Keine Ferien
„Sinnvoll ist, gewohnte Rituale aufrecht zu halten und den Tag zu strukturieren“, sagt Johannes Achammer. Der klinische Psychologe und Lehrer an einer NMS rät zunächst zum Durchatmen und Beruhigen. Ferienstimmung dagegen soll nicht aufkommen, auch der Konsum von digitalen Medien muss auf das übliche Maß beschränkt bleiben. Routinen, wie pünktlich aufstehen und gemeinsam frühstücken, geben Sicherheit.
Lernen am Vormittag
„Es bewährt sich vermutlich, die Lernzeit am Vormittag unterzubringen“, sagt Achammer, selbst Pädagoge. Mit einem Belohnungssystem sollten die Studiosi in Eigenverantwortung zu motivieren sein. Im Privatunterricht mit Kopien oder beim eLearning muss kein Leistungsdruck aufkommen. „Es geht jetzt um eine sinnvolle Beschäftigung von Schülern. Zurück in den Klassen, wird es wohl keine Kontrollen bzw. Sanktionen geben“, sagt der Experte.
Auszeiten nehmen
„In einer beengenden Situation braucht es Auszeiten. Ein Rückzug in ein anderes Zimmer für eine halbe Stunde oder eine warme Dusche können schon helfen, dass sich eine aufgeladene Stimmung beruhigen kann“, sagt Psychologin Hedwig Wölfl vom Kinderschutzzentrum „die möwe“. Intensive Beschäftigung mit dem Nachwuchs kann anstrengen. Es ist bekannt, dass familiäre Konflikte und häusliche Gewalt in Krisenzeiten zunehmen. Umso wichtiger ist es, dass sich Mutter und Vater die Betreuung teilen und dem anderen Freiräume verschaffen. Alleinerziehende müssen sichere außerfamiliäre Unterstützung organisieren. „Es geht nicht darum, die Kinder zu bespaßen, man sollte ihnen Dinge zur Verfügung stellen, aber nicht überall mittun“, rät Achammer. Anregungen müssen zwischendurch reichen.
Sozialkontakte auf Distanz
Das Home wird zum Castle. Die Brücken nach draußen, unabdingbar für das Wohlbefinden, dürfen nicht abgerissen, sie müssen umgebaut werden: „Heutzutage gibt es glücklicherweise einige Möglichkeiten, gut in Kontakt mit seinem Umfeld zu bleiben“, heißt es beim Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie. Lange Telefonate und Videoschaltungen schützen vor Vereinsamung.
Zusammenwachsen in der Krise
„Jetzt ist auch Zeit, zu entschleunigen. Und sich mit den Kindern auseinander zusetzen“, streicht Achammer einen positiven Aspekt des unfreiwilligen Zusammenseins hervor. Familienbande werden gestärkt, wenn das Miteinander – beim Zeichnen, Spielen oder Fernsehen – in den Vordergrund rückt: „Bei aller Aufregung ist Entspannung gefragt.“ Und Urvertrauen. Erwachsene sind aufgerufen, sich den Sorgen der Heranwachsenden zu stellen und zu kalmieren.
Lichtblicke ausmalen
Auch ein Blick in die Zukunft kann helfen. Der Bundesverband für Psychotherapie empfiehlt: Schauen Sie positiv nach vorne und freuen Sie sich darauf, was Sie nach dieser Zeit wieder alles machen bzw. mit wem Sie Zeit verbringen werden. Alles, was bewältigt wird, stärkt.
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