Lockerungen der Maskenpflicht: Wie Experten die Pläne einschätzen
Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den geplanten Änderungen bei den Masken.
Wieso wird jetzt über Lockerungen diskutiert?
Wegen der stark sinkenden Infektionszahlen und dem Fortschritt bei den Impfungen: In Israel und Großbritannien gingen die Neuinfektion ab einer Durchimpfungsrate der Bevölkerung von 40 bis 50 Prozent stark zurück – in Österreich sind derzeit knapp 20 Prozent der impfbaren Bevölkerung vollständig immunisiert. Das Risiko, dass sich diese Personen infizieren und andere anstecken, ist laut Studien „nicht null, aber extrem niedrig“, stellten US-Experten fest – weshalb die USA die Maskenpflicht lockerten.
Sind solche Lockerungen wirklich vertretbar?
„Angesichts der rückläufigen Infektionszahlen und auch der deutlich rückläufigen Zahlen auf den Intensiv- und Normalstationen sind weitere Lockerungsschritte sicher verantwortbar“, sagt die Hygienikerin Miranda Suchomel, MedUni Wien. „Aber ich würde es schrittweise machen und immer zwei Wochen abwarten.“ Ähnlich Epidemiologe Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien: „Man muss die Folgen der großflächigen Öffnungen analysieren, beurteilen und davon abhängig werden differenzierte weitere Lockerungen möglich sein oder nicht. Momentan schaut es gut aus."
Wie war es eigentlich im Vorjahr?
Am 15. Juni 2020 wurde die Maskenpflicht im Handel, in Schulen und für Gäste in Restaurants abgeschafft – damals waren 0,92 Prozent von knapp 3.000 Tests positiv, aktuell liegt die Rate bei 1 Prozent (von mehr als 200.000 Tests pro Tag). ). Fünf Wochen später wurde sie sinnvollerweise wieder eingeführt.
Ist die Maskenpflicht derzeit noch sinnvoll?
„Spätestens, sobald in einer großen Region wie der EU alle Über-50-Jährigen geimpft sind bzw. die Möglichkeit zu einer Impfung hatten, bin ich für die Abschaffung aller Maßnahmen, auch der Masken und der Abstandsregeln“, sagt der österreichische Infektiologe Peter Kremsner, Uniklinikum in Tübingen. Laut Hutter seien derzeit aber noch nicht genügend Menschen geimpft, etwa Jugendliche und Personen unter Risikogruppen, um die Maskenpflicht generell abzuschaffen. „Wir können uns jetzt zwar etwas entspannen, müssen aber noch aufpassen.“
Ist die Maskenpflicht im Freien noch notwendig?
„Ich war eigentlich immer gegen die Masken im Freien – außer dort, wo man wirklich keinen Abstand halten kann“, sagt Suchomel. Hutter bestätigt und spricht sich „für individuelle Lösungen“ bei Outdoor-Events aus in Abhängigkeit von den situativen Gegebenheiten.
Und wie sieht es in Innenräumen aus?
Steigt die Durchimpfungsrate im Juni auf 40, 50 Prozent, könnte die Maskenpflicht in Innenräumen auf sensible Bereiche wie Spitäler beschränkt werden, sagte Komplexitätsforscher Peter Klimek in Wien heute. „Generell ist die Maskenpflicht eine sehr sinnvolle Maßnahme, die man beibehalten sollte“, meint hingegen Hutter. "Ich würde sie etwa in öffentlichen Verkehrsmitteln, aber auch in anderen Innenräumen, deren Lüftungssituation insuffizient sein kann, nicht abschaffen.“ Und auch, wenn es jetzt zu Lockerungen kommt: „Wie es im Herbst weitergeht, lässt sich jetzt noch gar nicht sagen“, betont Suchomel.
Was ist vom Umstieg von FFP2-Masken auf Mund-Nasen-Schutz zu halten?
„FFP2-Masken schützen mein Gegenüber und vor allem mich selbst“, sagt Suchomel. „Der Mund-Nasen-Schutz ist vor allem ein Fremdschutz, ein Spuckschutz, der Tröpfchen beim Reden und Ausatmen zurückhält, wenn kein Abstand möglich ist. Wer voll immunisiert ist, hat viel für den Eigenschutz getan – insofern ist der Schritt gerechtfertigt.“
Kommentare