Transplantation: "Einsatz von Schweineherzen früher als 3-D-Druck"
Der Transplantationschirurg Andreas Zuckermann ist Leiter des Herztransplantationsprogramms von AKH und MedUni Wien.
KURIER: Halten Sie ein Herz aus dem 3-D-Drucker in 10 bis 15 Jahren für realistisch?
Andreas Zuckermann: Da bin ich mir nicht sicher. Zwar haben israelische Forscher 2019 einen Prototypen des Organs erzeugt, in der Größe einer Kirsche. Das Gewebe war weitgehend richtig zusammengesetzt und mit Blutgefäßen durchzogen, aber das Herz war nicht funktionsfähig, es gab keinen Herzschlag.
Wie funktioniert das genau?
Zellen des künftigen Empfängers – etwa Fettzellen – werden im Labor zu Stammzellen zurückentwickelt, danach wird ihre Entwicklung in Richtung Herzmuskelzellen angeregt. Aus den Zellen und aus nicht zellulärem biologischem Bestandteilen, etwa Proteinen, wird die sogenannte Biotinte hergestellt. Schicht für Schicht wird dann das Gewebe aufgebaut. Alleine das ist schon komplex, dass sich etwa die Blutgefäße genau an den richtigen Stellen ausbilden. Aber dann muss natürlich auch die Blutversorgung wie im natürlichen Herzen funktionieren, die Muskelzellen müssen sich zusammenziehen, und das klappt bisher noch nicht.
Unlängst wurde in den USA aus Zellen eine Ohrmuschel im 3-D-Drucker hergestellt.
Ohne diese Leistung zu schmälern: Das äußere Ohr hat keine Funktion, die etwa mit einem Herz, das pumpen muss, oder einer Leber und Niere, die den Körper entgiften, vergleichbar ist. Bei diesen Organen müssen verschiedene spezialisierte Zellen wie ein Orchester harmonisch zusammenarbeiten. Diese Interaktionen müssen wir noch viel besser verstehen lernen, damit die Zellen das machen, was von Natur aus ihre Aufgabe ist.
Werden Organe von Tieren, etwa Schweinen, früher kommen als gedruckte?
Ja, definitiv, diese sogenannte Xenotransplantation ist weit fortgeschritten. Die erste Transplantation eines Herzens eines genetisch veränderten Schweins Anfang Jänner in den USA in einen 57-jährigen Mann hat ja prinzipiell gut funktioniert. Aber der Patient war in einem sehr schlechten Zustand, und es gab auch sonst einige Probleme. So wird die Hypothese diskutiert, dass ein nicht entdecktes Schweinevirus die Abstoßung ausgelöst hat.
Was auch immer die Ursache war: Dass das Herz zwei Monate ohne Probleme gearbeitet hat, war für alle überraschend und bereits ein Durchbruch. Bei der internationalen Gesellschaft für Herz- und Lungentransplantationen, deren Präsident ich gerade bin, arbeiten wir gerade an Richtlinien für weitere klinische Studien mit Tierorganen.
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