Hoffnung bei Herzschwäche: Forscher konnten erstmals Zellen regenerieren

Eine Illustration eines Herzes.
Ein Team der Medizinischen Uni Innsbruck schaffte es, den Herzmuskel anhaltend zu verbessern. Das Stoßwellengerät soll 2025 auf den Markt kommen.

Jahrelang hat ein Team an der Medizinischen Universität Innsbruck an der Methode zur Behandlung von ischämischer Kardiomyopathie – Herzmuskelschwäche – geforscht. Die Betroffenen (etwa 1,4 Mio. Menschen weltweit, Tendenz steigend, im Durchschnitt 68 Jahre alt) leiden unter Kurzatmigkeit und einer eingeschränkten körperlichen Leistungsfähigkeit, die zu einer verminderten Lebensqualität führt.

Das Leben dieser Patienten verbessert sich jedoch schlagartig, wenn gleichzeitig mit einer Bypass-Operation eine Stoßwellentherapie am offenen Herzen durchgeführt wird. "Erstmals ist es damit möglich, den Herzmuskel substanziell und anhaltend zu verbessern", sagt Michael Grimm, Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Herzchirurgie. Sein Team unter der Leitung von Johannes Holfeld konnte dies nun in einer klinischen Studie nachweisen. Die Ergebnisse wurden im European Heart Journal veröffentlicht. 

"Spektakuläre" Ergebnisse

Den Wissenschaftern gelang es, geschädigte Herzmuskelzellen mit Stoßwellentherapie als Ergänzung zur Bypass-Operation wieder aufzuwecken und damit die Pumpleistung des Herzens nachhaltig zu verbessern. "Wir wissen, dass alle fünf Prozentpunkte Verbesserung der Pumpleistung eine signifikante Reduktion der Spitalswiederaufnahmen und eine Verlängerung der Lebenserwartung bringt. Unsere Methode hat im Schnitt eine Verbesserung von fast zwölf Prozentpunkten gezeigt. Das ist spektakulär", erklärt Projektleiter Holfeld.

Hoffnung bei Herzschwäche: Forscher konnten erstmals Zellen regenerieren

Johannes Holfeld (re.) hält das Stoßwellengerät während einer Bypass-Operation in der Hand. 

Die Behandlung mit Stoßwellen hat sich in zwei Patientengruppen – die Hälfte erhielt die standardisierte Bypass-Operation, die zweite Gruppe die Kombination Bypass und Stoßwellen – als so effektiv herausgestellt, dass sie vorzeitig beendet wurde. Inzwischen liegen Langzeitergebnisse der ersten, vor vier Jahren im Rahmen der Studie behandelten Patienten vor. "Wir sehen, dass der Effekt stabil bleibt. Das Herz erholt sich und bleibt fit", sagt Grimm.

Gerät soll bald auf den Markt kommen

Stoßwellen sind spezifische Schalldruckwellen, die von der Zelloberfläche Vesikel, kleine Bläschen, abscheren. Diese Vesikel enthalten Substanzen, die TLR-3 (Toll-like-Rezeptor-3) aktivieren, einen Rezeptor des angeborenen Immunsystems. "Wir konnten nachweisen, dass über diesen Rezeptor Effekte vermittelt werden, die einerseits dazu führen, dass sich Bindegewebszellen in Gefäßwandzellen umwandeln und sich andererseits dann Blutgefäße neu bilden. Das bedeutet, dass in den chronisch mit Blut unterversorgten Herzmuskel neue Blutgefäße einsprossen und dieser dadurch wieder aktiv zur Pumpleistung des Herzens beiträgt", beschreibt Holfeld die Methode. 

Zur Entwicklung und Produktion des Geräts wurde das Unternehmen Heart Regeneration Technologies GmbH gegründet, das ebenfalls in Innsbruck angesiedelt ist. Holfeld erwartet, dass das Stoßwellengerät für die direkte Anwendung am Herzen Anfang 2025 auf den Markt kommen wird. Die Experten gehen davon aus, dass mehr als ein Drittel aller Herzschwäche-Patienten von der Behandlung profitieren – nämlich jene, die unter einer stark eingeschränkten Pumpleistung leiden. 

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