Mehr als der Hälfte der Studierenden geht es psychisch schlecht

Die psychische Verfassung österreichischer und deutscher Studierender ist besorgniserregend.
Eine aktuelle Studie gibt Anlass zur Sorge: Die Lebensqualität der Studentinnen und Studenten ist drastisch eingeschränkt.

Zwei Jahre Corona-Pandemie haben auch an der Psyche der Studentinnen und Studenten deutliche Spuren hinterlassen. Das ergibt der Mental Health Barometer, eine jährlich von der Studierenden-App Studo und Instahelp, der Plattform für psychische Beratung durchgeführte Studie, für die 2.000 junge Menschen in Österreich und Deutschland befragt wurden.

Die Lage ist alarmierend: Jeder zweite der Befragten gibt an, dass es ihm oder ihr psychisch schlecht geht. Drei Viertel beschreiben ihre Lebensqualität als mittelmäßig oder schlecht, nur 18 Prozent würden ihre Lebensqualität aktuell als gut oder gar sehr gut bezeichnen. Hier zeigen die Ergebnisse einen Zusammenhang: wer seine psychische Verfassung eher schlecht bewertet, bei dem leidet auch die Lebensqualität.

Mentale Belastungen

Die Überforderung im Studium macht knapp der Hälfte der Befragten besonders zu schaffen. Dazu kommen psychische Probleme, der Mangel an Sozialkontakten, die Einsamkeit und die Angst vor Prüfungen als Belastungsfaktoren. Das Studieren während einer Pandemie verschärft die Lage zusätzlich: 40 Prozent geben an, sich in ihrer Studienleistung durch die aktuellen Rahmenbedingungen, wie erhöhten Lernaufwand oder Verzögerungen im Studium, beeinträchtigt zu fühlen. Dies wirkt sich wiederum auf die Lebensqualität der Befragten aus. 

Wichtig, aber tabuisiert

Was auffällt: Der psychischen Gesundheit wird von Studentinnen und Studenten die gleiche Bedeutung beigemessen wie der körperlichen. Dennoch wird der körperlichen und sozialen Gesundheit mehr Zeit eingeräumt. So verbringen sie jeweils zwei bis fünf Stunden pro Woche damit, Freunde zu treffen oder Sport zu treiben, während sie sich für ihre Psyche maximal eine Stunde Zeit nehmen. 

"Es ist alarmierend, dass dies jungen Menschen psychisch belastet sind, aber nicht wissen, wie sie sich um ihre mentale Gesundheit kümmern können", meint Instahelp-Geschäftsführerin Bernadette Frech dazu. Denn so klar die Studierenden ihre Stress- und Belastungsfaktoren auch benennen können, so wird auch deutlich, dass psychische Probleme von der Mehrheit (72 Prozent) nach wie vor als Tabuthema betrachtet werden. "Wir brauchen, wie in den Bereichen Ernährung und Fitness, nun eine verstärkte Bewusstseinsbildung für Mental Health. Der Hilferuf nach professioneller Unterstützung ist nach den Corona-Jahren laut, aber diese muss für Studierende leistbar sein", sagt Frech.

Das Interesse an professioneller Hilfe und Beratung ist unter den Studentinnen und Studenten tatsächlich sehr groß. 85 Prozent würden in Phasen psychischer Belastung gerne professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen - vorausgesetzt diese wäre kostenlos. Nur 13 Prozent geben an, diese nicht zu brauchen. Mangels Alternativen wenden sich die meisten bei Problemen an Freundinnen und Freunde, Studienkolleginnnen und -kollegen und Familienmitglieder.

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