Menstruationstassen: Hält die Silikonschale, was sie verspricht?

Menstruationstassen: Hält die Silikonschale, was sie verspricht?
Menstruationstassen werden als wiederverwendbare Alternative zum Tampon immer beliebter. Aber hält die Silikonschale, was sie verspricht?

Als Sigrid vor einigen Jahren die zehn Zentimeter große, trichterförmige, rosarote Tasse aus weichem Silikon zum ersten Mal in der Hand hielt, war sie skeptisch. Bisher hatte die Oberösterreicherin während ihrer Periode auf Tampons zurückgegriffen. Anstelle der Wattebausche eine Menstruationstasse zum Auffangen ihres Regelblutes zu verwenden, konnte sie sich nicht so recht vorstellen.

Menstruationstassen: Hält die Silikonschale, was sie verspricht?

Trend zur Tasse

Menstruationstassen, auch Menstruationsschalen genannt, tauchten erstmals vor rund sieben Jahren auf dem deutschsprachigen Markt auf. Was damals gänzlich unbekannt war, ist mittlerweile zum Trendprodukt geworden, schildert Bettina Steinbrugger, Mitgründerin der Plattform Erdbeerwoche für nachhaltige Monatshygiene. "Die Produkte haben sich etabliert, heute informieren sich außerdem viel mehr Frauen über Alternativen zum Tampon." Frauen ab 20 würden besonders häufig darauf zurückgreifen.

Menstruationsschalen sind zwar noch lange nicht massentauglich, der Kategorie "Nischenprodukt" sind sie aber entwachsen. Das zeigt sich vor allem darin, dass große Drogerieketten wie dm und Bipa die Cups ins Sortiment aufgenommen haben und immer mehr Hersteller auf den Markt drängen.

Menstruationstassen: Hält die Silikonschale, was sie verspricht?

Umweltfreundlich

Aber was zeichnet die Alternative zum Tampon aus? Menstruationstassen sind keine Wegwerfprodukte, nachhaltiger als Tampons und Binden – und kostengünstiger für die Konsumentinnen. Das ist nicht unwesentlich, immerhin gibt eine Frau im Laufe ihres Lebens zwischen 2500 und 4500 Euro für Binden und Tampons aus. Nach dem Gebrauch landen die Produkte im Müll, wo es aufgrund der Plastikbestandteile über 500 Jahre dauert, bis diese verrotten.

Die Geldersparnis war auch für Sigrid ein Beweggrund zur Tasse zu wechseln: "Man spart einiges an Geld, wenn man in etwas investiert, das man länger verwenden kann." Positiv bewertet die 28-Jährige auch die Tatsache, dass die Tassen mehr Blut auffangen als Tampons. "Meine Blutungen sind durch Endometriose (gutartige aber oft schmerzhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut, Anm.) extrem lang, stark und schmerzhaft. Ich war froh, nur mehr halb so oft zur Toilette laufen zu müssen." In puncto Tragekomfort sollen die Cups Frauen, die zu Scheidentrockenheit neigen, entgegenkommen.

Auf Hygiene achten

Gynäkologe Andreas Nather beobachtet, dass immer mehr junge Patientinnen die Tassen ausprobieren. "Es gibt Frauen, die sie als angenehmer empfinden. Diesen rate ich bei der Verwendung auf die Hygiene zu achten." Es sei wichtig, die Tasse alle drei bis vier Stunden zu leeren und entsprechend zu reinigen, denn "jede Blutansammlung ist ein Nährboden für Infektionen". Rein aus medizinischer Sicht sieht Nather den Vorteil der Produkte nicht: "Wir wissen noch zu wenig darüber. Mit Blick auf die Hygiene würde ich aber eher Tampons empfehlen." Dass die Tassen Tampons als beliebteste Hygieneprodukte ablösen werden, bezweifelt er.

Gewöhnungsbedürftig

Viele Frauen haben beim Wechsel zur Tasse Bedenken. Das liegt in erster Linie daran, dass sie nach der Verwendung nicht weggeworfen werden. Eingesetzt werden die Schälchen ähnlich wie Tampons. Durch das Falten der Tasse wird diese schmal genug, um sie in die Scheide einzuführen, wo sie sich wieder entfalten kann. Entfernt wird die Schale, indem man an ihrem Stiel zieht. Danach spült man sie mit klarem Wasser aus, bevor sie wieder eingeführt wird.

Auch für Sigrid war die Handhabung anfangs ungewohnt: "Die ersten Tage hatte ich das Gefühl, die Tasse sitzt nicht richtig und ich habe mich nicht ganz so sicher gefühlt. Irgendwann hatte ich den Dreh dann raus und habe beschlossen, dauerhaft umzusteigen."

Bettina Steinbrugger sieht die steigende Nachfrage nach Menstruationstassen auch kritisch: "Positiv bewerten wir, dass sich nachhaltige Monatshygiene durchsetzt. Es gibt aber schwarze Schafe unter den Herstellern und kein allgemeingültiges Gütesiegel. Die verwendeten Materialien müssen auf den Verpackungen nicht ausgewiesen werden – das ist auch bei Tampons und Binden so." Aufgrund der fehlenden Richtlinien gebe es große Qualitätsunterschiede. Der Markt sei für Konsumentinnen wenig transparent. Allzu große Sorgen müssen sich österreichische Verbraucherinnen nicht machen. Ein VKI-Test hat ergeben, dass es an den meisten Cups am heimischen Markt nichts auszusetzen gibt. Die Produkte hielten viel aus, waren nur minimal mit Schadstoffen belastet und erhielten von Testerinnen großteils gute Noten. Steinbrugger empfiehlt dennoch, sich genau zu informieren, um eine gute Wahl treffen zu können.

Sigrid verwendet seit einem Jahr keine Menstruationstassen mehr. Ihr wurde im Zuge der Behandlung ihrer Endometriose eine Hormonspirale eingesetzt, weswegen ihre Regelblutung nun ausbleibt. Letztendlich müsse sich jede Frau selbst ein Bild machen, "ich empfehle die Menstruationstasse aber gern weiter, weil sie mir das Leben erleichtert hat".

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