Unterschätzter "Raucherhusten": Was COPD so gefährlich macht
Dauerhusten, Kurzatmigkeit, Atemnot: Das sind die Hauptsymptome der unterschätzten chronischen Lungenkrankheit COPD. Mindestens 400.000 Menschen in Österreich sind davon betroffen, die Dunkelziffer ist deutlich höher. Durch den steigenden Anteil von rauchenden Frauen nimmt auch die Zahl von Frauen mit COPD zu. Jetzt wird am Karl Landsteiner Institut (KLI) für Lungenforschung und Pneumologische Onkologie an der Wiener Klinik Floridsdorf eine neue Behandlungsmethode bei fortgeschrittener COPD untersucht.
Was bedeutet COPD ?
COPD steht für "Chronic Obstructive Pulmonary Disease", "chronisch obstruktive Lungenerkrankung" oder "chronisch obstruktive Bronchitis". Obstruktiv bedeutet "verengt". Bei der COPD sind die Atemwege dauerhaft verengt und entzündet, dadurch werden die Lungenbläschen geschädigt, weniger Sauerstoff gelangt ins Blut. Kurzatmigkeit ist die Folge. Eine COPD entwickelt sich nicht plötzlich, sondern langsam über Jahre hinweg. "Oft wird sie aber erst im Spätstadium diagnostiziert, weil der Husten zu Erkrankungsbeginn lange ignoriert wird", sagt Theresa Klemm, Studienärztin am KLI.
Was passiert, wenn dieser Zustand länger anhält?
Bei fortgeschrittener COPD kommt es zu einer Überblähung der Lunge, einem Emphysem (siehe untenstehende Grafik). "Atemluft strömt ein, kann aber nicht mehr zur Gänze ausgeatmet werden", erklärt Klemm. Es entstehen Luftblasen (Zysten), Lungenbläschen platzen und der Gasaustausch – Aufnahme von Sauerstoff, Abgabe von Kohlendioxid – versagt in diesem Teil der Lunge. "Die Mehrzahl der Patientinnen und Patienten hat mehrmals täglich mit Atemnot bei alltäglichen Aktivitäten zu kämpfen", sagt KLI-Leiter Arschang Valipour.
Welche Ursachen hat die Erkrankung?
"Mindestens 80 Prozent der Erkrankungen werden durch Rauchen verursacht – es löst die Entzündung des Lungengewebes aus", sagt Klemm. Aber auch anhaltende, starke Luftverschmutzung, hohe Feinstaubbelastung oder Dämpfe von Chemikalien können ein Auslöser sein. "Auch Passivrauchen ist ein entscheidender Faktor."
Über rund 300 Millionen Lungenbläschen gelangt Sauerstoff aus der Atemluft ins Blut. Gleichzeitig nehmen die Lungenbläschen Kohlendioxid aus dem Blut auf, das dann ausgeatmet wird.
Die Lungenbläschen haben einen Durchmesser von etwa 0,2 Millimetern. Alle Lungenbläschen zusammen ergeben eine Oberfläche von rund 100 Quadratmetern.
Wie unterscheidet sich eine COPD von Asthma?
"COPD wird ab zirka 45 Jahren mit zunehmendem Alter immer häufiger, Asthma wird häufig bereits in der Kindheit und Jugend diagnostiziert", sagt Klemm. Bei Asthma-Patientinnen und -patienten treten Symptome wie Enge in der Brust und Atemnot eher anfallsartig auf, bei COPD in den Anfangsstadien vor allem unter Belastung, im fortgeschrittenen Stadium dauerhaft. Allergien spielen bei der Entstehung von Asthma häufig eine Rolle, bei COPD eher selten.
"Ein wesentlicher Unterschied ist auch: Inhalieren Asthma-Betroffene ein entzündungshemmendes und bronchienerweiterndes Medikament, normalisiert sich die Lungenfunktion in den meisten Fällen. Bei COPD-Betroffenen ist zwar eine Verbesserung, aber in der Regel keine Normalisierung zu erzielen."
Welche Therapien gibt es?
"Die wichtigste Maßnahme ist der Rauchstopp", betont Klemm: "Damit der Entzündungsprozess nicht weiter angefeuert wird." Spezielle Medikamente zum Inhalieren können die Bronchien erweitern. Ganz oben auf der Maßnahmenliste steht auch die Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit durch Kraft- und Ausdauertraining, Atemphysiotherapie und eine Ernährungsberatung. Weil Infektionen die Symptome verschlimmern können, "sollten alle gegen Infektionskrankheiten verfügbaren Impfungen – also z. B. Covid-19, Influenza, Pneumokokken, RSV – durchgeführt werden".
Und wenn das alles nicht ausreicht?
Dann kommt eine federführend am Karl Landsteiner Institut entwickelte Methode zum Einsatz: "In einem minimal-invasiven Eingriff werden kleine Einweg-Ventile in die überblähten Lungenareale mit den Luftblasen eingesetzt. "Luft kann dann zwar aus dem erkrankten Abschnitt der Lunge entweichen, aber nicht mehr einströmen. Die Blähung geht zurück."
Doch bisher eignete sich ein nicht unbeträchtlicher Anteil an COPD-Betroffenen im fortgeschrittenen Stadium nicht für eine Behandlung mit solchen Einwegventilen. Der Grund: Undichte Stellen im Lungengewebe, durch die Luft weiterhin eindringen konnte – was die Ventile wirkungslos macht. Kürzlich startete an 30 Zentren weltweit – darunter die Klinik Floridsdorf – eine Studie mit 200 Patientinnen und Patienten im Alter zwischen 45 und 75 Jahren. In einem ersten Schritt werden die undichten Stellen mit einem speziellen Klebstoff verschlossen, danach die Ventile eingesetzt. "Bei einem positiven Ergebnis der Studie wird die Ventiltherapie für erheblich mehr COPD-Betroffene möglich sein." Nachbeobachtung und Kontrolle werden sich über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren erstrecken.
Ist eine COPD heilbar?
"Leider nicht. Mit allen therapeutischen Maßnahmen ist es aber möglich, den Verlauf zu verlangsamen und die Lungenfunktion auf einem gewissen Schwellenwert zu halten", sagt Klemm. Valipour: "Frühzeitig erkannt und mit der richtigen Therapie kann die chronische Erkrankung stark gelindert werden, sodass Betroffene ein nahezu 'normales' Leben führen können."
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