Die Forscher verglichen 17 Studien aus aller Welt mit insgesamt rund 227.000 Teilnehmern. Das Ergebnis: Die Anzahl der Schritte pro Tag, die Vorteile für die Gesundheit bringen, ist geringer als bisher angenommen. Schon das Gehen von rund 4.000 Schritten täglich verringert laut den Studienautoren das Risiko, an irgendeiner Krankheit verfrüht zu sterben. Erste Effekte zeigten sich bereits bei rund 2.300 Schritten pro Tag: Sie reduzierten das Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben.
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Mit jeden 500 bis 1.000 zusätzlichen Schritten, die ein Mensch täglich geht, verlängert sich laut der Studie das Leben. Eine Obergrenze für das tägliche Geh-Pensum fanden die Forscher nicht. Selbst bei 20.000 täglichen Schritten erhöhten sich die gesundheitlichen Benefits weiter.
"Schritte zählen nicht sinnvoll"
Es komme aber auch darauf an, wie man die Schritte zurücklegt, meint Robert Fritz von der Sportordination in Wien. "Jeder Schritt zählt. Aber 4.000 Schritte bekomme ich auch hin, wenn ich im Büro mehrmals zum Kopierer und wieder zurückgehe. Leider bringt mir das für den Stoffwechsel und das Herz aber nichts", sagt Fritz. Die tägliche Aktivität mit einem Ziel von 10.000 Schritten anzugeben, hält er für nicht sinnvoll. Sie basiere auch nicht auf wissenschaftlicher Basis, sondern tauchte vor mehr als 50 Jahren erstmals in Japan auf. Ein Bewegungsmesser eroberte damals den Markt – sein Name "Manpo-kei" heißt übersetzt "10.000-Schritte-Meter". Die willkürliche Faustzahl ging um die Welt.
Sportmediziner Fritz: "Eine bessere Maßzahl ist jene der WHO, die besagt, dass jeder Mensch 150 Minuten Ausdauerbewegung bei mittlerer Intensität pro Woche absolvieren soll – aufgeteilt auf mindestens zwei Einheiten mit je mindestens zehn Minuten. Das kann auch locker sein, etwa zügiges Gehen in die Arbeit, mit dem Fahrrad fahren oder ein längerer Spaziergang."
Kombination aus Gehen und höherer Belastung
Laut WHO sollten zusätzlich zu oder statt den 150 Minuten mittlerer Intensität 75 Minuten pro Woche bei höherer Intensität erfolgen. Sportmediziner Fritz rät etwa zu einer Einheit Aerobic oder zu Spielsportarten wie Fußball oder Tennis, die Intervalltraining ähneln. "Die Kombination aus einer Einheit höherer Intensität mit viel Gehen wäre ideal. Wenn man die 150 Minuten auf fünf Tage aufteilt, könnte man sie bereits mit zwei Mal täglich 15 Minuten Gehen erreichen. Das sollte für jeden schaffbar sein." Allerdings: Ein Schaufensterbummel gelte nicht.
Mehr sei immer erlaubt, für den Anfang reiche es aber langsam anzufangen und sich dann zu steigern. "Auf diese Art kann man irrsinnig viel erreichen. Bewegung hilft sowohl in der Prävention von Krankheiten als auch zu ihrer Therapie, etwa bei Bluthochdruck, Übergewicht, Depressionen und Stress", weiß Robert Fritz. Ziel sei, sich danach gut zu fühlen. "Wenn ich merke, dass es mir danach besser geht, mache ich es morgen wieder. Das ist das beste Feedback – schließlich macht man die Bewegung nicht für den Arzt oder für einen Schrittzähler, sondern für sich selbst", so Fritz.
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