Neue Studie: Verbotene Substanz könnte bei Depressionen helfen

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Der für die halluzinogene Wirkung von Magic Mushrooms verantwortliche Inhaltsstoff Psilocybin könnte depressiven Menschen helfen.

Psilocybinhaltige Pilze – darunter können sich die wenigsten Menschen etwas vorstellen. Zu Magic Mushrooms haben aber wohl die meisten zumindest eine Assoziation. Unter dem Begriff werden eine Reihe verschiedener Pilzsorten zusammengefasst. Allen gemein ist, dass sie den Wirkstoff Psilocybin (oder auch den Wirkstoff Psilocin) enthalten, der für ihre halluzinogene Wirkung verantwortlich ist.

Das Anbieten, Überlassen und Verschaffen beziehungsweise Anbauen sogenannter halluzinogener Pilze zum Zweck des Suchtgiftmissbrauchs ist in Österreich verboten.

Neue Studie: Verbotene Substanz könnte bei Depressionen helfen

Psilocybinhaltige Pilze sind eine Gruppe psychoaktiver Pilze, die auch als Zauberpilze oder Magic Mushrooms oder halluzinogene Pilze bezeichnet wird.

Psilocybin bei Depressionen

Die Ergebnisse einer neuen britischen Studie legen nun jedoch nahe, dass Psilocybin auf medizinisch sichere Art und Weise als Antidepressivum zur Anwendung kommen könnte. Im Zuge der Erhebung verabreichten Forscher des King's College London den Wirkstoff 89 gesunden erwachsenen Freiwilligen. Die Studie verglich infolge die Wirkung von zehn Milligramm und 25 Milligramm Psilocybin mit jener eines Placebos.

Im Zuge der Erhebung, die das King's College London zusammen mit Compass Pathways, einer Organisation für psychische Gesundheit, durchführte, traten bei den Probanden, die Psilocybin einnahmen, "keine schwerwiegenden unerwünschten Effekte" und "keine negativen Auswirkungen" auf die kognitive und emotionale Funktion auf, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung. Stattdessen hätten die Teilnehmer "Veränderungen in der Sinneswahrnehmung und positive Stimmungsänderungen" – typische Effekte von Psychedelika – erlebt.

"Klinisch beruhigend"

"Die Ergebnisse der Studie sind klinisch beruhigend und unterstützen die Weiterentwicklung von Psilocybin zur Behandlung von Patienten mit psychischen Problemen, die sich durch konventionelle Therapien nicht verbessert haben, wie etwa therapieresistente Depressionen", wird James Rucker, Psychiater und einer der führenden Forscher vom King's College London, in der Pressemitteilung zitiert. Bei der Studie handelt es sich um die erste von zwei Testphasen. Für die zweite Phase der Untersuchung werden über 200 Patienten mit Depressionen in ganz Europa und Nordamerika rekrutiert.

Weltweit sind laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 264 Millionen Menschen von Depressionen betroffen. Die häufigste medikamentöse Behandlung erfolgt über die Einnahme von Antidepressiva, die den Serotoninspiegel im Gehirn erhöhen und so die Stimmung verbessern.

Diese Präparate wirken jedoch nicht bei jedem und müssen in der Regel als Langzeitbehandlung verschrieben werden, um die Wirksamkeit aufrechtzuerhalten. Im Gegensatz dazu würden Psychedelika die menschliche Gehirnfunktion rascher verändern und könnten daher potenziell Patienten mit geringeren Dosen behandeln, wenn sie mit einer Therapie kombiniert werden, so die Forscher. Obwohl sich die Forschung noch in einem frühen Stadium befindet, könnte eine solche Behandlung auf eine Reihe von psychischen Erkrankungen abzielen, einschließlich Angstzuständen, Suchterkrankungen und Zwangsstörungen.

Verwurzelte Verhaltensmuster lockern

Ganz konkret soll Psilocybin laut den Wissenschaftern tief verwurzelte Denk- und Verhaltensmuster "lockern", die vielen dieser psychischen Störungen zugrunde liegen. Der Wirkstoff könne so jene Teile des Gehirns "entspannen", die diese Verhaltensweisen steuern, wodurch alte Muster sich ändern oder verblassen können.

Eine frühere Studie des Imperial College London aus dem Jahr 2014 unterstreicht diese Theorie. Nachdem Freiwilligen Psilocybin injiziert worden war, wurden die Teile ihres Gehirns, die mit emotionalem Denken verbunden waren, angeregt, während der introspektive, selbstbewusste Teil des Gehirns weniger aktiv wurde.

Dennoch ist Psilocybin beziehungsweise darauf basierende Medikamenten noch weit davon entfernt, als Behandlung zugelassen zu werden.

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