Forscher des Columbia University Irving Medical Centers bezeichnen Taurin in ihrer im Fachjournal Science erschienenen Studie sogar als "Lebenselixier, das in uns sein könnte" und "uns hilft, länger und gesünder zu leben".
Neue Studie
Bedeutend dafür scheint auch der Taurinspiegel im Blut zu sein. Mit steigendem Lebensalter nimmt die Konzentration im Blut ab. Ihn wieder auf ein Niveau des jüngeren Lebensalters zu bringen, könnte eine vielversprechende Strategie sein, schlussfolgern die Wissenschafter.
Wie bereits in früheren Studien festgestellt worden war, hängt dieser mit Immunfunktion, Funktionen des Nervensystems oder Fettleibigkeit zusammen. Der Columbia-Genetiker Vijay Yadav wiederum wurde auf die Rolle beim Knochenaufbau aufmerksam. "Wir erkannten, dass, wenn Taurin all diese Prozesse reguliert, die mit dem Alter abnehmen, der Taurinspiegel im Blut vielleicht die allgemeine Gesundheit und die Lebensspanne beeinflusst", sagt Yadav.
Der Wiener Anti-Aging-Mediziner Markus Metka betont in diesem Zusammenhang, dass die Eigenschaften von Taurin "ganz im Sinne von Anti-Aging" seien. "Es wirkt unter anderem antientzündlich, antioxidativ und senkt die Blutfette." Er verweist auf weitere Studien, die belegen, dass die Substanz sogar die Gehirnaktivität anregt.
Taurin ist ein körpereigener Stoff, den der Organismus selbst produziert, aber auch über die Nahrung aufnimmt. Die Aminosäure ist vor allem in tierischen Produkten wie Fleisch, Milch oder Eiern enthalten. Täglich sind rund 400 Milligramm empfohlen. Mit einer ausgewogenen Ernährung, bei der nur gelegentlich Fleisch aufgetischt werde, sei man ausreichend versorgt, sagt Metka. Bei einer zusätzlichen Gabe sei aber die Dosis entscheidend. "Mehr als 2.000 Milligramm pro Tag soll man nicht einnehmen."
Dass dies – wenn überhaupt – nicht mit Energydrinks und in Eigenregie bewerkstelligt werden soll, versteht sich von selbst. "Zusatzstoffe, zum Beispiel Zucker oder Fruktose wie in Energydrinks sind für das negative Image, das Taurin seit geraumer Zeit hat, verantwortlich", sagt Metka.
Alterungsprozess beeinflusst
Ein Mangel an Taurin ist laut der Columbia-Studie eine Triebkraft des Alterns, zumindest bei Tieren. Yadavs Team untersuchte dafür den Tauringehalt bei Mäusen, Affen und Menschen. Bei Menschen betrug der Taurinspiegel bei 60-Jährigen nur etwa ein Drittel des Wertes von Fünfjährigen.
Ob die Gabe von Taurin im Umkehrschluss den Alterungsprozess beeinflusst, prüften die Forschenden in einer Studie mit 200 Mäusen im mittleren Alter. Jene Gruppe, die täglich Taurin erhielt, lebte um bis zu zwölf Prozent länger als die Mäuse in der Vergleichsgruppe. Daraus schließen sie, dass Taurin nicht nur die Lebenserwartung erhöht, sondern auch die Gesundheit im Alter verbessern könnte.
Weitere Vorzüge
Im Mäuse-Versuch zeigten sich noch weitere Vorzüge, die Taurin liefern könnte. Das Immunsystem funktionierte wieder besser, die Muskelaktivität ebenso und auch die Knochenmasse erhöhte sich. Dazu stellten die Forschenden fest, dass sich auch die Stammzellen vermehrten und die Mitochondrienleistung anstieg, was weniger Schäden an der DNA zur Folge hatte.
Ähnlich positive Erfahrungen machte das Team auch bei Rhesusaffen, die sechs Monate lang Taurin als Nahrungsergänzung erhalten hatten.
Bei Untersuchungen mit Menschen sammelte Yadevs Team ebenfalls vielversprechende Daten. Bei 12.000 Erwachsenen über 60 Jahren waren 50 Gesundheitsparameter mit dem Taurinspiegel verglichen worden. Jene mit einem höheren Wert waren gesünder und wiesen weniger Entzündungswerte auf.
Yadev betont aber, dass weitere Studien und klinische Forschungen am Menschen nötig sind, um zu klären, ob Taurin als Nahrungsergänzung tatsächlich zur Steigerung der Lebenserwartung beim Menschen taugt. Vor allem sollten dafür viele Gesundheitsparameter gemessen werden, nicht nur einzelne Komponenten im Studiendesign definiert werden.
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