"Österreich ist kein Land der Säufer"

"Österreich ist kein Land der Säufer"
Aber jene 14 Prozent der Bevölkerung, die zu viel trinken, konsumieren rund zwei Drittel der gesamten Alkoholmenge.

Österreich könne "keineswegs als ,Land der Säufer`bezeichnet werden", heißt es in einem neuen Ratgeberbuch des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger. Rund 72 Prozent konsumieren Alkohol in einem unbedenklichen Ausmaß - oder gar nicht. Aber "rund 14 Prozent der Bevölkerung haben einen problematischen Umgang mit Alkohol, rund fünf Prozent sind sogar alkoholabhängig", sagte Alexander Hagenauer, stellvertretender Generaldirektor im Hauptverband, Freitag bei der Präsentation des neuen RatgebersAlkohol zwischen Genuss und Gefahr“ (erschienen in der Reihe "Gesund werden. Gesund bleiben". 

Diese Gruppe konsumiert rund zwei Drittel der in Österreich getrunkenen Alkoholmenge.  Der restliche Alkohol (30 %) wird von jenen Personen konsumiert, die nur in weitgehend unbedenklichem Ausmaß trinken. Wobei bei weiteren 14 Prozent der Konsum nur "relativ unproblematisch" ist.

  • Rund 25 Prozent der alkoholkranken Menschen in Österreich sind Frauen, rund 75 Prozent sind Männer.
  • Durchschnittlich 17 Lebensjahre verlieren männliche Alkoholabängige durch ihre Krankheit.
  • Sogar durchschnittlich 20 Jahre Lebenszeitverlust sind es bei den alkoholkranken Frauen.

Positiv: Seit 1970 ist der Alkoholkonsum in Österreich um knapp ein Viertel zurückgegangen. Da die Alkoholmenge pro Kopf in den Hochkonsumländern Frankreich und Italien aber noch viel stärker zurückgegangen ist, nimmt Österreich trotz des deutlichen Rückgangs seit 1970 in der EU heute einen der Spitzenplätze ein, sagt der Suchtforscher Alfred Uhl von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG).

Jeder irgendwie betroffen

„Das Thema Alkohol betrifft jeden Menschen in der Gesellschaft, direkt oder indirekt“,  so Univ.-Prof. Sergei Mechtcheriakov, leitender Oberarzt an der Uni Klinik für Psychiatrie in Innsbruck und Hauptautor des Ratgebers. Im Schnitt kenne jeder Mensch ein bis drei Personen im Umfeld, die Probleme haben.

Die "Harmlosigkeitsgrenze", die auch in diesem Ratgeber angegeben wird, liegt bei 24 Gramm Alkohol pro Tag für Männer (entspricht 0,6 l Bier) und 16 Gramm Alkohol pro Tag für Frauen (0,4 l Bier). Eine kürzlich veröffentlichte Studie ging von niedrigeren Werten (maximal 100 Gramm Alkohol pro Woche, mit der bisherigen "Harmlosigkeitsgrenze" sind es bei Männern 168 Gramm und bei Frauen 112 Gramm) aus, die kein Problem verursachen. Suchtforscher Uhl betont, dass diese Angaben "nur grobe Richtlinien zur Orientierung" sind und nur für gesunde Menschen gelten. "Es ist auch nicht so, dass diese Mengen gesund, sondern in der Regel nicht schädlich sind."

Positive Effekte?

Zwar gebe es wissenschaftliche Diskussionen, ob kleine Mengen Alkohol bei manchen Menschen eine gewisse gesundheitsfördernde Wirkung  bei Herzgefäßerkrankungen bzw. deren Prävention haben, so Uhl: "Manche Forscher verbreiten das vehement, andere nicht. Es ist sicher nur ein kleiner Effekt, den wir nicht ausschließlich, aber letztlich nicht wirklich klären können."

"Es gibt keine bestimmte Menge an Alkohol, die Ihre Gesundheit fördert", sagte Co-Autorin Lisa Brunner, Leiterin des Instituts für Suchtprävention in Wien. Es gehe beim Alkohol immer darum, Gefühle zu verstärken oder Gefühle zu vermeiden. Sie rät dazu, mindestens zwei Tage in der Woche auf Alkohol zu verzichten. Und: "Probieren Sie einmal, eine Woche gar nichts zu trinken - und schauen Sie, wie Ihr Umfeld reagiert."

Und sie betont: "Suchtprävention bedeutet nicht, den Alkoholkonsum zu verdammen. Es geht um einen verantwortungsvollen Konsum. Zwischen einer völligen Abstinenz und einer Suchterkrankung liegt sehr viel dazwischen."

Der Ratgeber kann kostenlos auf www.hauptverband.at/Onlineshop bestellt werden.

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