Überraschend: So gesund sind Chilis für Herz und Hirn

Chili auf einem Markt in Jakarta in Indonesien.
Ergebnisse einer Studie verblüfften Forscher. Mit derart deutlichen Effekten auf das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall hatten sie nicht gerechnet.

Viel frisches Gemüse generell, Obst, Nüsse, Olivenöl, Fisch, gelegentlich helles Fleisch: Eine derartige "mediterrane" Ernährungsweise ist seit Langem als eine Maßnahme zur Reduktion des Risikos von Herzinfarkt oder Schlaganfall bekannt. Jetzt aber hebt eine italienische Studie einen Bestandteil der Mittelmeerkost besonders hervor: Die scharfen Chilischoten. Wer diese Paprikasorten regelmäßig konsumierte, senkte sein Sterberisiko bezogen auf alle Todesursachen im Untersuchungszeitraum (rund acht Jahre) um immerhin 23 Prozent – im Vergleich zu Chili-Verweigerern.

Wer Chilis vier Mal in der Woche (oder öfter) zu sich nahm, reduzierte sein Risiko, speziell an den Folgen eines Herzinfarkts zu sterben, sogar um 40 Prozent. Die Studie mehrerer italienischer Forschungseinrichtungen wurde jetzt in der Fachzeitschrift Journal of the American College of Cardiology veröffentlicht.

Tödliche Schlaganfälle halbiert

Über die acht Jahre hindurch wurde von fast 23.000 Einwohnern der Adriaregion Molise der Gesundheitszustand regelmäßig erhoben und mit ihren Essgewohnheiten verglichen. Die sogenannte "Moli-sany Studie" untersucht den Einfluss von Umwelt- und genetischen Faktoren auf Herz-Kreislaufkrankheiten, Krebs und degenerative Erkrankungen wie etwa Demenzen.

Und war bei den Chili-Vielessern schon die deutlich geringere tödliche Herzinfarktrate beeindruckend, so war der Effekt auf die Todesfälle durch einen Schlaganfall noch höher:

Hier sank die Sterblichkeit im Untersuchungszeitraum sogar um mehr als 50 Prozent. Diese Ergebnisse überraschten die Forscher in ihrer Deutlichkeit.

Interessant war auch folgender Umstand: Der positive Effekt eines hohen Chili-Konsums zeigte sich auch dann, wenn die Studienteilnehmer sich insgesamt nicht so gut ernährten, also den Grundsätzen der mediterranen Ernährungsweise nicht in allen Punkten folgten. "Chilis hatten bei jedem, der sie regelmäßig konsumierte, einen schützenden Effekt", sagte Marialaura Bonaccio, Erstautorin der neuen Studie.

Erste Hinweise bereits 2017

Bereits 2017 zeigte sich in einer großen Untersuchung der Universität von Vermont, dass sich der Verzehr von Chilis lebensverlängernd auswirken kann. Studienteilnehmer, die sie regelmäßig aßen, hatten ein um 13 Prozent geringeres Risiko für einen verfrühten Tod.

Noch nicht bekannt sind die genauen biochemischen Mechanismen, die für diesen Schutzeffekt sorgen. Verantwortlich für den scharfen, brennenden Geschmack der Chilischoten sind die Capsaicinoide, besonders das Capsaicin. Und dieses ist möglicherweise auch der Schlüssel für die positiven Effekte auf die Gefäße.

Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung schreibt auf seiner Homepage, dass bei übermäßig hohem Chili-Verzehr auch Schleimhautreizungen, Übelkeit, Erbrechen oder Bluthochdruck auftreten können.

Allerdings: "Es besteht keine gesundheitsschädigende Wirkung, wenn Chilifrüchte, Zubereitungen aus Chili und entsprechend scharf bis sehr scharf gewürzte Speisen etwa der traditionellen afrikanischen, arabischen, südamerikanischen oder asiatischen Küche im Rahmen des international üblichen Verzehrs gegessen werden." Ganz im Gegenteil: Der Nutzen scheint größer zu sein als bisher angenommen – auch wenn weitere und genauere Studien notwendig sind.

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