Laut Studie: Diese Laufschuh-Modelle bergen das höchste Verletzungsrisiko
Joggen tut der Gesundheit gut. Wie bei jeder Sportart kann man sich auch beim Laufen verletzen. Neben typischen Beschwerden wie Schmerzen im Knie, an der Ferse, am Schienbein oder Rücken, kann es auch zu Verletzungen des Sprunggelenks kommen. Etwa Bänderzerrungen oder Bänderrisse am Sprunggelenk durch Umknicken.
Forschende der University of Florida haben sich nun angesehen, welche Laufschuhmodelle solchen Blessuren am ehesten Vorschub leisten.
In kleineren, früheren Erhebungen wurden Zusammenhänge zwischen dem Verletzungsrisiko und dem Schuhtyp sowie dem Fußauftrittsmuster – man kann beim Joggen zuerst auf der Ferse, dem Vorfuß oder dem Mittelfuß landen – bereits in Ansätzen erforscht.
Schuhe mit gepolsterten Absätzen mit erhöhten Verletzungsrisiko verbunden
Das Team um Sportmedizinerin Heather Vincent bediente sich jetzt umfassender Patientendaten des Health's Sports Performance Center und der Running Medicine Clinic, dessen Leiterin Vincent ist. Hunderte Läuferinnen und Läufer suchen die beiden Zentren jährlich aus verschiedensten Gründen auf. So war man in der Lage, Daten von über 700 Läuferinnen und Läufern aus sechs Jahren sammeln. Gewonnen wurden unter anderem detaillierte Informationen zum getragenen Schuhtyp, zur Verletzungshistorie und zum Laufverhalten.
In der Zusammenschau der Daten zeigte sich, dass Schuhe mit dickeren, höheren, gepolsterten Absätzen mit einem deutlich erhöhten Verletzungsrisiko verbunden waren. In der Auswertung wurden beeinflussende Faktoren wie Alter, Gewicht, Trainingsausmaß und Wettbewerbstätigkeiten berücksichtigt, um möglichst präzise Ergebnisse zu erhalten.
Stark gepolsterte und damit gut dämpfende Laufschuhe würden Joggerinnen und Jogger "in Bezug auf ihren Gang verwirren", schreiben die Forschenden. Was wiederum das Verletzungsrisiko steigern könne. Gemeint ist, dass Menschen beim Laufen auf voluminösen Sohlen weniger gut erspüren können, wie ihr Fuß am Boden aufsetzt. Mit flacheren Schuhen bekommt man allgemein ein besseres Gefühl für den Untergrund, auf dem man sich bewegt. Was ein kontrolliertes, bedachteres Aufsetzen des Fußes ermöglicht.
Untergrund erspüren stärkt die Trittsicherheit
In der Studie trugen Läufer, die gut erspüren konnten, welcher Teil ihres Fußes den Boden als erstes berührte, leichtere Schuhe mit geringerer Fersenabsenkung und breiterer Zehenbox. Hat ein Schuh eine Fersenabsenkung von zehn Millimetern, bedeutet das, dass die Ferse beim Tragen des Schuhs zehn Millimeter höher liegt als der Vorderfuß. Bei Modellen mit stark gepolstertem Absatz ist die Fersenabsenkung naturgemäß höher als bei flacheren Typen.
Insbesondere in den vergangenen Jahren hat die Beliebtheit von Sportschuhen mit gepolsterter Sohle zugenommen. Viele schwärmen vom Gefühl, wie auf einem Kissen zu laufen. Dass stark gedämpfte Sohlen auch Nachteile haben, konnten Sportwissenschaftler der Oregon State University schon 2018 demonstrieren: Eine starke Dämpfung sei mit mehr Instabilität im Fußbereich verknüpft, die muskulär ausgeglichen werden muss. Eine starke Polsterung führe also dazu, dass sich die Muskeln zusätzlich anstrengen müssen. Diese Mehrbelastung oder Überlastung könne zu Schmerzen oder Verletzungen im Sprunggelenksbereich führen.
Nicht überhastet wechseln
Wer gepolsterte Sohlen gewöhnt ist, sollte nicht von heute auf morgen den Laufschuh wechseln. Dies könne erst recht "ein Verletzungsrisiko darstellen", heißt es vonseiten der Gruppe um Hauptautorin Vincent, die für eine schrittweise Umstellung plädiert. Vincent, selbst passionierte Läuferin, spricht aus Erfahrung: "Ich musste mir selbst beibringen, aus den großen, hochhackigen Schuhen auszusteigen und auf etwas mit moderaterer Dämpfung umzusteigen und an der Stärkung der Füße zu arbeiten. Es kann bis zu sechs Monate dauern, bis es sich natürlich anfühlt. Es ist ein Prozess."
Obwohl hochgradig gedämpfte Laufschuhe mit einem deutlich höheren Verletzungsrisiko verbunden waren, kann – das betonen die Forschenden – aus den erhobenen Daten nicht eindeutig abgeleitet werden, dass die Polsterung allein für die Verletzungen verantwortlich ist. Weitere Erhebungen sollen Aufschluss darüber geben.
Die Studie wurde im Fachblatt Frontiers in Sports and Active Living veröffentlicht und kann hier nachgelesen werden.
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