Omikron: Welche Lehren wir aus Südafrika ziehen können
Die Provinz Gauteng in Südafrika ist Omikron-Gebiet. Schon seit November ist in Gauteng mit seinen Großstädten Johannesburg und Pretoria Omikron die dominierende Coronavirus-Variante. Mitte November schnellte dort die Zahl der täglichen Infektionen von einigen Dutzend Fällen auf mehr als 10.000 in die Höhe
Doch mittlerweile scheint der Höhepunkt erreicht zu sein – die Zahlen gehen erstmals wieder zurück. Das könnte allerdings auch damit zu tun haben, dass viele Einwohner der großen Städte jetzt in ihre Heimatprovinzen fahren, um dort Weihnachten zu feiern.
Die Hoffnung vieler Virologen ist jedenfalls, dass diese Daten Rückschlüsse auf das weitere Infektionsgeschehen in den USA und in Europa zulassen. Und da gibt es durchaus einige positive Meldungen.
So sind in Südafrika weitaus weniger Menschen schwer erkrankt als in vorherigen Wellen. Auch ist der Anteil der Patientinnen und Patienten, die mit Sauerstoff versorgt werden mussten, um ein Vierfaches geringer als bei der Delta-Welle.
Nicht vergleichbar
Allerdings kann man Südafrika nicht mit Europa vergleichen. Trotz strenger Lockdown-Bestimmungen haben sich viele Südafrikaner bereits früher mit dem Coronavirus angesteckt. In Gauteng waren es laut Gesundheitsministerium 72 Prozent, diese Menschen haben dadurch eine Grundimmunisierung.
Allerdings liegt die Durchimpfungsrate in Südafrika gerade einmal bei 26 Prozent – 38 Prozent der Erwachsenen sind dort vollständig geimpft.
Das zeigt: Südafrika hat eine junge Bevölkerung – das Durchschnittsalter liegt hier bei knapp 28 Jahren, während es in Europa bei 42 Jahren liegt. Und ältere Menschen haben oftmals schlimmere Verläufe.
Auch wenn einige Virologen Hoffnung aus den südafrikanischen Daten schöpfen: Auch in dem afrikanischen Staat kann von einem Aufatmen keine Rede sein. Die Regierung ist bemüht, die niedrige Impfquote rasch zu erhöhen, indem sie Menschen, die sich impfen lassen, mit Einkaufsgutscheinen belohnt.
Konsequenzen für Europa
Was heißt das jetzt für Europa? Andreas Bergthaler, Leiter der Forschungsgruppe am CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, ÖAW, beruhigt insofern, als es "für schwerere Krankheitsverläufe durch Omikron bisher keine Hinweise gibt. Laut den ersten klinischen Daten aus Europa, also aus England und Dänemark, sind die Krankheitsverläufe aber auch nicht merkbar milder als bei Delta", wird er in einer Aussendung der ÖAW zitiert.
Was die Daten allerdings zeigen: "Kinder sind von Omikron wohl stärker betroffen als von anderen Varianten", sagt Bergthaler. Das zeigt auch ein Blick nach Großbritannien, wo es einen neuen Rekord für Krankenhauseinweisungen bei Kindern im Alter von Null bis fünf Jahren gibt: In England verzeichneten die Spitäler innerhalb von nur einer Woche ein Plus von 39 Prozent in dieser Altersgruppe.
Es sieht wohl so aus, dass Omikron bei Kindern um 20 Prozent schwerer verläuft, twittert der US-Epidemiologe Eric Feigl-Ding.
Es ist aber gerade diese Altersgruppe, für die es keinen Impfstoff gibt und für die auch derzeit keiner in Aussicht ist. Vor Kurzem erst hat Biontech mitteilen müssen, dass die Impfantwort bei 2- bis 5-Jährigen enttäuschend ist.
Anders sieht die Sache bei Kindern ab fünf Jahren und Erwachsenen aus, wie Andreas Bergthaler meint: "Was man aus den Resultaten der vergangenen zwei Wochen sowohl in der Petrischale als auch vermehrt bei geimpften Personen ablesen kann, ist: Zweifach geimpfte Personen verfügen bei Omikron über sehr wenig bis keinen Schutz. Eine Auffrischungsimpfung, wenn sie nicht zu weit zurückliegt, bietet hingegen einen wirksamen Schutz vor symptomatischer Erkrankung. Hier gibt es Zahlen von plus/minus 70 Prozent Schutzwirkung. Das sind die guten Nachrichten."
Allerdings: Selbst wenn die Verläufe nur mild sein, kann das fatale Folgen haben, wie das Beispiel Großbritannien zeigt. Wenn nämlich viele Menschen gleichzeitig infiziert sind, die dann alle krank zu Hause liegen, so wird es teilweise schwierig werden, die Infrastruktur aufrecht zu erhalten.
In England hat man deshalb schon die Lehrer aus der Pension zurückgeholt. Sie müssen aushelfen, weil so viele ihrer jüngeren Kolleginnen und Kollegen krank zu Hause legen.
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