Puppy Blues: Wenn einen das Leben mit Welpen aus der Bahn wirft

Eine Frau mit Welpe.
Nach Anschaffung eines jungen Hundes treten bei Besitzerinnen und Besitzern oft Gefühle ähnlich einer postnatalen depressiven Verstimmung auf, zeigt eine neue Studie.

Ängste, Niedergeschlagenheit, Stimmungsschwankungen, extreme Erschöpfung: In den Tagen nach der Geburt eines Babys erleben viele Mütter – und auch Väter – eine seelisch strapaziöse Zeit. 

Der sogenannte Baby Blues tritt meist in den ersten Tagen nach der Entbindung auf. Das Stimmungstief verfliegt – anders als bei einer Wochenbettdepression – meist rasch und bedarf keiner Behandlung.

Finnische Forschende konnten nun zeigen, dass auch Welpenbesitzerinnen und -besitzer ähnliche Gefühlslagen durchwandern: den Puppy Blues

Wissenschaftlicher Blick auf bekanntes Phänomen

Das wissenschaftlich bisher wenig beleuchtete Phänomen beschreibt Erfahrungen, die viele Welpeneltern kennen. Sie sehen sich oft mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert: Schlafmangel, Ängste bezüglich der Gesundheit des Welpen, Frust über sein ungehorsames Verhalten.

"Vor einigen Jahren bemerkte ich in Internetforen, die sich mit Hunden befassen, dass Welpenbesitzer oft über Angst, Frustration und den Verlust der Bindung zum Welpen berichteten und dies oft mit dem Baby Blues verglichen, den manche Eltern erleben", präzisiert Studienautorin Aada Ståhl, Psychologin an der Universität Helsinki. Veröffentlicht wurde ihre Untersuchung im Fachblatt npj Mental Health Research.

Um Belege für ihre Beobachtungen zu finden, sammelte sie mit ihrem Team zunächst Daten von über 100 Hundebesitzerinnen und -besitzern, die über emotionale Schwierigkeiten während der ersten Lebensjahre ihres Hundes berichteten. Die Teilnehmenden wurden über soziale Medien rekrutiert und erhielten offene Fragen zu Gefühlen und Erfahrungen. 

Aus den Antworten destillierten die Forschenden 15 spezifische Fragen für eine weitere Umfrage. Mit dem Ziel, das gesamte Spektrum der Herausforderungen abzudecken, mit denen Hundeeltern konfrontiert sind. Den Fragebogen legte man schließlich über 2.000 Hundehaltern vor.

Emotionale Aufruhr und Bindungsprobleme

Es zeigte sich, dass fast die Hälfte aller befragten Welpenhalterinnen und -halter in den ersten Monaten erhebliche negative Zustände, vor allem Angst, Frustration und Müdigkeit, durchmachen, wenngleich nur etwa zehn Prozent diese Gefühle in starkem Maße empfanden. 

Ähnlich wie beim Baby Blues fiel es Neo-Hundeeltern dadurch schwer, eine emotionale Bindung zu ihrem Hund aufzubauen. Auch Zweifel an der Entscheidung für ein Haustier waren typisch. Viele äußerten Schuldgefühle über verpatzte erzieherische Situationen, einige empfanden sich als Hundehalter unzulänglich.

Die Aussagekraft der Studie ist eingeschränkt: Zum einen beruhen die Erkenntnisse auf Selbstauskünften der Befragten. Verzerrungen sind möglich. Zum andern wurden hauptsächlich finnische Frauen befragt – ob sich die Ergebnisse eins zu eins auf Männer und andere Nationen übertragen lassen, ist fraglich. 

"Die Ankunft eines Welpen wird im Allgemeinen als eine positive Veränderung im Leben angesehen, doch bei manchen Menschen löst sie erhebliche negative Emotionen aus", summiert Ståhl gegenüber der Plattform PsyPost.

Normale Reaktion ohne bleibenden Effekt

Es sei wichtig, Hundeeltern zu vermitteln, dass derartige Gefühle "eine normale Reaktion auf eine bedeutende Lebensveränderung sind und normalerweise relativ schnell vorübergehen". 

Letzteres zeigte sich auch in der Studie: Zwar wurden die Stimmungslagen teils intensiv erlebt, sie ebbten aber auch wieder rasch ab. An ihre Stelle traten mit der Zeit – wie bei den allermeisten Baby-Eltern auch – schöne Erinnerungen an das Kennenlernen.

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