Penis und Hoden: Macht das Coronavirus unfruchtbar?
Bereits mehr als 200 unterschiedliche Symptome wurden in den vergangenen eineinhalb Jahren seit Ausbruch der Pandemie im Zusammenhang mit einer Infektion mit SARS-CoV-2 registriert.
Sie reichen von den bekannten häufigen, etwa akut auftretende Gliederschmerzen, Fieber oder Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns, bis hin zu Reaktionen, die auch lange nach einer Genesung bemerkbar sind. Dazu zählen andauernde Müdigkeit, Atemprobleme und andere Beschwerden.
Der Einfluss des Virus auf die Geschlechtsorgane wird ebenfalls immer wieder diskutiert. So soll eine Langzeitfolge zum Beispiel Impotenz oder Unfruchtbarkeit sein. Immer wieder berichten Ärzte von Patienten, die über diese Folgen klagen.
Erektionsstörungen
Penis-Gewebe
Bereits im Dezember 2020 wiesen US-Forscher Virus-Gewebe im Penis von zwei früheren Covid-Patienten nach. Die Wissenschaftler berichten in ihrer Studie, die im World Journal of Men's Health erschien, dass ihre aktuelle Pilotstudie zeigt, dass Covid-19 eine weit verbreitete endotheliale Dysfunktion in Organsystemen jenseits von Lunge und Niere verursachen kann. Demnach können die Funktionsstörungen der Blutgefäße, die aus einer Corona-Infektion resultieren, auch zu Erektionsstörungen führen, wenn der Penis nicht mehr mit ausreichend Blut versorgt wird.
Die Studie zeigte, dass Männer, die zuvor nicht über eine erektile Dysfunktion klagten, nach Beginn der Covid-19-Infektion eine signifikante erektile Dysfunktion entwickelten. Dazu untersuchten die Forschenden das Penisgewebe zweier Patienten, die sich aufgrund von Erektionsstörungen einer Penisprothesen-Operation unterzogen. Vor ihrer Corona-Erkrankung hatten die beiden Männer normale Erektionen. Nun zeigte sich, dass Corona-Partikel im Penisgewebe beider Patienten nachgewiesen werden konnten.
Eine parallel veröffentlichte Studie der Universität Rom unterstreicht die Untersuchungen des amerikanischen Teams. Demnach tritt eine erektile Dysfunktion bei Corona-Patienten signifikant häufiger auf als bei Personen, die sich nicht mit dem Virus infiziert haben.
Die deutsche "Arbeitsgruppe urologische Forschung" warnt daher: Männer, die eine Corona-Infektion durchgemacht haben, sollten sich bewusst sein, dass eine erektile Dysfunktion eine Nebenwirkung des Virus sein könnte.
In Hoden-Zellen eingedrungen
In einer anderen Studie, die im Dezember in Nature erschien, wurden Virus-Teile auch im Hoden-Gewebe untersucht. Viruspartikel waren demzufolge in jene Keimzellen eingedrungen, aus denen sich Spermien entwickeln. Dafür entnahmen die Forscher Proben von fünf Covid-Verstorbenen im Alter zwischen 51 und 83 Jahren.
Impfung
Was die Auswirkungen der Impfung betrifft, sind sich Mediziner allerdings einig: Es gibt keine Hinweise, dass die Impfung impotent mache oder Erektionsprobleme verursache.
Bereits in den Zulassungsstudien, an denen tausende Menschen teilnehmen, mussten Nebenwirkungen genau dokumentiert werden. Weder dort noch in den nationalen Gesundheits-Kontrollsystemen, wie etwa dem Paul-Ehrlich-Institut oder dem österreichischen Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG), wurden bisher derartige Nebenwirkungen protokolliert.
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