Noch keine Entwarnung: Fast 25.000 Affenpocken-Fälle in Europa

Noch keine Entwarnung: Fast 25.000 Affenpocken-Fälle in Europa
Sechs Prozent der Patienten liegen im Spital, vier Personen starben an der Infektion. Die WHO mahnt zur Vorsicht.

In 41 Ländern Europas sind mittlerweile 24.839 Affenpocken-Fälle nachgewiesen worden. Das gab die EU-Gesundheitsbehörde ECDC, die sich auf Daten des Europäischen Überwachungssystem und einen Zeitraum bis zum 13. Oktober 2022 stützte. Sechs Prozent der Infizierten (729 Personen) wurden hospitalisiert, fünf Personen kamen auf eine Intensivstation. Vier Patienten zwischen Portugal und Bulgarien sind an den Folgen einer Infektion verstorben.

Vor allem Männer betroffen

98 Prozent der Infizierten waren Männer, davon 39 Prozent im Alter zwischen 31 und 40. Von den betroffenen Männern, die sich zu ihrer sexuellen Orientierung bekannten, hatten 96 Prozent gleichgeschlechtliche Kontakte. Unter den Fällen mit bekanntem HIV-Status waren 38 Prozent HIV-positiv.

Symptom Hautausschlag

In fast allen Fällen (96 Prozent) zeigte sich die Infektion in Form eines Hautausschlags. 68 Prozent der Betroffenen klagten über typische Symptome wie Fieber, Müdigkeit, Muskelschmerzen, Schüttelfrost oder Kopfschmerzen. Von den 729 Hospitalisierten mussten 238 längere Zeit stationär behandelt und versorgt werden. Fünf Fälle von Ansteckungen im Zusammenhang mit einer beruflichen Tätigkeit im Gesundheitswesen sind dokumentiert, wobei in vier Fällen die Infektion in spezialisierten Laboren bei einer Probeentnahme erfolgte. Im fünften Fall trug die betroffene Person nicht die vorgesehene Schutzausrüstung.

Spanien als Hotspot

Innerhalb Europas sind mit 7.239 laborbestätigten Fällen mit Abstand die meisten Affenpocken-Fälle bisher in Spanien aufgetreten. Dort sind auch zwei Todesfälle dokumentiert, die zwei weiteren zum Tod führenden Infektionen hat es in Belgien und Tschechien gegeben. Was die Infektionszahlen betrifft, liegt Frankreich auf Platz zwei (4.042), danach folgen Deutschland (3.651), Großbritannien (3.627) und die Niederlande (1.223). Österreich findet sich mit 319 Fällen am zehnten Platz.

Warnung vor leichtfertigem Umgang

Erst dieser Tage warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einem leichtfertigen Umgang mit der Krankheit. „Wenn Fallzahlen zurückgehen, kann ein Ausbruch um so gefährlicher sein“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch in Genf. „Das kann uns dazu verleiten, zu glauben, die Krise sei vorüber, und dass wir nicht mehr wachsam zu sein brauchen.“

WHO zieht Parallele zu Corona

Die WHO befürchtet, dass sich die Lage schnell und zunächst unbemerkt verschlimmern könnte, wenn die Überwachung zu früh nachlässt. Das beklagt sie auch bei der Corona-Pandemie. Es werde zu wenig getestet, und es würden zu wenig Virus-Sequenzen ermittelt. So sei es schwierig, die Ausbreitung zu überwachen und neue Varianten schnell zu entdecken.

Affenpockenfälle seien zuletzt neu aus dem Sudan gemeldet worden, darunter aus einem Flüchtlingslager nahe der Grenze zu Äthiopien, berichtete Tedros. Auch in 21 Ländern in Süd- und Mittelamerika sei die Zahl der gemeldeten Fälle in der vergangenen Woche gestiegen. Weltweit wurden der WHO mehr als 70.000 Infektionen und 26 Todesfälle gemeldet.

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