Blut junger Mäuse lässt ältere langsamer altern: Gilt das auch für Menschen?
Wovon viele Menschen träumen, ist US-Forschern in Experimenten mit Mäusen gelungen: In aufwändigen Studien verlängerten sie das Leben älterer Mäuse – mit dem Blut jüngerer Artgenossen. Die älteren Mäuse lebten um sechs bis neun Prozent länger. Auf menschliche Lebenszeit umgerechnet wären das etwa sechs Jahre, schreiben die Forscher. Dazu verbanden sie die Blutgefäße der jüngeren und älteren Tiere, sodass ihr Blutkreislauf miteinander verbunden war. Das Blut der jungen Mäuse zirkulierte in den Körpern der älteren Mäuse.
Die Studienautoren weisen explizit darauf hin, dass ihre Experimente nicht auf eine Anti-Aging-Behandlung für Menschen übertragbar seien, dass aber das Blut junger Mäuse Verbindungen enthält, die die Langlebigkeit der älteren fördern. "Ich würde sagen, es ist ein nützlicher Cocktail", kommentiert es Studienautor James White, Zellbiologe an der Duke University School of Medicine in North Carolina, in der New York Times.
Erste Experimente bereits im 19. Jahrhundert
Diese Art von Versuchen ist nicht neu. Bereits im 19. Jahrhundert verbanden französische Wissenschaftler die Blutgefäße von zwei Ratten. Um zu zeigen, dass sie anschließend einen gemeinsamen Blutkreislauf teilten, injizierten sie Belladonna, ein Mittel, das aus der giftigen Schwarzen Tollkirsche gewonnen wird. Das Ergebnis: Bei beiden Ratten weiteten sich die Pupillen. In den 1950er Jahren folgten ähnliche Experimente, erstmals mit dem Fokus auf Altern. Das heißt, der Blutkreislauf einer älteren und einer jüngeren Maus wurde miteinander verbunden, wobei die Forscher zu dem Schluss kamen, dass die älteren Mäuse danach jünger wirkten.
Dass dies wirklich so ist, zeigten erst Versuche in den frühen 2000er Jahren mit neueren Technologien. Hier konnte erstmals nachgewiesen werden, dass sich die Muskeln und das Gehirn der jeweils älteren Mäuse verjüngten, wenn sie miteinander verbunden wurden, während die jüngeren Mäuse schneller alterten.
Mit dem Blut jüngerer Menschen
Auf Basis dieser Ergebnisse entstand die Idee, ähnliche Effekte über Bluttransfusionen beim Menschen zu erreichen. Einzelne Startups in den USA boten Transfusionen mit Blut junger Erwachsener an – mit dem Ziel, das Leben älterer Menschen zu verlängern. Gegen einen Preis von etwa 8.000 US-Dollar (umgerechnet ca. 7.300 Euro) war es möglich, solche Bluttransfusionen etwa vom Startup Ambrosia zu erhalten.
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Die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA warnte 2019 jedoch vor derartigen Behandlungen, da es "keine bewiesenen klinischen Vorteile" dafür gab, wofür sie warben, nämlich einen verjüngenden Effekt. Zudem könnten die Transfusionen "potenziell schädlich" sein, verlautbarte die FDA. Ambrosia stellte nach der Warnung der FDA sein Angebot ein. Es gibt jedoch weitere Firmen, die etwa Blutplasma jüngerer Menschen verkaufen oder versuchen Medikamente daraus zu entwickeln.
Aktuelle Studie: Biologische Uhr stellte sich zurück
In den aktuellen Experimenten der US-Forscher verbanden die Forscher ein Tier im Alter von 20 Monaten und ein jüngeres im Alter von drei Monaten. Die Verbindungen wurden zwölf Wochen nach der Operation wieder getrennt – das entspricht etwa einem Zehntel der Lebensspanne der Nager. Umgelegt auf menschliche Lebensjahre müsste ein 50-Jähriger mit einem 18-Jährigen mehr als acht Jahre verbunden werden.
Zum Vergleich wurden zudem zwei junge und zwei ältere Mäuse zusammengenäht. Das Ergebnis: Die älteren Tiere, die mit einem jüngeren verbunden wurden, lebten sechs Wochen länger als gleich alte Tiere, die miteinander verbunden wurden. Umgerechnet auf menschliche Lebenszeit entspräche dies einer Lebensverlängerung um etwa vier Jahre.
Die Forscher fanden zudem heraus, dass sich die biologische Uhr der Mäuse um mehrere Monate zurückgestellt hatte. Dies kann über molekulare Marker in Leber und Blut errechnet werden. Zwei Monate später zeigte sich, dass diese Marker der älteren Mäuse immer noch jenen von jüngeren entsprachen.
Jüngere Mäuse alterten rascher
Auch die jüngeren Mäuse wurden durch die Verbindung beeinflusst: Sie alterten rascher, nach der Trennung kehrte sich dieser Effekt jedoch wieder um.
Inwiefern die Ergebnisse für Menschen genutzt werden können, ist noch unklar. Nächster Schritt sei, herauszufinden, wie der Verjüngungseffekt genau vonstatten geht. Es gebe aber keine Hinweise, dass sich die Effekte auf den Menschen übertragen lassen. Injektionen von Blut oder Blutplasma sind zudem nicht vergleichbar damit, dass zwei Tiere über Monate miteinander verbunden sind.
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