"Die Ein- und Durchschlafbereitschaft des Menschen ist von der Körperkerntemperatur abhängig", führt Högl aus. Die Körperkerntemperatur, jene Temperatur, die in den großen Blutgefäßen oder im Bauchraum vorherrscht, ist von der Tagesrhythmik, körperlicher Aktivität und eben auch der Außentemperatur abhängig.
"Normalerweise fällt sie in den späten Nachtstunden bis zum frühen Morgen ab." Im Gehirn sorgt das Melatonin dafür, dass der Körper auf Temperaturabgabe umstellt und die Körperkerntemperatur auf niedrigerem Niveau stabilisiert wird. "Wenn die zentrale Körpertemperatur abfällt, hat man beste Voraussetzungen, gut ein- und durchzuschlafen", erklärt Högl.
Der Körper kann seine Temperatur gut über Körperteile abgeben, die große Oberflächen besitzen, etwa Hände oder Füße. "Wenn sie schön warm sind, sind die Blutgefäße weitgestellt, dann wird Wärme abgegeben. Aber nur, wenn die Umgebungstemperatur deutlich niedriger ist als die Körpertemperatur. Ist die Umgebung annähernd gleich warm, kann keine Wärmeabgabe stattfinden", präzisiert Högl. "Man kommt nicht so gut zur Ruhe."
Tropennacht-Toleranz lässt sich kaum trainieren
Wer keine Klimaanlage besitzt und die Temperatur im Schlafraum nicht steuern kann, ist auf cleveres Lüften angewiesen. "Am besten morgens, wenn es noch einigermaßen kühl ist und erst wieder, wenn die Temperatur drinnen jene draußen übersteigt." Tagsüber sollten Wohnräume bestmöglich vor Sonneneinstrahlung geschützt werden.
Die optimale Temperatur zum Schlafen ist individuell sehr unterschiedlich. "Viele schlafen zwischen 18 und 22 Grad sehr gut. Es gibt auch Menschen, die es deutlich kühler mögen, oder wärmere Umgebungen gut aushalten."
Tropennächte besser zu tolerieren, lässt sich kaum trainieren, sagt Högl. Auch Menschen, die in tropischen Gebieten leben, hätten wohl mit Auswirkungen auf den Schlaf zu kämpfen. "Wobei sich der Mensch normalerweise natürlich schon an die klimatischen Bedingungen, unter denen er lebt, anpasst."
Zunehmende Zahl an Hitzetagen und -nächten ist neu
Für Menschen hierzulande ist die zunehmende Zahl an Hitzetagen und -nächten jedenfalls neu. Je älter man werde, desto enger werde außerdem das Temperaturspektrum, in dem Menschen zurechtkommen. "Wenn man jung ist, ist die Spanne der Wohlfühltemperatur noch größer."
Was hilft laut Schlafexpertin Högl gegen hitzegestörtes Schlummern? "Ein Ventilator sorgt für einen angenehmen Luftzug. Der sollte nicht unbedingt auf nackte Haut treffen, am besten man deckt sich mit einem dünnen Tuch zu", rät Högl. Wird die Wärme unerträglich, kann man sich nachts kalt abduschen. "Oft hört man, dass man lieber lauwarm duschen sollte, um zu vermeiden, dass die Blutgefäße eng gestellt werden. Wenn man aber lange kalt duscht, kann man durchaus die Körperkerntemperatur nachhaltig senken."
Ob lauwarm oder eiskalt: "Nach dem Duschen bietet es sich an, sich nicht ganz abzutrocknen, sondern sich mit noch feuchter Haut auf ein Badetuch ins Bett zu legen. In Kombination mit dem Ventilator finden das viele angenehm."
Mit der Kühle kommen bessere Nächte wieder
Um das Kühlbedürfnis der Menschen hat sich ein Business entwickelt: Kühlende Polster, Matratzen und Decken kann man laut Högl "in Erwägung ziehen: Wenn man auf Schaumstoff liegt, der keine Temperatur abführen kann, ist das eher ungünstig".
Stichwort Material: In welchen Textilien man am besten schläft, ist individuell verschieden. Naturfasern seien im Sommer immer ratsam, "aber man probiert am besten aus, was einem taugt". Im Sommer wie im Winter sollten Schlafräume nicht zu hell und jedenfalls ruhig sein, notfalls helfen Ohrstöpsel aus Wachs.
Die gute Nachricht: Wenn die Hitze vergeht, verschwinden auch dadurch bedingte Schlafprobleme. Högl: "Bleibt zu hoffen, dass sie nicht bis Ende Oktober bleibt."
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