgens vor dem Frühstück, nach dem ersten Gang zur Toilette, können Herzschwäche-Betroffene kontrollieren, ob sie zu viel Flüssigkeit aufnehmen. Hinweis darauf gibt eine Zunahme von mehr als einem Kilogramm Körpergewicht von einem Tag auf den anderen.
Bluthochdruckpatienten: Hitze kann Schwindel durch Blutdruckabfall auslösen
Für Menschen mit Bluthochdruck kann Hitze ebenfalls ein Risiko darstellen, weil der Organismus auf die hohen Temperaturen reagiert, indem er durch Gefäßweitung die Blutzirkulation mehr an die Peripherie zur Haut verlagert und so der Blutdruck abfällt. Senken zusätzlich Arzneien den Blutdruck, besteht aufgrund eines zu niedrigen Blutdrucks die Gefahr von Schwindel und Bewusstlosigkeit. Deshalb raten Fachleute dazu, gerade bei Hitze öfter mal den Blutdruck zu kontrollieren. Fällt der Blutdruck unter einen Wert von 100 mmHg (systolisch), ist die Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin ratsam. Umgekehrt kann der Blutdruck bei einigen Patientinnen und Patienten aber auch stark ansteigen, weil der Körper bei Hitze unter großen Stress gerät.
„Bei blutdrucksenkenden Medikamenten wie Betablockern, ACE-Hemmern, Sartanen und Calciumantagonisten – ebenso bei den Diuretika für Herzschwächepatienten – kann wegen längerer extremer Hitze eine Änderung der Dosierung notwendig werden“, erläutert Kardiologe und Pharmakologe Meinertz. Herzpatientinnen und -patienten sollten deshalb die Dosierung ärztlich überprüfen lassen und besprechen, welche Medikamente bei heißem Wetter wie lange reduziert werden können.
Große Höhen und Luftverschmutzung: Stresstest für Herz und Gefäße
Auch Aufenthalte in großen Höhen können dem Körper zusetzen. Das kann nicht nur bei Wanderungen in den Bergen, sondern auch bei Aufenthalten in hoch gelegenen Regionen im Zuge von Kulturreisen passieren.
Bei leichter körperlicher Aktivität gilt dabei als kritische Grenze eine Höhe von 2.500 Meter, bei intensiver Belastung (Berganstieg) liegt diese schon deutlich darunter. Mit zunehmender Höhe wird die Luft dünner, weniger Sauerstoff gelangt in die Arterien, die Herzschlagrate steigt. „Der hohe Puls kann insbesondere Menschen mit einer Herzschwäche enorm belasten“, erklärt Meinertz. „Höhenlagen sowie tropische und arktische Weltregionen sind für Herzpatienten nicht zu empfehlen. Das Klima dort strengt das Herz-Kreislauf-System einfach zu sehr an“, sagt er. Es sei sinnvoller, ein Urlaubsziel mit gewohntem Klima zu wählen.
Bei Städtereisen sollten sich Herzpatientinnen und -patienten über die dortige Luftqualität kundig machen. Schadstoffe in der Luft, neben Feinstaub beispielsweise Kohlenmonoxid und Stickoxide, können Entzündungen begünstigen und Gefäßerkrankungen wie Ablagerungen in den Wänden der Arterien (Arteriosklerose) befeuern. Gefährdet sind unter anderem Patienten mit KHK, Herzrhythmusstörungen oder Bluthochdruck. Informationen zur Luftqualität an vielen Orten der Welt sind hier abrufbar: waqi.info/de
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