Wann beginnt die RSV-Saison üblicherweise? Wie verläuft eine Infektion?
Noch gibt es nur vereinzelt RSV-Infektionen, die Hochzeit beginnt laut Kinderarzt Peter Voitl üblicherweise kurz vor Weihnachten und geht oft bis in den April. „Die Symptome unterscheiden sich anfangs kaum von anderen Atemwegsinfekten. Es beginnt mit Husten, Schnupfen und Fieber. Nur beim Abhören lassen sich für Ärzte Unterschiede feststellen“, sagt Voitl. Sicherheit gibt ein Schnelltest, der in Kinderordinationen durchgeführt werden kann. Die Kosten von bis zu 20 Euro müssen privat getragen werden. Voitl: „Es wäre wünschenswert, dass die Tests auf RSV und Influenza von den Kassen übernommen werden. Insbesondere Risikokinder wie ehemalige Frühgeborene, Kinder mit Herzfehler oder chronischen Lungenerkrankungen sind bei einer RSV-Infektion besonders gefährdet.“
Wer bekommt den neuen Impfstoff? Wann soll die Impfung erfolgen?
Die neue RSV-Prophylaxe Beyfortus (Nirsevimab) ist für Neugeborene und Säuglinge in ihrer ersten RSV-Saison zugelassen sowie für Kinder im Alter von bis zu 24 Monaten, die während ihrer zweiten RSV-Saison weiterhin anfällig für eine schwere RSV-Erkrankung sind. Sie muss einmal verabreicht werden.
Laut Gesundheitsministerium soll eine erste Lieferung „in den nächsten Wochen“ in Österreich eintreffen. „Damit können in der laufenden Wintersaison voraussichtlich alle Neugeborenen in der ersten Lebenswoche immunisiert werden, bei denen ein Schutz von den Eltern gewünscht ist“, heißt es. Die Immunisierung soll innerhalb der ersten Lebenswoche erfolgen und in einem ersten Schritt primär von den Krankenhäusern abgewickelt werden. Weitere Lieferungen sind Anfang 2025 geplant. Die Erweiterung des Impfangebots auf weitere Altersgruppen (bis zum vollendeten 1. Lebensjahr) sei in Vorbereitung. Voitl rechnet damit, dass bei ausreichender Verfügbarkeit die Immunisierung in den Kinderarztordinationen verabreicht werden kann – und zwar auch für Kinder, die jetzt bereits geboren sind. „Dass sie zur Verfügung stehen wird, ist extrem wichtig, und wir sind alle sehr froh, dass das gelungen ist“, betont Voitl.
Ab der kommenden Saison sollen zwischen 1. September und 31. März geborene Babys innerhalb der ersten Lebenswoche und zwischen 1. April bis 31. August geborene Kinder ab September vor ihrer ersten RSV-Saison geimpft werden.
Welche weiteren Impfstoffe gibt es und für wen sind sie zugelassen?
Bisher konnten nur Risikokinder mit der in der RSV-Saison einmal monatlich verabreichten RSV-Prophylaxe Synagis (Palivizumab) geschützt werden. Diese gibt es weiterhin und die Kosten dafür werden wie bisher von der Krankenversicherung übernommen. Die Verabreichung ist jedoch aufwändig, da sie chefarztpflichtig ist und monatlich erfolgen muss. Beyfortus soll dies künftig ersetzen.
Seit der RSV-Saison 2023/24 stehen mit Arexvy und Abrysvo auch zwei Impfstoffe für Erwachsene ab 60 Jahren zur Verfügung. Sie sind neben Säuglingen eine zweite Risikogruppe für einen schweren Verlauf und für Komplikationen. Abrysvo ist auch für Schwangere zugelassen. Die Impfung wird laut Impfplan zwischen der 24. und 36. Schwangerschaftswoche empfohlen, wenn der errechnete Geburtstermin zwischen September und März liegt. Über die Plazenta werden mütterliche Antikörper auf das Kind weitergegeben, das so ab der Geburt für etwa sechs Monate geschützt ist. Die Kosten für die RSV-Impfungen für Erwachsene sind privat zu zahlen. Beim Impfservice der Stadt Wien betragen sie für den Impfstoff 246,78 Euro plus Impfhonorar von 11,58 Euro.
Der hohe Preis sei für viele eine Hürde, betont Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin der Ärztekammer Wien sowie Obfrau der Kurie niedergelassener Ärzte. „Es sollte gesetzlich verankert werden, dass Impfungen, die das Impfgremium empfiehlt automatisch in den Gratisimpfplan kommen“, fordert Kamaleyan-Schmied. Auch Schnelltests auf RSV, aber auch andere Erkrankungen wie Influenza und Covid, sollten für alle bezahlt werden und nicht nur für Risikopersonen, wie es derzeit der Fall ist, fordert die Allgemeinmedizinerin.
Sollen sich Schwangere jetzt noch gegen RSV impfen lassen?
Das Gesundheitsministerium rät dazu, dies mit dem behandelnden Arzt zu besprechen. Noch nehmen laut Kinderarzt Voitl nicht viele Schwangere die RSV-Impfung in Anspruch, vor allem wegen der hohen Kosten. Das Baby wäre dann allerdings bereits ab der Geburt, also auch bei einer Frühgeburt, geschützt, sodass Voitl Schwangeren rät, die Möglichkeit einer Impfung wahrzunehmen. Unklar ist zudem, wann genau der neue Impfstoff eintreffen wird. In Deutschland, wo Beyfortus bereits erhältlich ist, berichten Medien von Lieferengpässen.
Brauchen Neugeborene, deren Mutter sich in der Schwangerschaft impfen ließ, die neue RSV-Impfung?
Laut aktuellem Impfplan gilt: Neugeborene, deren Mütter mindestens zwei Wochen vor der Geburt in der Schwangerschaft gegen RSV geimpft wurden, benötigen keine zusätzliche RSV-Immunisierung. Kinder, deren Mütter weniger als zwei Wochen vor Geburt geimpft wurden, sollten sie erhalten. Risikokinder, wie zum Beispiel Frühgeborene, sollten geimpft werden, unabhängig davon, ob die Mutter während der Schwangerschaft gegen RSV geimpft wurde oder nicht.
Wie sicher ist die neue Immunisierung für Neugeborene?
Die Immunisierung basiert auf sogenannten monoklonalen Antikörpern, das heißt, künstlich hergestellte Antikörper, die auf das RS-Virus abzielen. Laut deutschem Robert-Koch-Institut ist der Impfstoff sehr wirksam und wird in der Regel gut vertragen. Ein aktuelle Studie zeigt eine Wirksamkeit von 90 Prozent.
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