Immer mehr Kinder kurzsichtig: Woran Eltern Fehlsichtigkeit erkennen können
Bereits jedes dritte Kind weltweit ist kurzsichtig – Tendenz steigend. In europäischen Ländern liegt der Anteil der Kinder mit Fehlsichtigkeit zwischen 30 und 40 Prozent. Hauptgrund dafür ist ein zu häufiges und zu langes Fokussieren in der Nähe. "Das Ausmaß, in dem auf Handy, Laptop oder Tablet geschaut wird, nimmt zu, und zwar auch schon bei sehr jungen Kindern", sagt Markus Gschweidl, Bundesinnungsmeister der Augen- und Kontaktlinsenoptiker. "Das kann ein übermäßiges Längenwachstum des Augapfels bewirken, was zu Kurzsichtigkeit führt."
Insbesondere ab dem Volksschulalter werden die Augen von Kindern sehr gefordert, meint Gschweidl. Stundenlanges Nahsehen in Verbindung mit Bildschirmen aber auch Büchern und Heften in der Schule sowie die weitere Nutzung von Smartphones und ähnlichen Geräten in der Freizeit kann das Risiko einer Kurzsichtigkeit erhöhen. Das gilt vor allem, wenn die Geräte bei einer verminderten Umgebungshelligkeit genutzt werden. Beginnt Kurzsichtigkeit bereits im Kindesalter und nimmt über die Jahre weiter zu, kann das zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen wie Netzhautablösung im Erwachsenenalter führen.
Erste Anzeichen erkennen
Umso wichtiger ist es, eine Fehlsichtigkeit beim Kind möglichst früh zu erkennen, betont Gschweidl. Typisches Verhalten, das auf eine eventuelle Fehlsichtigkeit hindeuten kann, ist etwa, wenn ein Kind schnell erschöpft ist und sich nicht konzentrieren kann. Bücher und Tablets werden zudem oft viel zu nahe ans Auge gehalten – das Kind "klebt" richtiggehend am Bildschirm.
Auch ein wiederkehrendes Zusammenkneifen oder Reiben der Augen oder ein Schiefhalten des Kopfes können auf schlechtes Sehen hindeuten. Gschweidl: "Wenn ein Kind tollpatschig ist, Bälle schlecht fängt, nicht gerne malt oder liest, kann das ebenso auf eine Fehlsichtigkeit hindeuten."
Kinder sollten wie Erwachsene daher einmal jährlich zum Augenarzt und Optiker, um die Augen und Sehschärfe überprüfen zu lassen. Wird eine Fehlsichtigkeit festgestellt, helfen Brillen oder – je nach Kind – ab dem Volksschulalter Kontaktlinsen bei der Korrektur. "Eine gute Einstellung und spezielle Brillengläser oder Kontaktlinsen können zudem versuchen, eine weitere Zunahme der Kurzsichtigkeit zu bremsen. Dabei ist wichtig, dass es zu keiner Überkorrektur kommt – das könnte das Längenwachstum des Augapfels weiter anregen", so Gschweidl.
Früh vorbeugen mit der 20-20-20-Regel
Um Kurzsichtigkeit vorzubeugen, helfen regelmäßige Pausen, in denen sich das Auge erholen kann. Gschweidl empfiehlt die 20-20-20-Regel: Alle 20 Minuten sollte man für 20 Sekunden auf ein Objekt in 20 Meter Entfernung schauen. Bei Kindern sollte Bildschirmzeit, so gut es geht, eingeschränkt werden. Sie sollten mindestens ein bis zwei Stunden pro Tag im Freien bei Tageslicht verbringen und mit dem Blick von kurzen zu langen Distanzen wechseln. Braucht ein Kind eine Brille, sollte diese regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.
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