Teetrinken fürs Herz
Wissenschafter der Chinese Academy of Medical Sciences durchleuchteten die Daten von mehr als 100.000 gesunden Chinesinnen und Chinesen über einen Zeitraum von über sieben Jahren. Teetrinken schien sich allgemein förderlich auf Herzgesundheit und Lebenserwartung der Probanden auszuwirken – am deutlichsten zeigte sich der Effekt bei Grüntee. Konkret hatten Teilnehmer, die regelmäßig (mindestens drei Tassen pro Woche) Grüntee tranken, ein um 25 Prozent geringeres Risiko für eine Herzerkrankung oder einen Schlaganfall. Im Vergleich zu Probanden, die nie oder nur selten Tee schlürften. Das Risiko für eine tödliche Herzerkrankung beziehungsweise einen tödlichen Schlaganfall sank bei Grünteefans ebenfalls um rund 25 Prozent.
Im Bericht zur Studie rechnen die Forscher vor, dass ein 50-jähriger passionierter Teetrinker im Schnitt knapp eineinhalb Jahre später eine Herzkrankheit oder einen Schlaganfall entwickelt – und 1,26 Jahre länger lebt als jemand, der niemals oder nur selten Tee trinkt.
Für die schützende Wirkung des Grüntees verantwortlich sind die darin enthaltenen Catechine, erklärt Ernährungswissenschafterin Sabine Bisovsky. "Sie haben die Fähigkeit, freie Radikale, also aggressive Zwischenprodukte unseres Stoffwechsels, in den Zellen einzufangen und die Aktivität antioxidativer Enzyme zu verbessern. Das bedeutet, dass oxidative Schäden an Zellen, die für die Entstehung von Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich sind, reduziert werden. Aus Studien weiß man, dass die Catechine die Vermehrung von Krebszellen zumindest hemmen können." Dass Grüntee der Entstehung von Speiseröhren-, Magen-, Dickdarm- und Lungenkrebs (bei Nichtrauchern) vorbeugen kann, sei in Ansätzen belegt.
Restzweifel
Bei der Interpretation diverser Grüntee-Studien mahnt die Expertin grundsätzlich zu Zurückhaltung. Fraglich sei bei derartigen Erhebungen etwa, ob Grüntee den Menschen wirklich gesünder macht oder Menschen mit insgesamt gesünderem Lebensstil verstärkt Grüntee trinken. "Es können auch viele andere Lebensstilfaktoren Einfluss auf die Gesundheit nehmen, sodass meist nicht allein dem Grüntee die förderliche Wirkung zugesprochen werden kann." Das gelte auch für Studien, die Grüntee eine Schutzwirkung bei Alzheimer oder Depressionen bei Senioren zuschreiben. Letzteres habe vielmehr mit der starken sozialen Komponente des Teetrinkens in asiatischen Ländern zu tun.
Die Tatsache, dass die gesunden Effekte des Grüntees jene anderer Teesorten bei Weitem zu übersteigen scheinen, habe einen simplen Grund: "Die meisten Studien zu Tee kommen aus Asien, wo vorzugsweise Grüntee getrunken wird." Zu Schwarztee oder Rotbuschtee gebe es nur wenige Studien, "die eine wissenschaftliche Einschätzung nicht möglich machen".
Zuckerfalle
Der Hype um Matcha reißt nicht ab. Das feine Pulver wird schon lange nicht mehr nur als Getränk gereicht. Dank seiner intensiven Farbe wird das Grünteepuder auch in Schokolade, Kuchen oder Eiscreme gemixt. Vom gesunden Potenzial des Tees bleibt dann nicht mehr viel übrig, weiß Bisovsky, die mit ihrer Kollegin Eva Unterberger den Blog essenzielles.at betreibt: "Wenn sich das Eiweiß der Milch mit den wertvollen Catechinen verbindet, nimmt ihre antioxidative Wirkung ab. Daher sollte man Grüntee ohne Milch genießen. Und ohne Zucker, um den Insulinspiegel nicht unnötig zu strapazieren, Heißhungerattacken zu umgehen und die Zähne zu schonen."
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