Derzeit sorgt die starke Welle mit dem Atemwegsvirus RSV für Aufsehen, weil sie vor allem Kleinkinder betrifft - der KURIER berichtete. Gleichzeitig steigt auch die Zahl der mit Influenza Infizierten an – und jetzt scheint sich auch SARS-CoV-2 wieder stärker auszubreiten. Kommt es also zu einer Tripledemie, einer dreifachen Virenwelle zur gleichen Zeit?
Von einer "neuen Covid-Welle", die jetzt fast den ganzen Planeten erfasst hat, schreibt der renommierte US-Experte Eric Topol in seinem Newsletter Ground Truth.
In Österreich weist der Molekularbiologe Ulrich Elling darauf hin, dass die Abwasserdaten ein viel stärkeres Wachstum von Covid-19 anzeigen als die täglichen positiven Testzahlen. "BQ.1.1. ist jetzt in Österreich die häufigste Variante", berichtete Elling auf Twitter.
Das stärkste Wachstum zeigen Untervarianten von BQ.1.1. mit weiteren Mutationen, die eine bestehende Immunität durch Impfungen und Infektionen noch besser umgehen können.
Alle bisherigen Daten bestätigen aber, dass weiterhin durch die Impfungen ein hoher Schutz vor schweren Erkrankungen besteht: "Es gibt keinen nennenswerten Wirkungsverlust gegenüber BQ.1 und andere Omikron-Subvarianten", sagt der Infektiologe Herwig Kollaritsch.
In den USA sind die Spitalsaufnahmen wegen Covid-19 in den vergangenen Tagen um 25 % gestiegen. Ältere Ungeimpfte bzw. solche ohne dritte Impfung sind am stärksten betroffen. In Österreich ist die Zahl der Covid-Intensivpatienten rückläufig (21.11.: 73, 5.12.: 53), aber Patienten auf den Normalstationen werden mehr (21.11.: 827; 5.12.: 959).
Positiv: Neue Daten aus den USA untermauern die hohe Wirksamkeit der Covid-Schutzimpfungen. Im September waren in den USA die Spitalsaufnahmen wegen Covid-19 bei Menschen mit einer dritten und vierten Impfung – im Vergleich zu Ungeimpften – in allen Altersgruppen um rund 80 Prozent reduziert. In absoluten Zahlen war die Reduktion bei den Älteren am Größten.
"Die epidemische Influenza-Saison startet früh in Europa, während es gleichzeitig Besorgnis wegen des RSV-Anstiegs gibt und Covid-19 eine Bedrohung bleibt", hieß es am Montag beim Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten, ECDC. Eine ernste Belastung der Gesundheitssysteme sei zu erwarten.
In ganz Europa steigen die Fallzahlen von RSV- und Influenza-Infizierten derzeit weiter an, so die ECDC. "Das zeigt deutlich wie wichtig es ist für vulnerable Gruppen aber auch für alle anderen, sich vor Influenza und Covid-19 mittels Impfungen, aber auch andere sehr effektive Maßnahmen wie das Tragen von Masken, zu schützen."
Allerdings gibt es die Hoffnung, dass nicht alle drei Wellen extrem stark ausfallen bzw. nicht lange andauern werden. Und diese Hoffnung begründet sich mit einem Phänomen, das "Interferenz" genannt wird. "Die Grippe und andere Atemwegsviren und SARS-CoV-2 kommen nicht sehr gut miteinander aus", zitierte kürzlich das Fachmagazin Science den Virologen Richard Webby vom St. Jude Kinderspital in Memphis, Tennessee.
"Es ist unwahrscheinlich, dass sie in großflächig zur selben Zeit zirkulieren. Bahnt sich ein Atemwegsvirus seinen Weg durch eine Population, wird das Interferon-System im Körper aktiviert: Interferone sind Moleküle, die zur ersten Abwehrlinie des Körpers zählen. Und diese Abwehrlinie schützt in gewissem Ausmaß und für einige Zeit auch vor nachfolgenden Erregern.
"Ein Virus tendiert dazu, andere zu mobben", sagt der Epidemiologie Ben Crowling von der Universität Hong Kong. Als sich dort heuer im März die Omikron-Variante ausbreitete, verschwanden die anderen Atemwegsviren - "und sie kamen dann im April zurück."
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