Top-US-Experte: "Hört zu, Leute! Wir müssen über Österreich reden"

Epidemiologe Eric Feigl-Ding warnt andere Länder vor der Situation in Österreich. Maskenpflicht, Massentests und beschleunigtes Boostern als Weg aus der Krise.

"Hört zu Leute! Wir müssen über Österreich reden und was sie dort machen: Komplettes Chaos als Folge von zu spätem Handeln", schreibt der renommierte US-Epidemiologie Eric Feigl-Ding auf Twitter. Jetzt versuche man hastig die späten Booster-Impfungen und die Auswirkungen der Haltung der "Anti-Vaxxer" zu kompensieren.

In mehreren Twitter-Nachrichten schildert er eindringlich die Situation in Österreich: "Die 5- bis 14-Jährigen haben eine 7-Tage-Inzidenz von 1.800. ... 10-Jährige im Bundesland Salzburg haben eine Inzidenz über 5.000 ... offizielles Meldesystem nahe am technischen Zusammenbruch aufgrund des zahlreichen Testens - was für ein Durcheinander." Und er zeigt auf, dass der Anstieg der Fallzahlen in Österreich "sogar höher ist als in anderen wohlhabenden europäischen Ländern".

Anschließend analysiert er die Situation: "War Österreich mit den Boostern zu spät dran? Ja, wie der Großteil von Europa. Aber Island und UK sind vorne. Und Israel führt bei den Boostern."

Das mache sich für Israel bezahlt: "Israel hatte in der vergangenen Woche bereits drei Tage ohne Todesfälle - das ist return on investment!!!"

Israel habe die Delta-Variante ohne Lockdown besiegt, so Feigl-Ding: "Weil man der ganzen Bevölkerung ab 12 Jahren rasch den dritten Stich ermöglich hat."

Europa habe das nicht getan und leide deshalb jetzt stark.

"Endet nicht wie Österreich, fesgesteckt in einem Lockdown, niemand will das", warnt er. "Der Weg, das zu vermeiden, sind Maskenpflicht,  Massentestungen und Booster-Impfungen."

Und Feigl-Ding warnt auch vor der Entwicklung in Deutschland: "Kommt auch nicht in eine Situation wie Deutschland, wo die Weihnachtsmärkte in München und Nürnberg abgesagt werden."

In einem Update gibt es von Eric Feigl-Ding aber auch Lob für Österreich: "Österreich beschleunigt die Booster-Impfungen - der Abstand zur zweiten Impfung wird von sechs auf vier Monate verkürzt." Und er kritisiert gleichzeitig die US-Arzneimittelbehörde FDA, die den Abstand zwischen zweiter und dritter Impfung nach wie vor mit sechs Monaten festlegt: "Das ist ein Fehler. Die Immunität geht definitiv nach vier Monaten zurück."

Feigl-Ding hat im Jänner 2020 als einer der ersten Experten weltweit vor einer Coronavirus-Pandemie gewarnt. Legendär ist sein "HOLY MOTHER OF GOD"-Tweet vom 25. Jänner 2020: Damals wurde aus China bekannt, wie ansteckend das neue Coronavirus ist.

Mehr als 600.000 folgen Feigl-Ding auf Twitter

Seither zählt Feigl-Ding zu den auf Twitter aktivsten Experten, die wissenschaftliche Fakten erklären und vor den Folgen einer unkontrollierten Virusausbreitung warnen. Mehr als 600.000 Menschen folgen ihm auf dem Kurznachrichtendienst.

"Er warnt andere Länder vor unserem Schicksal", sagt der niederösterreichische Psychologe John Haas, der die Inhalte der Freitag-Pressekonferenz von Regierung und Landeshauptleuten auf Twitter ins Englische übersetzt hat und von Feigl-Ding zitiert wird.

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