Studie zu neuem Corona-Medikament wegen großen Erfolgs abgebrochen
An Medikamenten, die auch bei schwer erkrankten Covid-Patienten im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf erfolgreich eingesetzt werden können, besteht hoher Bedarf. Der Nachteil des bereits zugelassenen Präparats Paxlovid ist, dass es gleich in der Anfangsphase eingenommen werden muss, um einen schweren Verlauf zu verhindern.
Doch es gibt Hoffnung: So erfolgreich, dass sie vergangenen Freitag vorzeitig abgebrochen wurde, war eine klinische Phase-III-Studie des amerikanischen Pharmaunternehmens Veru.
Getestet wurde das Medikament Sabizabulin bei 150 schwer erkrankten Covid-19-Patientinnen und Patienten, die akut von Lungenversagen bedroht waren.
Die Auswertung der Daten ergab, dass Sabizabulin das Sterberisiko um 55 Prozent verringert. Bisher liegt aber nur eine Pressemitteilung des Unternehmens vor.
Die Resultate wurden zwar noch nicht gegengeprüft oder in einem Fachmagazin veröffentlicht, den Abbruch der Studie erklären die Verantwortlichen aber damit, dass es unethisch wäre, das Präparat den mit einem Placebo behandelten Patienten weiter vorzuenthalten. Weitere Daten und Ergebnisse müssen noch ausgewertet werden.
Ergebnisse
Was bisher festgestellt werden konnte: 52 der Erkrankten wurden regulär und zusätzlich mit einem Placebo behandelt. Von ihnen starb innerhalb von 60 Tagen knapp die Hälfte. Die anderen 98 Patienten erhielten bis zu 21 Tage lang neun Milligram des Wirkstoffs zusätzlich zur regulären Behandlung. Von ihnen starben rund 20 Prozent.
Unter den Teilnehmern der Studie gab es sowohl mit der Omikron- als auch mit der Deltavariante Infizierte. Das in einer Kapsel oral oder durch einen Nahrungssonde verabreichte Sabizabulin wirkte bei beiden Varianten gleichermaßen gut, Nebenwirkungen konnten keine festgestellt werden. Das Mittel, das den Transport von Virenpartikeln in den Zellen stört, wirkt sowohl antiviral als auch entzündungshemmend.
Jetzt müssen weitere Daten der Studie ausgewertet werden, danach will der Hersteller Veru in den USA eine Notfallzulassung beantragen.
Kombinationstherapie
Generell stehen zur Behandlung von Covid-19 immer mehr Medikamente zur Verfügung. Forscher der Charité -Universitätsmedizin Berlin haben die Wirkmechanismen von antiviralen und antientzündlichen Substanzen genauer untersucht. In einem Fachartikel beschreiben sie jetzt, dass eine Kombination von beiden Substanzgruppen am besten funktioniert und das Zeitfenster für den Einsatz einer Antikörpertherapie verlängert.
So reduzierten Antikörper alleine in den untersuchten Zellen zwar die Virusmenge effizient, im Modell half das jedoch nicht viel. Denn nicht die Viren schädigen das Lungengewebe, sondern die starke Entzündungsreaktion, die sie auslösen. Die Immunzellen, die die Eindringlinge bekämpfen, schütten Botenstoffe aus, um Verstärkung herbeizurufen.
Die Massen an Abwehrkämpfern, die herbeiströmen, können die Lunge regelrecht verstopfen. „Verschlossene Blutgefäße und instabile Gefäßwände können dann zu einem akuten Lungenversagen führen“, erklärt Emmanuel Wyler, der Erstautor der Studie.
Die besten Behandlungsergebnisse erreichten die Forschenden, als sie die antivirale mit der antientzündlichen Therapie kombinierten. „Eine solche Kombinationstherapie sehen die medizinischen Leitlinien bislang nicht vor“, betont Co-Autorin Geraldine Nouailles.
„Hinzu kommt, dass eine Antikörpertherapie bislang nur bis zum maximal siebten Tag nach Symptombeginn bei Hochrisikopatienten verabreicht werden darf. Der Entzündungshemmer Dexamethason wird in der Praxis erst verabreicht, wenn die Patienten sauerstoffpflichtig werden, also ihre Erkrankung bereits weit fortgeschritten ist. In der Kombination hingegen eröffnen sich ganz neue Zeitfenster der Behandlung.“
Kommentare