Großer Vorsprung zu Gleichaltrigen
Zu ihr kommen häufig Kinder im Kindergarten- und Volksschulalter, bei denen ungewöhnliche Kenntnisse auffallen. "Meist wird ein großer Vorsprung bemerkt. Es kann aber sein, dass Kinder erst in der Schule auffallen, etwa als Klassenkasperl. Auch Wutanfälle, provozierendes Verhalten oder ein Sich-Zurückzuziehen können Reaktionen darauf sein, dass ein Kind unterfordert ist", meint Hartel.
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Für hochbegabte Kinder ist es belastend, wenn sie ihre Fähigkeiten nicht nutzen können. Wie sich das zeigt, hänge von der Persönlichkeit ab. Schüchterne Kinder neigen eher dazu, ihr Potenzial nicht zu zeigen, um nicht aufzufallen. Extravertierte können hingegen sehr präsent sein. Generell hinterfragen hochbegabte Kinder viel oder wissen manchmal sogar mehr als Erwachsene. Das Klischee vom neunmalklugen Außenseiter, der mit anderen Kindern nichts anfängt, treffe aber nicht zu. "Viele wollen sich mit Gleichgesinnten austauschen, das sind nicht unbedingt immer die Gleichaltrigen. Man kann daraus aber nicht ableiten, dass hochbegabte Kinder sozial nicht kompetent wären. Ich kenne hochbegabte Kinder, die sehr gut mit Gleichaltrigen können", erzählt Hartel.
Wie geht es nach der Diagnose Hochbegabung weiter?
Steht eine Hochbegabung fest, gehe es darum, dem Kind Lerngelegenheiten zu bieten. In der Schule könne etwa die Vertiefung eines Themas angeboten werden, manche Kinder können eine Klasse überspringen. Auch die Eltern sind gefordert, ihrem Kind etwa Kurse, Bücher zum aktuellen Interesse und ähnliches anzubieten.
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Hartel, die Kurse zur Förderung begabter Kinder abhält, setzt auch auf die Vermittlung von Mentorinnen und Mentoren. Interessiert sich eine 14-Jährige für Atomphysik kann helfen, sich mit einer pensionierten Lehrkraft oder einem Physikstudenten auszutauschen. "Begabung ist etwas Tolles – wir brauchen Menschen, die sich jahrelang spezialisieren und uns als Gesellschaft weiterbringen, weil sie komplexe Probleme lösen können."
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