Neueste Forschungen: Erhöht eine laute Nachbarschaft das Risiko für Demenz?

Trucks on four lane controlled-access highway in Poland
Wer dauerhaft einer lärmenden Umgebung ausgesetzt ist, könnte ein erhöhtes Risiko für eine Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten entwickeln.

Ein Leben in geräuschvoller Atmosphäre könnte das Risiko für Demenzerkrankungen, beispielsweise Alzheimer, erhöhen. Das folgern Forschende der Boston University aus ihrer Studie, die kürzlich im Fachblatt Alzheimer’s & Dementia erschienen ist.

Gefährliche Lärmbelastung

Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter führten dafür regelmäßig Interviews mit 5.227 Personen ab einem Alter von 65 Jahren durch. Sie nahmen an einer großangelegten Studie zum Altern teil.

Die Probandinnen und Probanden wurden anhand von Standardtest in den Bereichen Orientierung, Gedächtnis und Sprache bewertet. Der durchschnittliche Tageslärmpegel in ihrer Nachbarschaft wurde bereits in den fünf Jahren vor den kognitiven Untersuchungen gemessen.

Etwa elf Prozent der Stichprobe litten an Alzheimer, 30 Prozent wiesen leichte kognitive Beeinträchtigungen auf, die in vielen Fällen in eine ausgeprägte Demenz münden können.

Der Geräuschpegel in Wohngebieten variierte stark zwischen 51 und 78 Dezibel oder zwischen einem relativ ruhigen Vorort oder einem städtischen Umfeld in der Nähe einer stark befahrenen Autobahn.

Nach dem Ausschluss möglicher beeinflussender Faktoren in der Analyse – etwa Bildung, Rauchen, Alkoholkonsum oder Luftverschmutzung – zeigte sich, dass jeder Anstieg des Lärmpegels in der Gemeinde um zehn Dezibel mit einer um 36 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit einer leichten kognitiven Beeinträchtigung und einem um 29 Prozent erhöhten Risiko für Alzheimer verbunden war.

Der Zusammenhang waren in ärmeren Gegenden, die auch höhere Geräuschpegel aufwiesen, am ausgeprägtesten.

Geräusche als Mittler

Über die Gründe für den Zusammenhang können derzeit nur Mutmaßungen angestellt werden. Sie konnten im Rahmen der Untersuchung nicht festgemacht werden.

Hauptautorin Jennifer Weuve, Epidemiologin an der Boston University, hält einen vermittelnden Effekt des Lärms für denkbar: Übermäßiger Lärm könne demnach Schlafentzug, Hörverlust, eine erhöhte Herzfrequenz, eine Verengung der Blutgefäße und erhöhten Blutdruck bedingen – Faktoren, die allesamt mit einem erhöhten Risiko für Demenz verbunden sind.

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