Gesundheit

Schluss mit der Maske: Warum sie Experten dennoch empfehlen

In vielen Bereichen des Alltags muss keine Maske mehr getragen werden. Experten erklären, warum sie dennoch sinnvoll ist.

Von Monika Mueller

22.04.22, 15:06

Fast könnte man ein Gefühl der Normalität entwickeln. Hände werden geschüttelt, Gesichter können an vielen Orten sogar Indoor wieder über die Augenpartie hinaus bewundert werden.

Neben dem Wegfall von 2-G und 3-G (ausgenommen sind Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime) ist auch das Tragen von FFP2-Masken in weiten Teilen des Alltags gefallen. Zuletzt in der Schule (ab 25. April 2022). Verpflichtend ist die Maske derzeit nur noch im lebensnotwendigen Handel, in öffentlichen Verkehrmitteln und Taxis sowie in Pflege- und Behinderteneinrichtungen und in Spitälern.

Dennoch plädieren viele Experten dafür, das Tragen der Maske, abseits der verpflichtenden Bereiche, nicht völlig ad acta zu legen. Die leitende Wissenschaftlerin der WHO, Soumya Swaminathan empfiehlt in einem Interview mit NDTV sogar, das Tragen der Maske über die Coronapandemie hinaus zu überdenken.

Von "schrecklichen Folterwerkzeugen" spricht Public Health Experte Hans-Peter Hutter im Scherz, "sie haben allerdings einen sehr positiven Effekt, weil sie uns erlaubten, so durch die Pandemie zu kommen, dass noch längere Lockdowns vermieden werden konnten“.

Für den Epidemiologen der MedUni Wien ist das Abschaffen der Maskenpflicht ein sich wiederholender Fehler. "Wir haben das schon im Sommer 2020 das erste Mal gesehen, damals wurde die Maske auch abgeschafft – nur drei Wochen später wurde sie wieder eingeführt", erinnert sich Hutter. Zuletzt hatten wir das gleiche Prozedere im März. "Es ist ein Zick-Zackkurs, der medizinisch nicht erklärbar ist, man sollte sinnvolle Automatismen, wie das Tragen der Maske, nicht unterbrechen."

Maske hilft bei infektiösen Atemwegserkrankungen

Der Experte stimmt mit Swaminathan überein, beide empfehlen die Maske in Innenräumen, wo der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Von einer Aufhebung der Maskenpflicht im Supermarkt oder den öffentlichen Verkehrsmitteln raten die beiden hingegen ab.

Swaminathan geht sogar noch einen Schritt weiter: "Wir haben in den vergangenen beiden Jahren gesehen, dass das Tragen von Masken und anderen hygienischen Maßnahmen den weltweiten Ausbruch von allen infektiösen Atemwegserkrankungen reduziert hat. Auch von der jährlichen Grippe, die jedes Jahr 500.000 Menschenleben fordert."

Sie geht daher davon aus, dass uns die Masken noch über die Pandemie hinaus erhalten bleiben. Es wäre sinnvoll, bei jeder Verkühlung in der Öffentlichkeit eine Maske zu tragen und damit die Anderen zu schützen. Ob sich diese Denkweise, die in ostasiatischen Ländern gelebte Realität ist, auch in Europa durchsetzen wird, bleibt abzuwarten.

Absinken der Infektionszahlen

Für die kommenden Monate rechnet Hans-Peter Hutter jedenfalls mit einem weiteren Abklingen der Infektionszahlen, allerdings würde es aufgrund der Aufhebung der Maskenpflicht langsamer gehen. Über den Sommer wäre es wesentlich an einer weiteren Impfkampagne zu arbeiten und die Wiener Testkapazitäten auf ganz Österreich aufstocken.