Depression, Angst: Warum es Betroffene oft so schwer haben
"Es gibt immer noch das Stigma im Bereich der psychiatrischen Krankheiten. Viele der Betroffenen haben das Gefühl, dass es nicht opportun ist zu sagen: ,Ich muss jetzt zum Psychiater gehen‘." Diese Erfahrung macht die Psychiaterin Univ.-Prof. Gabriele Fischer von der MedUni Wien (Uni-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie) immer wieder: "Die Menschen glauben: Meine Gesundheit ist minderwertig – und meine Krankheit auch."
„Depression – lass uns reden“ ist auch das Motto des heurigen Weltgesundheitstages am 7.4. Die Sujets in dieser Geschichte sind die offiziellen WHO-Plakate zu der Kampagne.
Eine "extreme Katastrophe" sei die "völlig defizitäre Versorgung" mit Kinder- und Jugendpsychiatern mit Kassenverträgen: "In Wien wurden einige zusätzliche Stellen geschaffen, aber es ist trotzdem noch zu wenig. Und in der Steiermark etwa gibt es keine einzige Kassenstelle für einen Kinder- und Jugendpsychiater. Das zeigt schon, wie klein die Lobby in diesem Bereich ist. Und das führt zur Zwei-Klassen-Medizin." Finanziell schlechter gestellte Menschen oder Personen mit Migrationshintergrund seien stark diskriminiert – "und zwar über ihre ganze Lebensspanne, von der Kindheit bis ins Alter". Auch da ist die psychiatrische Versorgung mangelhaft.
Falsche Behandlung
Die Folge: Oft würden nur die Symptome wie Erschöpfung oder Schlaflosigkeit behandelt – aber nicht die Ursachen. "Das verstärkt aber die Probleme und macht die Beschwerden chronisch." Beruhigungsmittel würden dann zu lange eingenommen. Aber nur durch andere Medikamente – Antidepressiva – sei es oft erst möglich, auch eine Psychotherapie beginnen zu können: "Und bei diesen Medikamenten muss man keine Angst vor Abhängigkeit haben", sagt Fischer.
"Als primär psychotherapeutisch arbeitender Psychiater empfehle ich immer auch eine Psychotherapie – sei es mit oder ohne Medikamente. Nur damit kommt man den Ursachen der Beschwerden auf die Spur", betont Doering.
"Es sei wichtig die Menschen zu ermutigen, "Hilfe in Anspruch zu nehmen um die Angst zu überwinden". Für alle Angsterkrankungen sind sowohl Psychotherapie als auch medikamentöse Therapien empfohlen: "Die Wahl hängt von der Art der Angststörung, der Schwere und auch den Wünschen des Patienten ab. Die Erfolgsraten liegen bei 50 bis zu 80 Prozent."
Depressionen und Angst in Zahlen
Die Angaben stammen von der Weltgesundheitsorganisation WHO:
25 % bis 30 % der Bevölkerung erleben in einem Jahr Depressions- oder Angstzustände.
50 % der längeren Fehlzeiten treten aufgrund von Depression oder Angst auf.
50 % der schweren Depressionen in Europa werden nicht behandelt.
176 Milliarden Euro machen die jährlich in der EU verursachten Kosten durch Stimmungsstörungen und Angst (z.B. Krankenstände) aus.
Alles zum Thema Depression & Angst beim Gesundheitstalk
Zeit: Mittwoch, 15.3., 18.30 Uhr
Ort: Van-Swieten-Saal der Medizinischen Universität Wien, Van-Swieten-Gasse 1a (Ecke Währinger Str.), 1090 Wien.
Veranstalter: KURIER, MedUni Wien und Novartis.
Der Eintritt ist gratis.
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