Wann sich Konflikte negativ auswirken können
Streiten muss vor den Kindern – abhängig vom Thema – nicht unbedingt unterdrückt werden. Es brauche dann aber eine Streitkultur, die es ermöglicht, trotz Meinungsverschiedenheit respektvoll miteinander umzugehen. Abwertungen, Beschimpfungen oder Handgreiflichkeiten sind fehl am Platz. „Man weiß aus Studien, dass häufiges Streiten ohne entsprechende Streitkultur der Eltern negative Auswirkungen auf Kinder haben kann. Insbesondere, wenn sie in Konflikte einbezogen werden, etwa, weil ein Elternteil sich über den anderen beim Kind beschwert. Das kann zu massiven Loyalitätskonflikten führen.“
Häufig fühlen sich Kinder schuldig, denken, dass die Eltern wegen ihnen streiten. Rupp: „Manchmal wird es Kindern auch so vermittelt, dass sie schuld sind – das muss vermieden werden, denn es hat Auswirkungen auf den Selbstwert und das Selbstvertrauen des Kindes. Wenn ich oft denke, ich habe etwas falsch gemacht, wirkt sich das nicht nur negativ auf den Selbstwert aus, sondern auch auf die Beziehungsfähigkeit zu anderen Menschen.“
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Kinder können aus einer guten Streitkultur lernen
Gar nicht vor Kindern zu streiten, sei aber nicht die Lösung. Denn: Werden Konflikte unterdrückt, bekommen Kinder das ebenso mit. Insbesondere, wenn Eltern sich anschweigen oder einander aus dem Weg gehen. „Besteht eine Streitkultur, in der Kinder lernen, dass man seine Meinung und seine Bedürfnisse ausdrücken darf, aber auch offen für die Meinung und Wünsche anderer ist, hat Streiten etwas Positives.
Kinder müssen lernen, wie sie mit anderen Konflikte lösen und das gelingt mit guten Vorbildern“, betont die Kinderpsychologin. Lernen Kinder schon früh, wie sie mit Konflikten umgehen können, stärkt das ihren Selbstwert und führt zu einem kommunikativen, sozialen Umgang mit anderen Menschen.
Erklären und Versöhnen - das gilt auch für Streit mit anderen Familienmitgliedern
„Ist man doch einmal laut geworden, sollte erklärt werden, dass man eigentlich etwas Anderes vertritt. Am Ende sollte eine gegenseitige Entschuldigung und Versöhnung stehen – so lernt das Kind, dass die Eltern das Problem nicht ideal gelöst haben, aber dennoch gelöst, sodass es etwas Positives daraus mitnimmt.
Kommt es zum Streit mit anderen Familienmitgliedern, etwa zwischen Mutter und Oma des Kindes, sollte versucht werden, das Kind nicht einzubeziehen. Man kann etwa erklären, dass man selbst die Oma ein paar Tage nicht besucht, aber dass das Kind sie jederzeit besuchen kann, da der Streit nichts mit ihm zu tun hat. Zwar sei das oft schwierig umzusetzen und häufig bei getrenntlebenden Eltern ein Thema, es sei aber enorm wichtig, dem Kind Beziehungen auch zu Menschen zu ermöglichen, mit denen man selbst gerade in Konflikt ist.
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