Männer & psychische Erkrankungen: Untersetzer greifen Tabu auf

Männer & psychische Erkrankungen: Untersetzer greifen Tabu auf
Bilder der Untersetzer, die sich gegen ein gesellschaftliches Tabu richten, verbreiten sich derzeit viral im Internet.

"Diese Bier-Untersetzer sind SO notwendig", schrieb Adam O'Malley am 23. April auf Twitter. Damit meinte er beschriftete Untersetzer, die sich gegen das Tabu rund um psychische Erkrankungen bei Männern richten. "Suizid ist die Haupt-Todesursache bei Männern unter 49, es sterben drei Mal so viele britische Männer wie Frauen daran", postete O'Malley weiter. Es sei daher Zeit, über die psychische Gesundheit von Männern zu sprechen.

Ein Bild, das der Brite seinem Beitrag beifügte, zeigt einen Untersetzer mit der Aufschrift "Fehlt da ein Typ in der Runde? Reicht ihm die helfende Hand". Auf der Rückseite des Pappquadrats sind Ratschläge aufgelistet, an denen sich Männer orientieren können, wenn sie bemerken, dass sich das Verhalten eines Freundes verändert.

Die Botschaft der Untersetzer und O'Malleys Posting darüber scheinen einen Nerv getroffen zu haben. Bisher wurde das Posting fast 80.000-mal geteilt, über 200.000 Menschen haben den Tweet gelikt, er wurde hundertfach kommentiert.

Die Untersetzer sind Teil einer Kampagne des britischen Vereins "Time to Change", die sich gegen die Diskriminierung psychisch kranker Menschen einsetzt und im Februar vergangenen Jahres startete. Die Kampagne ist Teil einer fünfjährigen Initiative, die Männer ermutigen soll, betroffene Freunde zu unterstützen und offen über psychische Probleme zu sprechen.

"Wir wissen, dass Männer viel zu oft psychische Gesundheit als nicht relevant ansehen, und das obwohl es schockierende Statistiken gibt, die zeigen, dass Suizid die Haupt-Todesursache bei Männern unter 45 ist", sagte Jo , Leiterin von "Time to Change", im Interview mit dem Independent. Es sei großartig zu sehen, wie viel Resonanz es auf die Kampagne gebe. "Man muss kein Experte sein, es geht im Grunde darum, dass man ein guter Freund ist", betonte Loughran.

Depressionen: Bei Männern oft unerkannt

Rund 450 Millionen Menschen leiden laut der Welt-Psychiatriegesellschaft (WPA) an psychischen Erkrankungen. Diese haben viele Facetten: Angststörungen über Depressionen bis zu Zwänge machen Betroffenen das Leben schwer. Trotz entsprechender Hilfsangebote fühlen sich Betroffene oft isoliert und stigmatisiert.

Die häufigste psychische Erkrankung ist die Depression. Weltweit sind laut WHO 300 Millionen Menschen betroffen. Global gesehen leiden Frauen häufiger daran als Männer. Experten betonen jedoch stets die hohe Dunkelziffer, da Männer aufgrund von Schamgefühlen und gesellschaftlichen Zuschreibungen den Weg zum Arzt oder zum Psychologen oft meiden. Depressionen oder andere psychische Erkrankungen bleiben bei ihnen deshalb oft unerkannt.

Hilfe finden Sie bei der Telefonseelsorge (142) sowie bei Rat auf Draht (147) und online: www.kriseninterventionszentrum.at

Kommentare