Nur langsam geht derzeit die Aktivität des neuen Coronaviruszurück, die Infektionszahlen sind weiterhin hoch. Gleichzeitig nehmen die Infektionen mit Influenzaviren zu, die Grippeepidemie steht unmittelbar bevor. Der Lugenfacharzt Arschang Valipour, Vorstand der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie der Klinik Floridsdorf, schrieb auf der Plattform X (vormals Twitter), dass auf seiner Abteilung über die Feiertage "einige schwere Grippefälle mit Lungenentzündung" behandelt werden mussten. Darunter waren auch drei Patientinnen bzw. Patienten, die erst kürzlich an Covid-19 erkrankt waren und innerhalb von wenigen Wochen "Grippe oben drauf" bekamen, "teils sogar noch beide PCR-positiv".
Nur anhand der Symptome lässt sich nicht sicher sagen, ob es sich um Covid-19, Grippe oder einen grippalen Infekt handelt. "Es ist nicht möglich, Influenza, Covid-19 und eine Erkältung nur anhand der Symptome zu unterscheiden", heißt es auch beim Robert-Koch-Institut (RKI). Zwar gibt es gewisse Anhaltspunkte, Sicherheit bietet aber nur ein Test. I
Doch wie gut sind die Corona-Schnelltests bei den aktuellen Varianten? Und was ist von den Corona-Grippe-RSV-Kombitests zu halten?
"Schnelltests detektieren auch die aktuellen (Corona-)Varianten", schrieb dazu vor kurzem die Virologin Isabella Eckerle, Professorin am Zentrum für Neuartige Viruserkrankungen an den Universitätskliniken Genf, auf der Plattform X (früher Twitter). Denn das Protein, das die Antigen-Schnelltests erfassen (Nucleocapsid), verändere sich nicht so stark. Ihr Team habe vor einigen Wochen eine kleine Testreihe durchgeführt und dabei sei alles detektiert worden.
Kurz vor Weihnachten haben Eckerle und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusätzlich noch ganz gezielt einen Schnelltest auf die Wirksamkeit bei der stark ansteigenden Omikron-Variante JN.1 sowie bei weiteren Abkömmlingen von BA.2.86getestet. Fazit: "JN.1 und die anderen Linien werden weiterhin vom Schnelltest erkannt."
Wer bereits an Covid 19 erkrankt sei, könne mittels Schnelltest auch seine Infektiosität abschätzen: "Ist keine Bande (roter Strich, Anm.) mehr zu sehen, ist man in der Regel auch nicht mehr ansteckend. Solange noch eine Bande da ist - auch eine sehr dünne Linie zählt - ist auch noch infektiöses Virus da."
Eckerle betont aber auch, dass Schnelltests weiterhin die "bekannten Limitationen haben, die aber seit Beginn der Covid19-Pandemie bekannt sind: Das Ergebnis hängt von Qualität und Zeitpunkt des Abstrichs ab, Ausfälle kommen auch bei richtiger Benutzung vor." Und ein negatives Testergebnis bedeute nie einen Ausschluss einer Infektion.
Denn auch bei negativem Schnelltest sollte man davon ausgehen, dass man bei Symptomen für vulnerable Personenein Risiko darstellen könne, denn man könnte ja z.B. auch mit Influenza oder RSV infiziert sein, betont Eckerle. "Wer akute respiratorische Symptome hat, sollte am besten zuhause bleiben, wenn das nicht geht: bei Kontakt mit anderen eine Maske tragen."
Die Autoren einer im deutschen Ärzteblatt erschienenen Studie fassten den Nutzen der Corona-Schnelltests so zusammen: Sie stellen "ein zuverlässiges Diagnoseinstrument zum schnellen Nachweis von symptomatischen Personenmit hoher SARS-CoV-2-Viruslast dar. Kurz nach Einsetzen von Symptomen bei Erkrankungsbeginn und entsprechend bei hoher Viruslast kann somit mit einem zuverlässigen Ergebnis ... gerechnet werden." Die Schnelltests "zeigen jedoch eine deutliche Limitierung in der Anwendung als Screeningmethode und insbesondere bei asymptomatischen Patientinnen und Patienten mit SARS-CoV-2".
Auf das Haltbarkeitsdatum der Tests achten
Laut dem deutschen Infektiologen Leif Sander von der Charité in Berlin können Antigentests "auch aus dem letzten Jahr weiterhin genutzt werden, solange ihr Haltbarkeitsdatum nicht überschritten ist und sie bei der empfohlenen Temperatur gelagert wurden", erklärte er gegenüber dem Magazin Ökotest.
