Elon Musk schwört darauf, Kim Kardashian – so wird gemunkelt – auch, und selbst auf Social-Media-Plattformen wie Tiktok teilen Userinnen und User ihre Erfahrungen damit. Die Rede ist von Medikamenten wie Wegovy und Ozempic, die – einmal wöchentlich unter die Haut gespritzt – dabei helfen, Gewicht zu verlieren.
Dafür sorgt der Wirkstoff Semaglutid. Er reguliert den Appetit, steigert das Sättigungsgefühl und hat so den Effekt, dass die Nahrungsaufnahme verringert wird. „Das funktioniert im ersten Jahr sehr gut“, sagt Allgemeinmedizinerin Naghme Kamaleyan-Schmied im Gespräch mit dem KURIER. Das sei ein guter Zeitrahmen, um gelernte Muster zu durchbrechen, sich bewusst mit seiner Ernährung auseinanderzusetzen und nachhaltige Veränderungen zu erzielen, so die Expertin.
Diabetes-Medikament
Ursprünglich zur Therapie für Typ-2-Diabetikerinnen und -Diabetiker entwickelt, erkannte man bereits in den Zulassungsstudien das Potenzial des Wirkstoffs für übergewichtige und adipöse Menschen. Nach 68 Wochen Behandlung verloren die mit Wegovy behandelten Probandinnen und Probanden verglichen zur Placebo-Gruppe durchschnittlich 15 Prozent ihres Körpergewichts. Die 1.961 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten davor durchwegs einen BMI (Body Mass Index) von über 30 oder über 27 sowie ein gewichtsbedingtes Gesundheitsproblem, wie etwa Diabetes oder Bluthochdruck.
Hier liegt auch eines der Missverständnisse rund um Wegovy, Ozempic und vergleichbare Medikamente begraben. Sie sind für jene gedacht, die mit starkem Übergewicht zu kämpfen haben, deren Gesundheit darunter leidet und die es auf herkömmlichem Weg nicht schaffen, ihr Gewicht zu reduzieren. „Sie sind nicht dafür gedacht, vor einer Veranstaltung oder einer Verabredung schnell einmal fünf Kilo abzunehmen“, sagt Kamaleyan-Schmied.
Keine Crashdiät
Denn die Nebenwirkungen seien nicht zu unterschätzen: „Kopfschmerzen, Übelkeit, schlimme Durchfälle und Erbrechen. Das wiederum kann zu Störungen im Elektrolythaushalt führen bis hin zu neurologischen oder kardiovaskulären Problemen.“ Darum gehöre die Therapie unbedingt ärztlich begleitet und nicht leichtfertig durchgeführt.
Immer wieder, so erzählt die Ärztin, würden bei ihr Patientinnen und Patienten landen, die sich die Spritzen ohne medizinische Indikation auf anderen Wegen verschafften und nun unter Nebenwirkungen und Komplikationen zu leiden hätten. „Eine Patientin brauchte danach regelmäßige Infusionen.“ Phänomene wie die steigende Beliebtheit des Wirkstoffs unter ohnehin schon superschlanken Hollywoodstars oder Tiktok-Trends, die, beispielsweise in Australien, für Diabetiker bereits zu einer Ozempic-Knappheit führten, sind daher kritisch zu betrachten.
Prinzipiell, meint sie, seien die Medikamente aber für Betroffene ein Fortschritt. So könnten sie Patientinnen und Patienten einen operativen Eingriff ersparen, der bisher als letzte Option zur drastischen Gewichtsreduktion galt.
Auch in Österreich steigt die Nachfrage, sagt die Ärztin. „Es ist ja auch eine schlaue Sache. Sie gehört aber unbedingt in die Hände der Ärzte.“
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