Medikamenten-Engpässe: Eine neue App soll helfen

Medikamenten-Engpässe: Eine neue App soll helfen
Auch heuer sind 600 Produkte nicht oder nur eingeschränkt verfügbar. Trotzdem wird in den meisten Fällen eine Lösung gefunden. Eine neue App bietet dabei Unterstützung.

Welche Apotheke hat das mir verschriebene Medikament verfügbar? Besonders im vergangenen Winter konnte das angesichts der Lieferengpässe bei zahlreichen Präparaten zu einer schier unlösbaren Aufgabe werden. "Ich habe in meinem Büro Hunderte Zuschriften von Menschen bekommen, die 10 bis 15 Apotheken anrufen mussten" - ehe sie eine fanden, die das Präparat vorrätig hatte , sagt der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker am Freitag. Er hatte im vergangenen Jahr die Wiener Apotheker gebeten, hier das Service für die Bevölkerung zu verbessern. Am Freitag wurde die neue, kostenlose Handy-App "APOScout" – entwickelt von der Kwizda Apo App GmbH – in einer Wiener Innenstadt-Apotheke präsentiert: Patientinnen und Patienten können mit ihrer Hilfe nachsehen, in welchen Wiener Apotheken das benötigte Medikament vorrätig ist.

Allerdings waren bis Freitag erst 70 Apotheken (20 Prozent aller Wiener Apotheken) eingebunden. Hacker zeigte sich aber überzeugt, "dass es gar nicht lange dauern wird", bis sich alle Apotheken in Wien diesem Service angeschlossen haben. Auch eine Ausweitung auf die anderen Bundesländer ist geplant. Insgesamt gibt es in Österreich rund 1.400 Apotheken.

Medikamenten-Engpässe: Eine neue App soll helfen

Die App hat aber auch für die Apotheken selbst einen Vorteil: "Es ist mittlerweile so, dass durchschnittlich in jeder Apotheke ein Pharmazeut den ganzen Tag damit beschäftigt ist, derartige Lieferanfragen abzuarbeiten und zu versuchen, andere Lösungen zu finden", sagte Philipp Saiko, Präsident der Apothekerkammer Wien. Vor einem Jahr noch seien es "nur" drei bis vier Stunden an einem Tag gewesen. 

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Hacker betonte, dass es die App nicht  ermögliche, im Hintergrund den Lagerbestand einer Apotheke einzusehen. "Das war eine große Sorge der Apotheken", so der Wiener Gesundheitsstadtrat: "Kein Händler mag, dass alle anderen wissen, wie sein Lagerbestand gerade aussieht." Durch eine transparente Lösung sei aber sichergestellt, dass keinerlei Auswertungen über Lagerbestände stattfinden können. Apotheker Christian Wurstbauer, der auch Berater für Gesundheits-IT-Projekte ist: "Man sieht nur, ob ein Präparat gerade verfügbar ist oder nicht, aber Packungszahlen werden keine abgebildet."

Medikamenten-Engpässe: Eine neue App soll helfen

Die App informiert auch über wirkstoffgleiche Medikamente, alternative Packungsgrößen und zeigt auch jene Betriebe an, die gerade Nacht- und Bereitschaftsdienst haben.

Die APOScout-App kann sofort nach dem Download aus dem App-Store von Android oder Apple ohne Registrierung kostenlos genutzt werden. Es werden auch keine personenbezogenen Daten gespeichert. 

Auch auf der Homepage der Gesundheitshotline 1450 gibt es einen Link zur neuen App. Laut Peter Hacker werde auch intensiv daran gearbeitet, dass man in zirka zwei bis drei Wochen auch direkt über die Homepage von 1450 die Verfügbarkeit von Medikamenten online abfragen könne.

Medikamentenmangel: Wie die Situation heuer aussieht

Zumindest für die Patientinnen und Patienten ist die Situation mit den Lieferengpässen heuer weniger dramatisch als im Vorjahr: Zwar sind wie im vergangenen Winter rund 600 Produkte - vielfach handelt es sich aber nur um bestimmte Packungsgrößen - nicht oder nur eingeschränkt verfügbar, sagte Thomas Brosch vom Pharmagroßhändler Kwizda, der das Service über die Kwizda Apo App GmbH entwickelt hat. "Der große Unterschied gegenüber dem vergangenen Winter ist, dass sich die Apotheken und der Großhandel auf diese Saison sehr sehr gut vorbereitet haben." Sollte ein konkretes Arzneimittel nicht verfügbar sein, seien mittlerweile genügend Prozesse etabliert, die verhindern, dass die Lieferengpässe zu Versorgungsengpässen werden" - etwa durch das Beschaffen von alternativen Präparaten mit dem gleichen Wirkstoff, Parallelimporten aus dem Ausland und diverser anderer Methoden: "Dadurch schaffen wir es fast in jedem Fall, dass der Patient etwas bekommt."

Der einzige Bereich, in dem es sich derzeit abzeichne, dass es knapp werde, seien Antibiotika-Säfte für Kinder, so Wurstbauer. Im Moment sei es aber noch möglich, recht gut die verschriebenen Präparate gegen gleichwertige andere auszutauschen.

Lager von Wirkstoffen als Reserve

Als Reserve steht heuer auch ein Wirkstofflager zur Verfügung. An den 23 Standorten des Arzneimittel-Vollgroßhandels in ganz Österreich lagert insgesamt mehr als eine Tonne an Grundwirkstoffen für kritische Schmerz- und Fieberpräparate sowie Antibiotika. "In den Laboren der Apotheken können wir diese Präparate nach standardisierten Rezepturen nachbauen", erläuterte Saiko. 

Bei der Präsentation wurde betont, dass die App allen Apotheken kostenlos zur Verfügung steht, nicht nur jenen, die ihre Logistik im Hintergrund über das Warenwirtschaftssystem von Kwizda organisieren. "Es gibt keine Hürden für andere Systeme, und für alle ist die Teilnahme kostenlos", betonte Brosch. Auch gegenüber anderen Anbietern von Warenwirtschaftssystemen werde die Schnittstelle zur App offengelegt. Die Verfügbarkeitsangaben in der APOScout-App werden auch automatisch aus dem jeweiligen Warenwirtschaftssystem eingespeist, es gebe für die Apotheken keinen zusätzlichen Arbeitsaufwand im laufenden Betrieb.

 

 

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