Was die Kombi-Schnelltests (Corona/Influenza/RSV) betrifft, zeigen die ersten unabhängigen Studien eine relativ hohe Sensitivität bei hohen Viruslasten, wobei die Sensitivität für RSV in beiden Studien am geringsten ausfiel.
Sensitivität bedeutet: Ein Test, der erkrankte Personen sehr zuverlässig als krank ("positiv") erkennt, hat eine hohe Sensitivität. Er übersieht also kaum erkrankte Personen. Hat ein Test z. B. eine Sensitivität von 80 Prozent, so heißt das, dass er 8 von 10 Infizierten als infiziert erkennt ("richtig-positiv") und 2 der 10 Erkrankten übersieht ("falsch-negativ").
Die Studienautoren analysierten anschließend nur jene Antigentest-Resultate, bei denen im vergleichenden PCR-Test der Ct-Wert unter 32 lag. Der Ct-Wert misst die Viruslast, in der Pandemie galt ein Ct-Wert von größer als 30 als Richtwert dafür, dass ein Infizierter nicht mehr ansteckend ist. Je niedriger der Ct-Wert, umso größer die Viruslast und das Ansteckungsrisiko. Bei einem Ct-Wert unter 32 lag die Sensitivität des getesteten Kombi-Antigentests ...
Bei einem Ct-Wert der begleitend durchgeführten PCR-Tests unter 30 stieg die Sensitivität bei ...
... Corona auf 81,6 Prozent
... Influenza A auf 88,1 Prozent
... RSV auf 47,2 Prozent
Externe Überprüfung seit Mai 2022 vorgeschrieben
Seit Mai 2022 müssen In-vitro-Diagnostika wie Corona- oder Kombitests ein CE-Kennzeichen einer "benannten" Stelle tragen (vier Ziffern neben dem CE-Zeichen). "Es handelt sich dabei um staatlich autorisierte Stellen, die Prüfungen und Bewertungen nach einheitlichen Maßstäben durchführen", berichtete kürzlich spiegel.de. "Die aktuell in Deutschland (und auch in Österreich, weil es sich um eine EU-Verordnung handelt, Anm.) verkauften Tests sollten also alle vier Viren (SARS-CoV-2, Influenza A und B, RSV) mit einer hohen Wahrscheinlichkeit erkennen."
Vor der Neuregelung der europäischen Verordnung hingegen konnten Hersteller Antigentests ohne eingehende externe Überprüfung auf den Markt bringen, so spiegel.de: "Notwendig war lediglich eine sogenannte Konformitätserklärung, mit der die Hersteller ihre Produkte praktisch selbst zertifizieren konnten."
Kombi-Tests sind privat zu zahlen
Kombi-Tests sind aber deutlich teurer als die Corona-Einzeltests und kosten in Apotheken im Schnitt zwischen 4 und 7 Euro. In einer Preiserhebung des Vereins für Konsumenteninformation liegt der niedrigste Preis bei knapp über vier Euro.
Bereits Anfang des Jahres kritisierte Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer: „Derzeit können wir in den Ordinationen symptomatische Patientinnen und Patienten auf Covid testen (als Kassenleistung, Anm.), Tests auf RSV oder Influenza sind aber Privatleistung. Im Sinne der bestmöglichen Patientenbetreuung wäre es wirklich notwendig, dass die Kassen die Kosten für diese viralen Schnelltests im Allgemeinen übernehmen."
Ärztekammern fordern auch Influenza- und RSV-Tests auf Kassenkosten
Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin und Obfrau der Kurie der niedergelassenen Ärzte der Ärztekammer für Wien, forderte am Donnerstag ein "breites Schutzpaket" für die Bevölkerung und für die Ordinationen: "Für die Bevölkerung braucht es rasch kostenlose FFP2-Masken und die Wiedereinführung einer limitierten Anzahl von kostenlosen Antigents für zu Hause, um verantwortungsvoll durch die Feiertage zu kommen. Für die Ordinationen fordern wir eine Sicherstellung der Testungen auf Covid, RSV und Influenza von symptomatischen Patientinnen und Patienten in den Praxen als Kassenleitung. Das Gesundheitsministerium muss außerdem ausreichend Influenzaimpfstoff zu Verfügungen stellen und die Verfügbarkeit von wichtigen Medikamenten garantieren."
Laut der Erhebung des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) kosten die Einzeltests im Durchschnitt 2,87 Euro, für ein 5er-Set sind durchschnittlich 10,63 Euro zu bezahlen.
(kurier.at, em)
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Aktualisiert am 29.12.2023, 11:08
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