Neue Studie: Ist man nach Omikron besonders gefährdet für Long Covid?

Ein Labormitarbeiter hält ein Reagenzglas mit einer Corona-Probe hoch.
Omikron-Abkömmlinge dominieren nach wie vor das Virusgeschehen. Wie hoch das Risiko für Long Covid nach einer Infektion mit dem Corona-Subtyp ist, haben sich deutsche Forschende angesehen.

Erschöpfung, Schlafstörungen, Kurzatmigkeit, Gedächtnisprobleme, Muskelschwäche: Long Covid verursacht bei Betroffenen vielfältiges Leid. Eine zielgerichtete Therapie gibt es nach wie vor nicht, viele Fragen zu den Grundlagen des Syndroms sind außerdem noch offen.

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Einen weiteren Puzzlestein zum besseren Verständnis der Corona-Langzeitfolgen liefert nun eine neue Studie der Medizinischen Fakultät der Universität Halle in Deutschland.

Wie gefährlich ist Omikron mit Blick auf Long Covid?

Corona-Studien fördern selten Erfreuliches zutage. Die neue Untersuchung bildet eine Ausnahme: An der Universität Halle hat man sich angesehen, wie gefährdet man ist, nach einer Infektion mit der Omikron-Variante Long Covid zu entwickeln. Interessant ist das auch deshalb, weil auch nach dem erstmaligen Aufkommen von Omikron im November 2021 noch heute primär Abkömmlinge des Corona-Subtyps zirkulieren.

Für die Analyse wurden die Angaben von 11.000 Personen zu ihrer Infektionsgeschichte, ihrem Impfstatus und den Symptomen nach der Infektion ausgewertet. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse im Fachblatt International Journal of Infectious Diseases.

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"Wir wollten den Zusammenhang zwischen Long Covid und verschiedenen Coronavirus-Varianten, Impfungen und früheren Infektionen verstehen", erklärt Epidemiologin Sophie Diexer, Erstautorin der Studie, in einer Aussendung.

Es zeigte sich: Das Risiko, an langfristigen Folgen zu laborieren, ist nach einer Omikron-Ansteckung deutlich geringer als nach einer Infektion mit früheren Coronavirus-Varianten. Diexer dazu: "Unsere Studie zeigt, dass der Prozentsatz der Menschen, die nach einer Infektion Long-Covid-Symptome entwickeln, zu jener Zeit am niedrigsten war, als Omikron weit verbreitet war."

Erstarken von Omikron brachte dennoch Long-Covid-Spitzen

Konkret war das Risiko nach einer Omikron-Infektion etwa drei- bis viermal geringer als nach einer Infektion mit der Wildtyp-Variante, die die Pandemie ursprünglich ausgelöst hatte.

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Allerdings, auch das betonen die Forschenden, trat die Mehrzahl aller Infektionen während der Dominanz von Omikron auf. „Rein zahlenmäßig bedeutet das, dass die meisten Menschen nach einer Omikron-Infektion Long Covid entwickelten“, präzisiert Diexer.

Wer Long Covid nach Erstinfektion entgeht, hat gute Prognose

Die Daten liefern jedenfalls auch Belege dafür, dass das Risiko für Langzeitfolgen nach einer erneuten Corona-Infektion geringer ist, wenn man nach einer Erstinfektion kein Long Covid entwickelt hat. "Personen, die nach ihrer Erstinfektion keine anhaltenden Symptome entwickelten, hatten ein deutlich geringeres Risiko, nach einer erneuten Infektion Long Covid zu entwickeln. Das Ausmaß dieses Effekts hat uns überrascht", sagt Diexer.

Was man nicht klären konnte: Ob die Corona-Impfungen im Falle eines Durchbruchs eine schützende Wirkung gegen Long Covid entfaltetet. Im Untersuchungszeitraum waren zudem noch keine an Omikron angepassten Impfstoffe verfügbar.

Ob sich die Erkenntnisse aus Deutschland auch auf neuere Omikron-Subtypen übertragen lassen, bleibt ebenfalls abzuwarten. 

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