Immer mehr Sodbrennen-Betroffene: Lösen Magenschutz-Mittel Migräne aus?

Eine Blisterpackung mit Tablette.
Reflux-Beschwerden betreffen immer mehr Menschen. Magensäureblocker verschaffen Linderung und werden in Österreich großzügig verschrieben. Doch die langfristige Einnahme kann Risiken bergen.

Ein unangenehmes Brennen hinterm Brustbein, manchmal bis in Rachen und Mundraum hinauf: Wenn Magensäure aufwärts Richtung Speiseröhre strömt, spricht man vom sogenannten Reflux. Damit verbundene Symptome – Sodbrennen und saures Aufstoßen – sind weit verbreitet: "In der leichten und schweren Form zusammengenommen betrifft Reflux inzwischen 80 Prozent der Bevölkerung", erklärt Martin Riegler, Facharzt für Chirurgie und Reflux-Spezialist. Tendenz – bei beiden Geschlechtern – steigend. Anzunehmen sei, "dass 2030 sogar 100 Prozent der Bevölkerung über 16 Jahre Beschwerden haben werden". Für Betroffene sind diese nicht nur lästig bis leidvoll: Die Säure kann die Schleimhaut der Speiseröhre schädigen. Im Gegensatz zur Magenschleimhaut ist sie ihrem niedrigen pH-Wert nicht gewachsen.

Magensäureblocker als Patentrezept mit Risiken

Schnelle Linderung verschaffen Magensäureblocker, besser bekannt als Magenschutz. Sie werden oft täglich eingenommen, nicht selten ein Leben lang. Derartige Präparate zählen in Österreich zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten. Mehr als 4,3 Millionen Mal wurden die Arzneien 2019 laut dem Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs (Pharmig) ärztlich verordnet. In den Apotheken liegen Magensäureblocker im Verkauf sogar auf Platz eins, noch vor Schmerzmitteln und Blutdruck- und Cholesterinsenkern. "Das Problem ist, dass Magensäureblocker völlig unkritisch eingesetzt werden und die Idee vorherrscht, dass sie den Magen umfassend schützen", sagt Neurologe Christian Wöber von der MedUni Wien. Das Gegenteil sei der Fall.

Kommentare