Die britische Gesundheitsbehörde hat eine seltene Warnung wegen des Anstiegs von Infektionsfällen mit A-Streptokokken bei Kindern herausgegeben: Eltern werden aufgefordert, bei Auftreten von Symptomen sofort einen Kinderarzt aufzusuchen.
Binnen zwei Monaten sind in Großbritannien sechs Kinder an Streptokokken gestorben, wie die britische Zeitung Guardian berichtet: In einem normalen Winter sterben in Großbritannien ein bis zwei Kinder unter 10 Jahren an Streptokokken A, aber in dieser Saison sind bereits fünf Kinder in England und ein Kind in Wales gestorben.
Streptokokken sind eine weitverbreitete Bakterienart, von denen es verschiedene Gruppen gibt: Anhand bestimmter Zellwandbestandteile unterscheiden Mediziner zwischen Streptokokken der Gruppen A bis Q. Für den Menschen sind vorwiegend die Gruppe A (Streptococcus pyogenes) und die Gruppe B (Streptococcus agalactiae) krankmachend.
Übertragung
Die Bakterien werden durch Tröpfchen beim Niesen, Husten und Sprechen, in seltenen Fällen auch durch Schmierinfektion, übertragen. Auch Gesunde können die Bakterien unbemerkt im Rachenbereich tragen. Zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Krankheit liegen nur wenige Tage.
Die kugelförmigen Bakterien können u. a. die bekannte Infektionskrankheit Scharlach auslösen. Wie die britische Gesundheitsbehörde (UKHSA) am Freitagabend mitteilte, ist die Zahl der Scharlach-Fälle erheblich gestiegen: In der Woche vom 14. bis 20. November wurden 851 Fälle gemeldet, während es im gleichen Zeitraum der Vorjahre durchschnittlich 186 waren.
Nach einer überstandenen Streptokokken-Infektion ist man nicht immun: Erkrankungen können bei einer erneuten Ansteckung wieder auftreten.
Auf diese Symptome achten
Ein Schnelltest aus dem Rachenabstrich kann einen Hinweis auf eine Infektion mit bestimmten Streptokokken-Bakterien ("Streptococcus pyogenes") der oberen Atemwege liefern. Der Schnelltest liefert allerdings nur einen Hinweis auf die Infektion, für einen Beweis braucht es eine Bakterienkultur.
Nach Angaben der britischen Gesundheitsbehörde (UKHSA) gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass ein neuer Stamm im Umlauf ist (hier der offizielle Bericht zum Nachlesen auf Englisch). Die Gesundheitsbehörde rät, auf folgende Symptome zu achten:
- Halsschmerzen
- Fieber
- leichte Hautinfektionen
Wer hohes Fieber, starke Muskelschmerzen, Schmerzen in einer Körperregion und unerklärliches Erbrechen oder Durchfall hat, sollte dringend einen Arzt aufsuchen. Typische Infektionskrankheiten sind Borkenflechte, Rachen- und Mandelentzündungen sowie Scharlach (hier kommen als Symptome weißer Belag auf der Zunge, später die typische Erdbeerzunge, sowie der typische Hautausschlag hinzu).
Darüber hinaus kann es zu lebensbedrohlichen Folgeerkrankungen wie einer Blutvergiftung (Sepsis) kommen.
Behandlung mit Antibiotikum
Eine Schutzimpfung gegen Scharlach ist nicht verfügbar. In den meisten Fällen werden die Betroffenen mit Antibiotika (in erster Linie Penicillin) behandelt und erholen sich vollständig. Wird das kranke Kind mit Antibiotika behandelt, besteht 24 Stunden nach der ersten Einnahme keine Infektionsgefahr mehr.
Colin Brown, der stellvertretende Direktor der UKHSA: "Die Bakterien verursachen in der Regel eine leichte Infektion mit Halsschmerzen oder Scharlach, die gut mit Antibiotika behandelt werden kann. In sehr seltenen Fällen können diese Bakterien in den Blutkreislauf gelangen und eine schwere Krankheit verursachen, die als invasive Gruppe-A-Streptokokken-Infektion bezeichnet wird."
Ohne Behandlung mit Antibiotika ist man drei bis vier Wochen nach den ersten Krankheitszeichen immer noch ansteckend. Bei unvollständiger Behandlung der Infektion kann es zu Spätfolgen wie wiederkehrendem Fieber (akutes rheumatisches Fieber) oder einer Nierenerkrankung (akute Glomerulonephritis) kommen.
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