Krebsmedikament reduziert Todesfälle bei Covid-Patienten deutlich

Symbolbild
Eine neue Studie zeigt, dass Sabizabulin das Sterberisiko um 55 Prozent reduzierte. Zugelassen ist das Medikament dafür aber noch nicht.

Ein experimentelles Medikament, das ursprünglich zur Bekämpfung von Krebs entwickelt wurde, senkte in einer Studie das Sterberisiko für Covid-Patienten um mehr als die Hälfte. Bei Patienten, die aufgrund ihrer Covid-Infektion im Krankenhaus behandelt werden mussten, senkte das Medikament Sabizabulin Todesfälle um 55 Prozent.

Die Herstellerfirma Veru, ein US-Unternehmen aus Miami, beantragte eine Notfallgenehmigung für die Verwendung des Mittels, das als Tablette eingenommen wird, bei der FDA. Das würde die Zahl der verfügbaren Medikamente für Covid-19-Patienten erweitern. "Das sieht super beeindruckend aus", sagte Ilan Schwartz, Experte für Infektionskrankheiten an der University of Alberta, gegenüber der New York Times. Schwartz war nicht an der Studie beteiligt. "Wir haben eine kleine Anzahl von Behandlungen für Patienten mit schwerer Erkrankung, die die Sterblichkeit reduzieren, eine weitere Behandlung, die Todesfälle weiter reduzieren kann, wäre sehr willkommen."

Schwartz warnte aber davor, die Ergebnisse zu überinterpretieren, da die Zahl der Studienteilnehmer mit 134 Patienten, die das Medikament erhielten, relativ klein sei.

Sollte Tumorwachstum hemmen

Sabizabulin blockiert Zellen beim Aufbau sogenannter Mikrotubuli. Das sind röhrenförmige Proteinstrukturen, die den Zellen Form und Festigkeit verleihen und Material aus dem Zellinneren in andere Teile der Zelle transportieren. Schnell wachsende Tumorzellen sind auf Mikrotubuli angewiesen, weshalb das Medikament von Forschern der University of Tennessee entwickelt wurde, um Krebszellen am Wachstum zu hindern.

Mit Beginn der Pandemie wurde untersucht, ob Sabizabulin auch bei Covid Effekte hat. Forscher vermuteten, dass sie mit dem Mittel auch die Vermehrung des Virus im Körper verhindern könnten, da auch sie vom Mikrotubuli-Netzwerk abhängt.

Nach Versuchen mit Mäusen wurde das Medikament an Freiwilligen, die bereits wegen Covid-19 im Krankenhaus waren, getestet. In Frage kamen nur Patienten, die Sauerstoff erhielten oder auf ein Beatmungsgerät angewiesen waren. Sie mussten ein hohes Risiko haben, an Covid zu sterben, also etwa auch Bluthochdruck, fortgeschrittenes Alter oder Fettleibigkeit aufweisen.

Weitere Studien

In der nun veröffentlichten Studie erhielten 134 Freiwillige Sabizabulin, 70 ein Placebo. Im Verlauf von 60 Tagen unterschieden sich die Sterberaten der beiden Gruppen signifikant. 45,1 Prozent der Placebo-Gruppe starben, im Vergleich zu 20,2 Prozent derjenigen die das neue Medikament erhielten. Dieser Unterschied führte zu einer Reduzierung des Todesrisikos um 55,2 Prozent.

Die Studie wurde vorzeitig abgebrochen, weil ein unabhängiger Beratungsausschuss feststellte, dass die Vorteile des Medikaments sich abzeichneten. Sie entschieden, dass es unethisch wäre, einigen Patienten weiterhin ein Placebo zu verabreichen.

Um den Effekt des Mittels abschließend zu bewerten, seien aber noch weitere Studien notwendig.

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