Meist kommen Lochstechpistolen mit Einweg-Aufsätzen zum Einsatz
Das Stechen von Ohrlöchern bei Säuglingen wird kontrovers diskutiert. Schallaböck beschwichtigt: "Ein medizinisches Risiko besteht auch bei den ganz Kleinen nicht. Man sollte aber den Zeitraum zwischen sechs Monaten und einem Jahr erwischen. Ein- bis Zweijährige wollen nämlich dezidiert nicht von Fremden angegriffen werden – das bedeutet zu viel Stress für alle.“
Inzwischen kommen in den allermeisten Arztpraxen moderne Lochstechpistolen zum Einsatz. Damit wird gleichzeitig das Ohrloch gestochen, der Erstohrstecker in das Loch gesetzt und der Verschluss angebracht. "Die Instrumente arbeiten mit hygienischen Einweg-Aufsätzen, sind klein und handlich, wirken nicht bedrohlich und lassen sich gut ans Ohr anlegen", bestätigt Schallaböck. Die Erstohrstecker sollten einzeln verpackt und aus Edelmetall gefertigt sein, um das Allergie- und Entzündungsrisiko zu minimieren.
Piercer oder Arzt?
Nicht alle Haus- oder Kinderärzte bieten das Ohrlochstechen an. Manche sind der Meinung, dass der Eingriff von ausgebildeten Piercern durchgeführt werden sollte. Dass Kinder auch beim Piercer in guten Händen sind, bestätigt Wolfgang Harrer, der in Wien seit 25 Jahren ein Piercingstudio betreibt. "Wir verwenden sterile Einwegnadeln aus dem medizinischen Bereich, die abgeschrägt sind und kein Loch, sondern einen Schnitt verursachen. Das tut weniger weh und die glatte Wunde heilt besser." Davon, sich Ohrlöcher bei Juwelieren oder in Schmuckgeschäften stechen zu lassen, rät er ab. "Wir haben eine Ausbildung, Erfahrung, das richtige Werkzeug – und strengere Auflagen als Zahnärzte, was Hygiene betrifft.“
Schallaböck plädiert für ein aufklärendes Gespräch vor der Behandlung, die bei ihr um die 80 Euro kostet: "Ich beziehe das Kind mit ein und sage ganz offen, dass es etwas spüren und hören wird." In den allermeisten Fällen sei keine lokale Betäubung nötig. "Manchmal kann es psychologisch hilfreich sein, eine Betäubungssalbe zu verwenden." Manche Eltern haben Sorge, dass Akupressurpunkte getroffen werden. Auch hier beruhigt Schallaböck: "Dort, wo der Erstohrring bei Kindern gestochen wird, am Ohrläppchen, ist weit und breit keine Akkupressurstelle."
Schwimmbad, Haarewaschen, zuwachsende Löcher?
Die Infektionsgefahr sei überschaubar: "Die Kinder können alles wie gewohnt machen. Einzig beim Haarewaschen sollte man darauf achten, dass das Shampoo gut ausgewaschen wird, damit die Wunde nicht verklebt und sich keine Keime einnisten." Besuche im Schwimmbad seien kein Problem, wenn die Ohren danach gut mit reinem Wasser gespült werden. Mit sauberen Händen darf der Ohrring auch angegriffen werden. Von übermäßiger Desinfektion rät die Ärztin ab: "Das trocknet Haut und Schleimhaut aus, es kann zu Einrissen rund um das Ohrloch kommen. Keime können leichter eindringen." Sollte sich eine Entzündung entwickeln, kann mit antibiotischer Salbe behandelt werden. Wichtig sei, dass die Ohrstecker mindestens vier Wochen im Ohr bleiben und nicht aus Neugier herausgenommen werden. "Dann wachsen die Löcher nämlich binnen Stunden zu und müssen neu gestochen werden."
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