Neue Daten: Das sind die häufigsten Impfnebenwirkungen in Österreich
In Österreich werden Nebenwirkungen durch die Covid-Impfstoffe vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) erfasst. Sie speisen sich aus Meldungen Betroffener und gelten als "vermutete Nebenwirkungen im zeitlichen Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung". Es ist nicht eindeutig, ob die gemeldeten Nebenwirkungen tatsächlich durch die Impfung ausgelöst wurden, es zeigen sich aber gewisse Häufungen. Der Großteil dieser Meldungen betrifft etwa zu erwartende Impfreaktionen wie sie in den klinischen Studien der Zulassungsverfahren der Impfstoffhersteller beschrieben wurden, etwa Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit und Schmerzen an der Einstichstelle.
Der aktuellste BASG-Bericht fasst alle Meldungen im Zeitraum vom 27.12.2020 bis 14.1.2022 zusammen. In dieser Zeit wurden insgesamt 43.927 Fälle bei weit über 17 Millionen verabreichten Impfdosen gemeldet.
Frauen meldeten deutlich häufiger Impfreaktionen als Männer. Zwei Drittel der Meldungen über vermutete Impfnebenwirkungen entfielen auf Frauen. Die meisten Nebenwirkungen meldeten Personen im Alter von 18- bis 44 Jahre (55%), gefolgt von 45- bis 64-Jährigen (32%). Am wenigsten Impfnebenwirkungen wurden in der Gruppe der Fünf- bis Elfjährigen gemeldet (0,1%) – das ist auch jene Gruppe, in der bisher am wenigsten geimpft sind.
Der Impfstoff mit den meisten gemeldeten Impfnebenwirkungen ist laut dem Bericht jener von AstraZeneca. Seit Einführung der Impfungen in Österreich entfielen pro 1.000 Impfungen 11,93 auf AstraZeneca. Bei Johnson & Johnson wurde bei 3,44 Impfungen je 1.000 Impfung eine Nebenwirkung gemeldet, bei Moderna bei 2,75, bei Biontech/Pfizer bei 1,44 je 1.000 Impfungen. Insgesamt über alle Impfstoffe wurden bei 2,58 Impfungen je 1.000 Impfungen Meldungen über vermutete Impfnebenwirkungen gemacht.
Die zehn häufigsten gemeldeten Reaktionen
- Kopfweh (18.707)
- Fieber (17.832)
- Schmerzen (13.756)
- Müdigkeit (12.472)
- Gelenksschmerzen (9.555)
- Muskelschmerzen (8.337)
- Schüttelfrost (8.242)
- Übelkeit (4.983)
- Schwindel (3.359)
- Schmerzen in einer Extremität (2.462)
Allergische Hautreaktionen wurden 1.140 Mal gemeldet, systemische allergische Reaktionen wurden 297 Mal, am häufigsten jeweils bei Biontech/Pfizer (588 bzw. 189). 215 Patientinnen und Patienten berichteten von einer Gesichtslähmung oder Taubheit im Mundbereich.
Herzmuskelentzündungen meist gut behandelbar
186 Fälle von Herzmuskelentzündungen wurden bisher gemeldet. Davon ist eine 81-jährige Patientin mit Multiorganversagen verstorben, bei einer 71-jährigen Patientin führte die Herzmuskelentzündung zum Tod; eine weitere 88-jährige Patientin starb infolge einer Herzinsuffizienz. Bei einem 73-jährigen Patienten, bei welchem das Guillain-Barré-Syndrom als vermutete Todesursache angegeben wurde, wurde eine Herzmuskelentzündung begleitend diagnostiziert (alle nach Impfung durch BioNTech/Pfizer).
Internationale Berichte zu Herzmuskelentzündungen führten dazu, dass einige Länder, etwa Schweden und Dänemark, die Impfung mit mRNA-Impfstoffen teilweise oder vorübergehend für unter 30-Jährige aussetzten.
Eine israelische Studie zeigte, dass unter 2,5 Millionen Geimpften, die älter als 16 Jahre waren, 54 Personen eine Herzmuskelentzündung entwickelten. Am häufigsten waren junge Männer zwischen 16 und 29 Jahre betroffen. 76 Prozent der Herzmuskelentzündungen wurden als mild, 22 Prozent als mittelschwer beschrieben. Bei einer Person trat ein kardiogener Schock auf – das Herz ist dann nicht mehr in der Lage so viel Blut in den Körper zu pumpen, dass die Organe ausreichend versorgt werden können.
Die Ergebnisse einer US-Studie deuten darauf hin, dass das Risiko einer Herzmuskelentzündung bei Jungen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren nach einer Covid-Infektion weitaus größer ist als das Risiko, das durch die Impfung entstehen kann.
Herzmuskelentzündungen sind potenziell lebensbedrohlich, da es zu Herzrhythmusstörungen kommen kann. Typische Symptome sind Abgeschlagenheit, Erschöpfung, Appetitlosigkeit, Atemnot, Kopfschmerzen sowie Herzklopfen und Schmerzen hinter dem Brustbein. Diese Symptome sollten beim Arzt abgeklärt werden. Werden sie erkannt, können die allermeisten Fälle gut behandelt werden und es kommt zu keinen langfristigen Schädigungen.
Todesfälle
241 Todesfälle wurden als zeitnah zur Impfung gemeldet. Bei fünf davon konnte ein Zusammenhang mit der Impfung ausgeschlossen werden. Bei 20 Personen fiel die Impfung in die Inkubationszeit einer Covid-19-Erkrankung im Rahmen derer die Patientinnen und Patienten verstarben. Bei 34 weiteren bestanden schwerwiegende Vorerkrankungen, die laut BASG vermutlich todesursächlich waren.
Ein Zusammenhang mit der Impfung wird bei zwei Fällen gesehen. 180 weitere Fälle sind noch in Abklärung bzw. konnten keine weiteren Informationen eingeholt werden. „Da speziell am Beginn der Impfaktion hauptsächlich hochbetagte Personen geimpft wurden, war damit zu rechnen, dass in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung auch natürlich bedingte, d.h. nicht impf-bedingte gesundheitliche Ereignisse erwartungsgemäß auftreten“, heißt es dazu im Bericht der BASG.
In der ersten Impfphase kam es nach der Impfung mit AstraZeneca und Johnson & Johnson sehr selten zu einer Blutgerinnungsstörung, der sogenannten Vakzin-induzierten-thrombotischen Thrombozytopenie (VITT). Die Europäische Arzneimittelagentur EMA sieht einen Zusammenhang zwischen den Blutgerinnungsstörungen und der Covid-19-Impfungen der beiden Hersteller als gegeben an.
In Österreich wurden 15 solcher Fälle gemeldet, bei denen das Krankheitsbild der VITT vermutet wird. Beide Todesfälle, bei denen ein Zusammenhang mit der Impfung als erwiesen gilt, werden auf diese schweren Gerinnungsstörungen zurückgeführt. Eine 49-Jährige und eine 36-Jährige sind in Folge der VITT nach der Impfung verstorben.
Unklar ist der Fall eines Zwölfjährigen, bei dem es am Tag nach der Impfung mit Biontech/Pfizer zu einem Kreislaufstillstand kam. Der Patient starb drei Tage später. Es ist derzeit noch nicht klar, ob ein Zusammenhang mit der Impfung besteht.
Nebenwirkungen können hier gemeldet werden: https://www.basg.gv.at/marktbeobachtung/meldewesen/nebenwirkungen
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