Gesundheit: Was es bringt, im neuen Jahr etwas rascher zu gehen
Sie haben gute Vorsätze für 2024, etwa, körperlich aktiver zu werden? Aber noch mangelt es an der Motivation? Einige Erkenntnisse aus neueren Studien könnten das vielleicht ändern.
Hilfe beim Rauchstopp:
16 Raucherinnen und Raucher absolvierten nach einer Nacht und einem Morgen ohne Zigarette am Institut für Sportwissenschaft der Uni Innsbruck jeweils eine von drei Aufgaben: Zehn Minuten schnelles Gehen im Freien, eine vergleichbare Bewegungseinheit am Laufband in einem Innenraum oder einfach nur zehn Minuten sitzen.
„Das Gehtempo sollte dabei so sein, wie wenn man einen Bus erreichen will, aber schon spät dran ist“, sagt die Sportwissenschafterin Stefanie Schöttl zum KURIER. Sie ist die Erstautorin einer neuen Studie (erschienen im Fachjournal Psychopharmacology), in der verglichen wurde, wie sich die drei Aufgaben auf das Verlangen nach einer Zigarette und Entzugserscheinungen auswirkten.
Ausdauer und Kraft:
Erwachsene sollten regelmäßig mindestens 150 Minuten pro Woche ausdauerorientierte Bewegung mit mittlerer Intensität (z. B. mit dem Rad zur Arbeit fahren, Spazierengehen, Hausarbeit) oder mindestens 75 Minuten mit höherer Anstrengung (flottes Joggen, rasches Radeln) und zusätzlich an zwei Tagen muskelkräftigende Übungen machen
50 Stufen am Tag;
Wer diese Anzahl täglich erklimmt, kann damit sein Risiko für eine Gefäßerkrankung (Schlaganfall, Herzinfarkt, generell Gefäßverschlüsse) bereits um 20 Prozent senken – im Vergleich zu jenen Personen, die nie Stiegen steigen. Das zeigt eine im Fachjournal Atherosclerosis publizierte Arbeit.
„Sowohl die Bewegung im Innenraum als auch im Freien reduzierten das Suchtverlangen“, betonen Schöttl und Martin Kopp, Professor für Sportpsychologie der Uni Innsbruck. Wobei das Verlangen nach einer Zigarette direkt am Ende der Bewegungseinheiten in der Outdoor-Gruppe stärker reduziert war. Keinen Effekt gab es bei den nur sitzenden Personen. In der Outdoor-Gruppe dauerte es im Schnitt auch 26 Minuten, bis nach Ende der Geh-Einheit die nächste Zigarette angezündet wurde – bei der Indoor- und der sitzenden Gruppe waren es 17 Minuten.
Bessere Stimmung:
Interessant ist aber auch ein zweites Ergebnis: Das zehnminütige rasche Gehen (egal ob drinnen oder draußen) reichte aus, um das emotionale Befinden deutlich zu verbessern. „Zum Zeitpunkt dieser Bewegungseinheit waren die Raucher bereits rund 13 Stunden abstinent – eine Zeitspanne, nach der bereits ein gewisser Stress durch die Entzugssymptome aufkommt. Aber die Bewegung hat die Stimmung verbessert.“ Kopp betont, dass diese Ergebnisse in weiterführenden Experimenten noch überprüft werden müssen. Aber, so Schöttl: „Zehn Minuten Bewegung in mittlerer Intensität lassen sich leicht in den Alltag einbauen.“
➤ Selbst Schlafen oder Stehen sind besser fürs Herz als Sitzen
Weniger Typ-2-Diabetes:
Dass regelmäßiges schnelleres Gehen noch weitere positive Effekte hat, zeigte kürzlich eine im British Journal of Sports Medicine veröffentlichte Metaanalyse von zehn Studien: Wer regelmäßig schneller geht (mit einer Geschwindigkeit von mindestens 4 km/h), hat ein deutlich niedrigeres Risiko für Typ-2-Diabetes. Eine Gehgeschwindigkeit von 4 km/h entspricht etwa 87 Schritten pro Minute bei Männern und 100 Schritten pro Minute bei Frauen. Bei einer durchschnittlichen Gehgeschwindigkeit zwischen 3 und 5 km/h war das Diabetesrisiko um 15 Prozent reduziert, im Vergleich zu langsamem Gehen mit weniger als 3 km/h. Mit jedem Stundenkilometer schnellerer Geeschwindigkeit beim Gehen über 4 km/h hinaus sank das Risiko für Typ-2-Diabetes um weitere 9 Prozent.
➤ Nach neuer Studie: Was wir jetzt statt den 10.000 Schritten zählen
Fitteres Gedächtnis:
Wie sich Bewegung und soziale Aktivität auf die Entwicklung des Gehirns im Alter auswirken, zeigt eine Studie der Universität Zürich (erschienen im Fachjournal NeuroImage): Untersucht wurde dies an kognitiv gesunden Erwachsenen über 65 Jahren über einen Zeitraum von sieben Jahren.
Konkret wurde dafür die Dicke eines Teils der Hirnrinde – des sogenannten entorhinalen Kortex – gemessen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Personen, die zu Beginn der Studie körperlich und sozial aktiver waren, über einen Zeitraum von sieben Jahren eine geringere Abnahme der Dicke des entorhinalen Kortex aufwiesen“, sagt Lutz Jäncke vom Institut für Psychologie der Universität Zürich.
Die Schweizer Forscher konnten auch zeigen, dass die Dicke dieser Hirnstruktur eng mit der Gedächtnisleistung zusammenhängt. Je weniger sie über die Studiendauer an Dicke verlor, desto weniger reduzierte sich auch die Gedächtnisleistung: „Körperliche Bewegung und eine aktive Freizeitgestaltung mit Freunden und Familie sind demnach wichtig für die Gehirngesundheit und können einer Neurodegeneration im späteren Alter vorbeugen“, sagt Jäncke.
Eine höhere Gedächtnisleistung zu Beginn der Studie führte auch zu einer geringeren Abnahme im Studienzeitraum. Fazit der Forschungsgruppe: „Es zahlt sich also aus, auch in späteren Jahren körperlich, geistig und sozial aktiv zu bleiben.“
Kommentare