Lungenärzte: Atemnot als mögliches Alarmsignal immer ernst nehmen
Akute Atemnot ist eines der häufigsten Anzeichen für einen Herzinfarkt - das ist vielfach bekannt. Die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) weist jetzt anlässlich ihrer Jahrestagung aber darauf hin, dass auch schwere Lungenerkrankungen wie Lungenembolie und Lungenhochdruck eine akute oder auch eine langfristige Atemnot auslösen können: Atemnot müsse als mögliches Alarmsignal "immer ernst genommen werden".
"Lungenembolie und Lungenhochdruck sind schwere Erkrankungen, die die Lebenserwartung beträchtlich verringern können – wenn sie nicht rechtzeitig und ausreichend behandelt werden", heißt es in einer Aussendung der ÖGP. Für beide typisch ist das Auftreten von Atemnot:
Eine Lungenembolie verlaufe meist dramatisch. Sie entsteht durch den Verschluss einer Lungenarterie, nachdem ein Blutgerinnsel aus dem Körperkreislauf in die Lunge gelangt ist. In über 90 Prozent der Fälle tritt diese in Folge einer tiefen Beinthrombose auf. "Eine Lungenembolie führt meist zu plötzlich auftretender Atemnot, Schmerzen in der Brust, Husten und in manchen Fällen sogar Bluthusten", erläutert Gabor Kovacs, stellvertretender Leiter der Klinischen Abteilung für Pneumologie an der Universitätsklinik der medizinischen Universität Graz. "Große Embolien können zu Herzversagen und leider immer wieder auch zum Tod führen. Beim plötzlichen Auftreten solcher Symptome muss daher unbedingt auch an eine Lungenembolie gedacht werden. Denn eine rechtzeitig eingeleitete Diagnose und Therapie kann Leben retten."
Während die Atemnot bei einer Lungenembolie zumeist plötzlich, von einer Minute auf die andere, auftritt, kann Atemnot, die sich über Jahre hindurch entwickelt und immer massiver wird, Alarmsignal für eine Vielzahl von Erkrankungen sein. Zu den infrage kommenden Lungenkrankheiten zählen Atemwegs- oder Lungengewebekrankheiten, aber langfristige Atemnot kann auch auf Erkrankungen der Lungengefäße, wie Lungenhochdruck hinweisen. Neuesten Schätzungen zufolge ist mindestens ein Prozent der Bevölkerung von Lungenhochdruck betroffen.
Kovacs: "Typisch ist, dass eine beginnende Atemnot in vielen Fällen bagatellisiert und nicht ernst genommen wird. So kann sie sich über die Jahre hinweg schleichend entwickeln, aber irgendwann merken die Patientinnen und Patienten: Ich kann meinen Freizeitbeschäftigungen wie zum Beispiel Wandern nicht mehr nachgehen, schon Spaziergänge in der Ebene strengen mich an. Durch meine Atemnot bin ich so eingeschränkt, dass ich jegliche körperliche Anstrengung vermeide. In diesen Fällen sind sehr häufig Herz- und Lungenkrankheiten die Ursache."
Was bei Lungenhochdruck passiert
"Durch krankhafte Prozesse kann es zu Umbauten in der Wand der Lungengefäße kommen, mit der Folge, dass das das Blut nicht mehr ungehindert fließen kann", erklärt Pneumologe Kovacs. Dadurch muss das Herz mehr arbeiten und der Blutdruck erhöht sich. Wenn der Blutdruck in den Lungenarterien dauerhaft erhöht ist, spricht man von Lungenhochdruck oder pulmonaler Hypertonie (PH). "Dieser Zustand kann den rechten Teil des Herzens, der das Blut in die Lunge pumpt, schädigen und zu einem rechtsseitigen Herzversagen führen, das tödlich enden kann."
Lungenhochdruck ist oft mit einer bestehenden Herz- oder Lungenkrankheit verbunden, kann aber auch als Spätfolge einer Lungenembolie oder als eigene Erkrankung der Lungengefäße auftreten.
Um dem Fortschreiten einer pulmonalen Hypertonie vorzubeugen, sei es daher wichtig, diese möglichst frühzeitig zu erkennen bzw. die Krankheit zu identifizieren, die dazu führt, und diese entsprechend frühzeitig zu behandeln. Lungenhochdruck wird aber oft erst spät erkannt. "Denn die Diagnostik und Therapie des Lungenhochdrucks sind aufgrund der vielen verschiedenen möglichen Ursachen ausgesprochen komplex", sagt Lungenhochdruckspezialist Kovacs.
Patienten mit Lungenhochdruck sollten in spezialisierten Zentren mit individuellen Behandlungsstrategien versorgt und von multidisziplinären Teams betreut werden. "Tritt bei bestehender Lungen- oder Herzkrankheit Atemnot auf und ist diese nicht durch die Grunderkrankung erklärbar, muss immer an Lungenhochdruck gedacht und dementsprechend ge- und behandelt werden", betonte Kovacs.
Neue Erkenntnisse und Therapien
Gerade im Bereich der medikamentösen Behandlung des Lungenhochdrucks habe sich in den letzten Jahren enorm viel getan. Kovacs zusammenfassend: "Wir gewinnen laufend neue Erkenntnisse hinsichtlich der Mechanismen und möglichen Auslöser dieser komplexen, lebensbedrohlichen Erkrankung. Für die Patientinnen und Patienten, für die es vor 25 Jahren noch keine ursächliche Therapie gab, steht mittlerweile eine große Zahl von Medikamenten mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Verfügung." Das neueste Medikament sei erst im vergangenen Monat in Europa zugelassen worden. "Wir hoffen, dass dieser Wirkstoff zur weiteren Verbesserung der Symptome, des Überlebens und der Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit Lungenhochdruck führen wird."
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