So gewinnt man mehr als 20 Lebensjahre

Es sind nur acht Gewohnheiten – aber ihr Effekt auf die Lebenserwartung ist groß: Exakt 23,7 Jahre können 40-jährige Männer im Durchschnitt länger leben, wenn sie einen gesunden Lebensstil pflegen. Bei Frauen sind es immerhin 22,6 Jahre. Und: Sogar im sogenannten „gesetzten Alter“ erhöht eine Veränderung hin zu einem gesunden Lebensstil die Lebenserwartung. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, die jetzt bei der internationalen Konferenz „Nutrition 2023“ in Boston vorgestellt wurde.
Was die Studienautoren dabei besonders betonten: Für einen besseren Lebensstil muss man seine Leben nicht einmal völlig umkrempeln. Auch wenige moderate Anpassungen bringen bereits viel, sagt Hauptautorin Xuan-Mai Nguyen von der University of Illinois. „Wir waren wirklich überrascht, wie viel man mit der Einführung von einem, zwei, drei oder allen acht Lebensstilfaktoren gewinnen kann.“
Die acht definierten Faktoren (siehe unten) umfassen Gewohnheiten wie Bewegung, gesunde Ernährung, wenig Alkohol oder gut mit Stress umgehen zu können. Keine große Überraschung sind die Ergebnisse der US-Kollegen für Alexandra Kautzky-Willer, Stoffwechselexpertin an der MedUni Wien und Vize-Präsidentin der Gesellschaft für Innere Medizin. „Die Untersuchung zeigt einmal mehr, wie wichtig Prävention ist. Wenn man einen gesunden Lebensstil hat, bringt das extrem viel.“
Spezielle Gruppe
Sie betont allerdings auch: „Die untersuchte Gruppe war sicher keine 08/15-Gruppe, sondern ein spezifisches Kollektiv.“ Nguyens Team hatte die Daten einer Langzeituntersuchung mit 719.147 US-Militärveteranen im Alter von 40 bis 99 Jahren ausgewertet, die zwischen 2011 und 2019 erhoben worden waren. Das heiße: Als Armee-Angehörige waren die Teilnehmer zumindest in jungen Jahren sehr fit, gut trainiert und eher stressresistent.
Die Forscher definierten acht Faktoren: Körperliche Aktivität, nicht rauchen, gut mit Stress umgehen können, gute
Ernährung, wenig Alkohol, ausreichend Schlaf, positive soziale Beziehungen, keine Abhängigkeit von Opioid-Schmerzmitteln.
Als größte Risiken stellten sich geringe körperliche Aktivität, Rauchen und Opioid-Abhängigkeit heraus. Letzteres ist in den USA ein großes Thema, nicht aber in Österreich.
45Prozent höher war das Sterberisiko während des Studienzeitraumes (2011 bis 2019) durch diese drei Risikofaktoren. Bei schlechter Stressverarbeitung und ungesunder Ernährung waren es „nur“ 20 Prozent.
In den bisher bekannten Daten aus der Studie ist für Kautzky-Willer zudem nicht ersichtlich, wie viele der Studienteilnehmer bereits mit 40 an einer chronischen Erkrankung gelitten haben. Denn auch dies ermöglicht Schlussfolgerungen. „Wir wissen aus anderen Studien, wenn jemand bis 50 gesund ist, bringt das bei Männern im Schnitt weitere zehn gesunde Lebensjahre. Bei Frauen sind es acht.“ Worin sich die US-Studie mit anderen großen Analysen deckt: Männer können mit einer Lebensstilverbesserung mehr gewinnen als Frauen. Der Grund: „Männer haben tendenziell einen ungesünderen Lebensstil als Frauen.“
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