Schützen harmlosere Coronaviren vor schweren Covid-19-Verläufen?

Schützen harmlosere Coronaviren vor schweren Covid-19-Verläufen?
Covid-Patienten mit milden Symptome weisen häufig Anzeichen einer früheren Infektion mit ähnlichen, weniger virulenten Coronaviren auf.

Sie entstammen einer Virusfamilie, machen den Menschen im Falle einer Ansteckung aber nicht immer schwerkrank: Die ersten Coronaviren wurden bereits Mitte der 1960er-Jahre entdeckt. Als Reservoir nutzen sie vorrangig tierische Wirte, sie können aber auch auf den Menschen überspringen – wie etwa im Fall von SARS-CoV-2.

Nicht alle Coronaviren lösen schwerwiegende Krankheitsbilder aus, die meisten saisonal grassierenden Erreger verursachen leichte respiratorische Infektionen, sprich Erkältungen oder einen grippalen Infekt.

Wer schon einmal mit einem harmlosen Erreger der Virusfamilie in Kontakt gekommen ist, könnte bei einer SARS-CoV-2-Infektion glimpflich davonkommen. Zu diesem Schluss kommen Forschende der Stanford University im Zuge einer neuen Studie.

Die Wissenschafter gehen davon aus, dass sich Immunzellen im menschlichen Organismus an frühere Infektionen mit Coronaviren "erinnern", schneller gegen SARS-CoV-2 mobilmachen und so schwere Schäden vom Körper abwenden können.

Körpereigen Zellpolizei

Die besagten Immunzellen, sogenannte Killer-T-Zellen, erkennen von Krankheitserregern befallene Zellen und zerstören diese.

In der Studie, die nun im Fachblatt Science Immunology veröffentlicht wurde, zeigte sich, dass Killer-T-Zellen, die im Blut der kränksten Covid-19-Patienten aufgestöbert wurden, weniger Anzeichen für frühere Begegnungen mit harmlosen Coronaviren aufwiesen.

Ebenfalls wichtig: Natürliche Killerzellen haben ein immunologisches Gedächtnis – sie können sich also an Viren erinnern und so nachhaltige und effektive Immunreaktionen auslösen. In Blutproben von Covid-Patienten mit mildem Verlauf fanden die Forschenden viele Killer-T-Zellen, die sich im Memory-Modus befanden.

"Gedächtniszellen sind bei der Abwehr von Infektionskrankheiten am aktivsten", kommentiert Hauptautor, Immunologe und Mikrobiologe Mark Davis die Erkenntnisse. "Sie sind das, was man haben möchte, um einen wiederkehrenden Krankheitserreger abzuwehren."

Davis hält es für denkbar, dass "Patienten mit schwerem Covid-19-Verläufen zumindest in jüngster Zeit nicht mit ungefährlicheren Coronavirus-Stämmen infiziert wurden, sodass sie keine wirksamen Gedächtnis-Killer-T-Zellen behalten haben."

Plausibel erscheint die Theorie auch vor folgendem Hintergrund: Den Stanford-Experten zufolge sind Coronaviren für rund ein Viertel alle Erkältungen bei Kindern verantwortlich. Und in der Corona-Pandemie hat sich wiederum gezeigt, dass Kinder SARS-CoV-2-Infektionen besser wegstecken als Mitglieder älterer Bevölkerungsgruppen.

Die neuen Erkenntnisse könnten jedenfalls treffsichere Prognosen für schwere Verläufe bei Infizierten ermöglichen.

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